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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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wird es noch leidtun, dass sie sich mir nicht angeschlossen haben, wenn der Tag naht. Und dann wird es keine Rolle mehr spielen, in welcher kleinen Kloake sie sich derzeit verstecken.«
    Brendan verlor allmählich die Beherrschung. »Zieh dein Schwert, Gouverneurin«, sagte er fest. »Wir klären das jetzt sofort.«
    »So einfach ist das nicht«, entgegnete Alexandra aufreizend gelassen. Sie legte zwei Finger an die Lippen und stieß einen lauten, hellen Pfiff aus. Plötzlich füllte sich die Brücke hinter ihr mit Kojotensoldaten, von denen jeder ein Gewehr genau auf Brendan und Prue richtete.
    Brendan fiel die Kinnlade herunter. Prue drückte sich fest an seinen Rücken und vergrub das Gesicht im feuchten Stoff seines Hemds.
    Und genau in diesem Moment zückte Alexandra endlich ihr Schwert. »Lass die Waffe fallen«, befahl sie und hielt Brendan die
Spitze ihrer Klinge ruhig unter die Nase. Das Klirren von Metall auf Holz ertönte, als Brendan seinen Säbel fallen ließ. Das von der Verfolgung immer noch atemlose Rudel Kojoten lief herbei und zerrte die beiden Reiter von ihrem Pferd.
    »Schafft den König zu den Käfigen!«, rief die Gouverneurin. Die Kojoten bellten beifällig. »Aber das Mädchen bringt ihr zu mir.«
    Alexandra warf einen letzten Blick auf Prue; dann steckte sie ihr Schwert zurück in die Scheide, lenkte ihren Hengst im Trab von der Brücke und verschwand im Wald.

SIEBZEHN
Gäste der Witwe
    C urtis erwachte von einem Kaugeräusch. Es kam von oben, und er zog ein Lid hoch, um die Quelle auszumachen. In der Höhle waren einige der Fackeln wieder angezündet worden, sodass Curtis die Umrisse der benachbarten Käfige schwach erkennen konnte.
    Als er aufblickte, sah er die Ratte Septimus emsig an dem Seil nagen, das Curtis’ Käfigzelle mit dem Wurzelgeflecht verband. Septimus hatte bereits einen anständigen Brocken weggefressen; kaum die Hälfte war noch übrig. Curtis spähte rasch auf den mit
scharfkantigen Steinen und Knochenstücken übersäten Boden zwanzig Meter unter sich, dann krabbelte er hektisch auf die Füße.
    »Septimus«, zischte er. »Was machst du denn da?«
    Die Ratte zuckte überrascht zusammen und hielt kurz inne. »Oh«, sagte sie. »Guten Morgen, Curtis!«
    Aufgeregt wiederholte Curtis seine Frage. »Septimus, warum zerkaust du mein Seil?«
    Jetzt betrachtete Septimus das Seil, als wäre ihm gar nicht bewusst gewesen, was er tat. »Gottchen, Curtis, ich weiß auch nicht. Ich mach das einfach hin und wieder, fühlt sich gut an den Zähnen an.«
    Curtis schäumte vor Wut. »Septimus, wenn das Seil reißt, bin ich tot!« Er zeigte mit dem Finger nach unten auf die Knochenreste. »Sieh dir das doch mal an!«
    Septimus senkte den Blick. »Ach«, sagte er. »Verstehe.«
    »Und jetzt … hau ab!«, rief Curtis.
    »Ich glaube, die werfen die Knochen nur dahin, damit es gruseliger aussieht«, bemerkte die Ratte gelassen.
    »Septimus!«, brüllte Curtis.
    »Ist ja gut. Bin schon weg.« Damit kletterte er blitzschnell am Seil hoch, huschte über eine Wurzelranke und sprang auf einen anderen Käfig, der daraufhin zu schaukeln begann. Der Räuber darin, Eamon, war wach und scheuchte die Ratte umgehend von seinem Seil weg. »Wag es bloß nicht, Ratte«, zischte er.
    Septimus schnaufte verdrossen und verschwand in die dunklen
Spalten des Wurzelballens. Einer der Räuber – Curtis war nicht sicher, welcher – grummelte etwas im Halbschlaf. Ein anderer schnarchte. Curtis setzte sich auf und streckte die Beine auf dem Boden seiner Käfigzelle aus. Ihm tat das Kreuz weh; wäre er nicht so unglaublich erschöpft gewesen, hätte er wahrscheinlich überhaupt nicht geschlafen. Er reckte die Arme über den Kopf und in seiner Wirbelsäule ertönte ein lautes Knnnnnack .
    Plötzlich wurde die Ruhe des Morgens durch einen Tumult vom Gang gestört. Ein Kojotensoldat eilte in die Höhle und weckte den an die Wand gelehnt schlafenden Wärter mit einem Pfotentritt. Hastig wurden ein paar Worte gewechselt, dann erhob sich der Wärter steif auf die Hinterläufe und folgte dem Soldaten aus dem Raum. Laute Stimmen waren aus dem Gang zu vernehmen, und zu Curtis’ Erstaunen wurde ein kleiner Trupp Kojoten hereingeführt, der einen mit Seilen gefesselten Mann bewachte. Curtis erkannte ihn sofort wieder.
    »Brendan!«, rief Eamon bestürzt. »Mein König!«
    Gefasst betrachtete Brendan die Käfige. Sein roter Bart und der Lockenkopf waren verfilzt und schweißnass – er sah aus, als hätte er schwere

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