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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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er. »Aber ich kann es kaum erwarten, meinen Wurf zu sehen – die Welpen sind sicher schon ausgewachsen!« Er streckte die Pfote zum Dank aus, und die Räuber und Curtis schüttelten sie einer nach dem anderen.
    »Auf Wiedersehen, Dmitri«, sagte Curtis, als der Kojote nach seiner Hand griff.
    »Wenn du jemals eine frische Aas-Mahlzeit brauchst«, verabschiedete sich Dmitri von Curtis, »weißt du, wo du mich findest. Mein Bau liegt westlich der Langen Straße beim Oberlauf des
Schaukelstuhlbachs im Alten Wald. Such nach dem zerbrochenen Stein. Ruf mich, ich finde dich dann schon.«
    Curtis grinste und dankte ihm.
    »Werd nur nicht zu reich, Dmitri«, meinte Seamus, »sonst kreuzen sich unsere Pfade noch mal. Wir Räuber finden schnell zu unserer wahren Natur zurück.«
    »Tja, und ebenso gilt für euch: Lasst eure kleinen Kinder nachts nicht zu weit weglaufen«, entgegnete Dmitri, »sonst sind sie Futter.«
    Brendan lachte. »Hau schon ab, Hund, lauf nach Hause zu deinen Welpen.«
    Dmitri nickte, stellte sich auf alle viere und trottete davon. Ehe er allerdings im Unterholz abtauchte, sah Curtis ihn anhalten; er blickte an der zerfetzten Uniform herab, die immer noch an seinem Körper hing. Ein Ruck der Schnauze, ein Schütteln des Hinterteils, und schon hatte er sie abgeworfen und sie fiel als schmutziger Haufen zu Boden. Er stieß ein kurzes, frohes Heulen aus und verschwand zwischen den Bäumen.
    Curtis spürte eine Hand an seiner Schulter; es war Brendan. »Und ich schätze mal, du willst jetzt nach Hause. Oder, Außenweltjunge?«
    Curtis überlegte kurz, ehe er antwortete. Die Ereignisse der vergangenen Tage spulten sich noch einmal vor seinem geistigen Auge ab. Ihm schwindelte leicht. »Nein«, sagte er. »Nein, ich möchte mit euch kommen.«

    Brendan sah ihm direkt in die Augen. »Du weißt, worauf du dich da einlässt? Das ist ein paar Nummern zu groß für dich, Kleiner.«
    »Ich bin hergekommen, um Mac zu retten, und ich war so dicht dran.« Er hielt Daumen und Zeigefinger hoch, sodass sie sich beinahe berührten. »Prue ist nach Hause gegangen, vielleicht hat sie aufgegeben. Aber ich hab noch eine letzte Chance. Ich kann jetzt nicht gehen. Ausgeschlossen.«
    »Von mir aus«, sagte Brendan. »Dann schließ dich uns an. Aber ich hab dich gewarnt. Das könnte dich das Leben kosten, Junge.«
    Curtis nickte ernsthaft. »Das weiß ich.« Er sah Septimus an, der immer noch auf seiner Schulter hockte. »Was ist mit dir, Ratte?«, fragte er.
    »Ich bin dabei, Kleiner«, erwiderte Septimus. »Der Bau da bringt mir nichts mehr. Keine Kojoten bedeutet auch kein Essen abzustauben.« Er grinste breit. »Ich geh dahin, wo’s was zu beißen gibt.«
    Etwas weiter vorn suchte Angus bereits den Waldboden ab; die niedrigen Farne und der Klee waren großflächig zertrampelt.
    »Hier ist eine Armee durchgezogen«, stellte er fest. »Die gesamte verfluchte Armee muss an dieser Stelle aufmarschiert sein. Seht euch das an.« Er zeigte auf eine breite Schneise, die in südlicher Richtung in den Wald geschlagen worden war. »Müssen hunderte gewesen sein.«
    Ein ausgemustertes, verrostetes Bajonett ragte aus einem Büschel Farne. Brendan zog es heraus und begutachtete die Spitze. »Jawoll,
Jungs, so ist es. Gehen wir zurück ins Lager. Was auch immer diese Witwe plant, sie muss zuerst uns besiegen. Los, beeilen wir uns.«
    Er warf das Bajonett beiseite, und der Trupp befreiter Gefangener machte sich auf den Weg ins Lager.

    Prue saß ruhig auf der Wiese und beobachtete, wie die Gestalten in den langen Gewändern sich versammelten. Kein Ruf ertönte, kein Signal wurde gegeben, und doch kamen die Mystiker – ein jeder in seine Gedanken vertieft – nach und nach von ganz allein heran und nahmen ihre Positionen ein. Schließlich bildeten sie einen riesigen Kreis um den Stamm des großen Baums, jeder etwa fünf Meter von seinem Nachbarn entfernt. Plötzlich und ohne ein Wort setzten sich alle im Schneidersitz auf den Boden. Prue konnte Iphigenia sehen, die zwischen einem Hasen und einem Hirsch saß, den Rücken durchgedrückt, den Hals gereckt, die Augen in tiefer Konzentration geschlossen. Der ganze Kreis atmete synchron, begleitet vom leisen Rauschen des Windes.
    Die Meditation hatte begonnen.

    Das Tempo war schnell; die Räuber liefen lautlos und unauffällig durch die Bäume. Nach einer Weile erreichten sie die Lange Straße. Nachdem sie keine Wachposten entdecken konnten, folgten sie ihr Richtung Süden. Sie trieben Curtis

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