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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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Prue zornig an. »Du hast nichts davon gesagt, dass dieser Psychopath mit von der Partie ist.« Zähnefletschend deutete er mit den
Krallen auf den Räuberkönig. »Dieser Mann ist für mehr Diebstähle verantwortlich als jeder andere Räuber im Wald. Er wird in allen vier Ländern polizeilich gesucht. Ich habe höchstpersönlich meinen Anteil an einer Jahresernte auf seine Ergreifung ausgesetzt, tot oder lebendig.« Er wandte sich wieder Brendan zu. »Beim letzten Mal hattest du Glück, mit dem Leben davonzukommen – dieses Mal werde ich gründlicher sein.«
    »Ach komm schon, Fuchs«, sagte Brendan ganz brav. »Lass uns jetzt nicht über bürokratische Details streiten. Es sind wirklich wichtigere Ereignisse im Gange.«
    Sterling schäumte vor Wut. Seine Augen waren zu zornigen Schlitzen verengt und das dichte rote Fell in seinem Gesicht schien sich noch dunkler zu färben. Seine Pfote tastete nach der Gartenschere; langsam zog er sie aus seinem Gürtel.
    »Also gut, Füchschen«, sagte Brendan. »Wenn es unbedingt sein muss.« Die silbrige Klinge seines Säbels tauchte aus der Scheide auf. »Klären wir es jetzt sofort, Wachtmeister .«
    Da erklang eine Stimme aus den Reihen der Bauern. »Aufhören!« Prue drehte sich um und sah, wie Iphigenia, die Älteste Mystikerin, sich durch die Menge schob. Als sie die Brücke erreicht hatte, legte sie ihre runzlige Hand auf den Arm des Fuchses. »Wachtmeister, ich befehle dir, diesen Unsinn zu lassen.«
    Brendan hatte sich nicht gerührt, seine Hand lag immer noch auf dem Säbel. »Hör auf die alte Dame, Füchschen«, sagte er. Der Fuchs
stellte die Nackenhaare auf, sodass ein leuchtender Kamm auf seinem Rücken aufragte.
    »Du auch, mein Sohn«, ermahnte Iphigenia den Räuberkönig streng. Sie trat vor, ergriff seine Hand und schob seinen Säbel zurück in die Scheide. Dann machte sie einen Schritt rückwärts und musterte die beiden Streithähne misstrauisch. »Verzeih, dass wir es nicht früher geschafft haben, meine Liebe«, sagte sie zu Prue. »Meine alten Knochen sind nicht mehr so schnell wie früher.«
    »Kein Problem.« Prue seufzte tief und erleichtert. »Ich bin nur froh, euch alle zu sehen.«
    Iphigenia lächelte, hob den Kopf und blinzelte in den Himmel. Beide Armeen formierten sich, während die Älteste Mystikerin den Sonnenstand prüfte. Zufrieden sagte sie zu Brendan:
    »König, wir erbieten unsere Dienste. Wir sind zwar nur eine bescheidene Streitkraft, aber was uns an Waffen fehlt, machen wir durch unsere Menge wett. Wir sind fünfhundert an der Zahl, Bauern und Viehzüchter, und alle sehr geschickt mit Sense und Mistgabel. Wenn ihr mit uns marschiert, dann werden wir, glaube ich, eine imposante Truppe bilden.«
    Brendans Miene war mit Ankunft der Mystikerin weicher geworden. Er ließ die Hand vom Säbel sinken und verneigte sich tief vor der alten Frau. »Wenn ihr uns wollt«, sagte er, »wäre uns das eine Ehre.«
    »Eine Verbeugung ist nicht nötig, König«, erwiderte Iphigenia
errötend. »Ich kenne euren Eid.« Nun sprach sie die versammelten Bauern an. »Bürger von Nordwald, hört gut zu. Heute, auf dieser Brücke, wird ein Bündnis geschmiedet – wenn auch ein vorübergehendes. Heute vereinen wir uns zum Wohle aller mit den Räubern von Wildwald. Wir marschieren als Verbündete.« Und an Sterling gewandt: »Dir wäre ich dankbar, wenn du dem Räuberkönig um unserer Unternehmung willen die Hand schütteln würdest.«
    Der Fuchs grummelte halblaut etwas, bevor er sich zu Brendan umdrehte. »Von mir aus. Wenn es ›unserer Unternehmung‹ dienlich ist.« Er streckte die Pfote aus, und Brendan ergriff sie bereitwillig. Nach ein paar Mal Schütteln riss der Fuchs den Arm weg und nickte ernst. »Das wäre erledigt.«
    »Also gut, Räuber«, sagte Brendan laut. »Wir ziehen mit den Nordwaldern in den Kampf.« Prue sah, dass Iphigenia aufatmete. Sie nahm Prues Hand und sagte: »Unser kleiner Plan funktioniert. Hoffen wir, dass unser Glück vorhält.«

    Prue lächelte. »Ja, hoffen wir es.«
    Jetzt stellte sich Curtis neben Prue und streckte Iphigenia die Hand entgegen. »Hallo. Ich bin Curtis. Ein Freund von Prue. Ich bin auch ein Räuber.«
    Iphigenia wollte ihn gerade höflich begrüßen, da breitete sich ein überraschtes Lächeln auf ihrer Miene aus. »Na, das ist aber mal ein Zufall.«
    Prue und Curtis sahen einander an. »Was ist ein Zufall?«, fragte Curtis.
    »Noch ein Mischling«, erklärte Iphigenia und umschloss seine Hand. »Nachdem ich

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