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WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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links und rechts. Sie blickte Janie an, die das Gleiche tat.
    » Edle Damen … wenn Ihr so gut sein wollt …«
    » Es ist die Schlange«, flüsterte Janie entsetzt und fasziniert zugleich.
    Alys wandte sich wieder dem Käfig zu und spähte hinein. Die Schlange lag ebenso still und reglos da wie zuvor, aber ihre schwarzen Augen glitzerten wie Glasperlen. Sie lebte .
    » Bitte seid so gnädig, meine Damen … ich flehe Euch an …« Die Stimme war so trocken und dünn wie der Flügel eines toten Schmetterlings.
    » Sie ist bestimmt verletzt«, sagte Alys. » Was ist? Was kann ich für dich tun?«, fragte sie die Schlange.
    » Wenn es nicht zu viel verlangt wäre … diese Hitze … Feuer ist der Tod für meinesgleichen …«
    Jetzt, da Alys darüber nachdachte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, dass es Wahnsinn war, einen Vogel oder ein anderes lebendiges Geschöpf so nah bei dem Kamin, diesem riesigen Feuer zu halten. Doch als sie die Halterung des Käfigs betrachtete, begriff sie voller Entsetzen, dass er sich nicht von seiner Kette lösen lassen würde. Sie würde hineingreifen und die Schlange mit bloßen Händen ergreifen müssen!
    » Tu es nicht!«, warnte Janie sie.
    Alys zögerte. Einerseits wollte sie es nicht tun, aber andererseits konnte sie nicht einfach weggehen und das Geschöpf sterben lassen. » Du wirst mich doch – ähm, nicht beißen, oder?«
    » Ach, meine Dame …« Die trockene Stimme klang so gequält, dass Alys sich schämte. Mit einem Seitenblick auf Janie öffnete sie das Türchen des Käfigs und nahm die Schlange heraus, die weder schleimig noch schuppig war, sondern trocken und sehr warm. Sie hing schlaff in ihrer Hand und Kopf und Schwanz baumelten herab wie die beiden Enden einer alten Schnur.
    » Am anderen Ende der Halle ist es kühler«, sagte Janie ruhig, und in diesem Moment war Alys dankbar, dass Janie so war, wie Janie eben war. Bisweilen schwierig und verschroben, aber niemals hysterisch. Alys trug die Schlange zu den Doppeltüren und legte sie daneben auf den Boden.
    » Ist es hier besser?«
    Die Schlange zappelte einmal schwach und anerkennend. » Mein Leben … gehört Euch …«
    » Was tut sie hier überhaupt?«, fragte Janie.
    » Pst. Sie ist völlig erschöpft. Sie kann nicht sprechen.« Am liebsten hätte Alys den blau und korallenrot gefleckten Leib der Schlange tröstend getätschelt, aber dieser Versuchung widerstand sie dann doch. Obwohl das Tier gut und gern sechzig Zentimeter lang war, wirkte es eher wie eine sehr lange Raupe, zumal der Rücken eine Vielzahl kleiner Höcker oder Stummel aufwies.
    » Was hast du in diesem Käfig gemacht?«, wandte Janie sich nun direkt an die Schlange. » Ich meine, wenn Morgana dich dort hineingesteckt hat, dann sollten wir das besser wissen«, fügte sie mit einem vielsagenden Blick auf Alys hinzu.
    » Lady Morgana … oh, nein. Es war dieser Teufel, Cadal Forge.«
    » Der!«, stieß Alys atemlos hervor. Sie spitzte die Ohren, um die leise, trockene Stimme auch weiterhin zu verstehen.
    » Dieser Käfig war für einen Feuervogel bestimmt, einen Phoenix … Aber er hat mich gefangen und mich dort eingesperrt, damit ich nicht wegfliege.«
    » Wegfliege?«, wiederholte Janie verständnislos.
    » Wie ein Schmetterling«, sagte Alys hocherfreut. Also hatte sie gar nicht so falschgelegen, dass sie es hier mit einer großen Raupe zu tun hatten. » Du bist eine Raupe, nicht wahr?«
    Als die Kreatur erneut sprach, war ihre Stimme ein wenig kräftiger. » Edle Dame, Ihr verspottet mich.« Dann fügte sie mit einem Lachen hinzu, das wie ein gewisperter Seufzer klang: » Obwohl nur ein Kleinkind meiner Art, so bin ich doch eine Gefiederte Schlange.«
    » Du meinst, du hast Flügel?« Alys beugte sich über die Schlange und streckte zaghaft einen Finger aus. Jetzt, da sie die Höcker genauer betrachtete, wirkten sie vielmehr wie … wie Wunden …
    » Cadal Forge hat sie ausgerissen«, flüsterte die Schlange.
    Die Treppe zum Keller führte gleich neben der Küche steil, schmal und schnurgerade in die Dunkelheit hinab. Nur wenige Sekunden nachdem Charles und Claudia die erste Stufe betreten hatten, wurden sie von der Dunkelheit verschlungen. Charles holte seine Taschenlampe aus seiner Windjacke und knipste sie an, aber das Licht war erbärmlich schwach und erhellte nur einen kleinen Teil der unebenen Steinstufen. Er wollte sich mit der freien Hand an der Wand abstützen, riss sie jedoch blitzschnell wieder zurück. Die Wand fühlte sich

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