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WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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als heranwachsenden Knaben und als Mann. Sie hatte zugesehen, wie er einen Roten Stab gewann, und so jung wie er war noch nie zuvor ein Träger dieses mächtigen Stabes gewesen. Sie hatte voller Entzücken seiner geschickten Argumentation gelauscht, weswegen er kein Lehrling in Weerien werden müsse. Nachdem er sich in einem menschlichen Stadtstaat niedergelassen hatte – Florenz, wie ihn die Menschen nannten –, um das Studium bei einem menschlichen Alchimisten aufzunehmen, hatte sie ihn oft besucht.
    Sie erinnerte sich an ihre letzte Begegnung dort, als er ihr – oh, mit welcher Begeisterung! – seine chemischen Komponenten und Reagenzien und seine neueste Abhandlung über die Natur der Materie gezeigt hatte. Sie hatte alles bewundert – und ihn dann angefleht, in eines der Länder im Osten zu gehen, in denen Hexerei kein Verbrechen war, oder wenigstens mit ihr nach England zu kommen, wo die Inquisition weniger Einfluss hatte.
    Aber er hatte sie nur ausgelacht und wie gut er dabei in seinem losen Seidenhemd und seinem fellgesäumtem Wams doch ausgesehen hatte!
    » Ich bin des Wanderns müde. Außerdem, wie kann ich Florenz verlassen? Wo doch mein Lehrer, Signore Gallura, hier lebt.«
    » Und auch seine Tochter …«
    » Oh, ja …« Er hatte sie von der Seite angelächelt. » Du hast Celeste also schon gesehen? Ja, sie leben beide hier und ich kann keinen von beiden verlassen.«
    » Oh, mein Freund, du bist noch so jung … Dann bleibe, aber sei auf der Hut! Was dein Lehrer dich lehrt, wird nicht gern gesehen, und das da « – die Abhandlung – » kommt der Ketzerei nahe. Wenn du meine Hilfe brauchst, schicke deine Cousine Terzian zu mir nach England.« Und damit hatte sie ihn verlassen. Kaum ein Jahr später war Terzian Logren tatsächlich zu ihr gekommen, allerdings nicht durch ein Portal, da ihr Weißer Stab nicht die Macht hatte, eines zu weben, sondern über Land und Meer. Als sie Morgana erreichte, hatte Cadal sich bereits einen Monat lang in den Händen der Inquisition befunden.
    » Und sie werden ihn bald verbrennen, denn sie haben Angst vor ihm«, hatte die junge Hexe schaudernd gesagt, während Morgana in aller Eile ihre Reisevorbereitungen traf.
    » Sie sollten auch Angst haben! Der Träger eines Roten Stabes – wie konnten sie ihn überhaupt festhalten?«
    Terzian schüttelte den Kopf. » Als sie Signore Gallura zur Befragung riefen, hat mein Vetter ihn begleitet, ohne jedoch seinen Stab mitzunehmen. Stattdessen trug er nur seine Notizbücher und Zeichnungen mit sich. Cadal hat fest daran geglaubt, dass selbst die Inquisitoren sich von seiner Vernunft überzeugen lassen würden, dass er sie dazu bringen könnte zu verstehen, dass Wissenschaft keine Ketzerei ist, nichts Böses.«
    » Oh, Cadal!«
    » Doch als sie dem Signore die Folterinstrumente zeigten, fiel er auf die Knie und weinte. Er widerrief alles, was er entgegen der Doktrin gelehrt oder geschrieben hatte, und sagte, er sei kein Ketzer, aber Cadal sei ein Magyr. Wenn ihm bewusst gewesen wäre, wie richtig er damit lag, hätte er nie gewagt, es zu sagen.«
    Morgana war gerade noch rechtzeitig in Florenz angekommen, um den jungen Magyr aus dem Herzen der Flammen zu retten. Sie hatte eine schützende Kugel um ihn gewoben und ihn weggebracht. Sie wusste, dass er fürchterliche Verletzungen erlitten hatte, aber erst nach der Rückkehr in die Wildworld, auf Fell Valdris, der Burg von Terzians Vater, erkannte sie das volle Ausmaß dessen, was die Menschen ihm angetan hatten.
    Obwohl seine Gelenke ebenso heilten wie seine Hände und das Fleisch, das sie zerschunden, verbrannt und zerfetzt hatten, blieb sein Geist umnachtet. Er wollte keine Entschuldigungen für das menschliche Volk hören, das er vor so kurzer Zeit noch geliebt hatte, und als sie ihn trösten wollte, stieß er sie zurück.
    » Du weißt nichts«, hatte er gesagt, und seine grauen Augen blitzten in dem mageren, verhärmten Gesicht wie feurige Kohlen. » Du hast keine Vorstellung davon, was sie tun können – ja, was schwächliche, kurzlebige Menschen dem Herrscher über einen Roten Stab antun können! Hätte ich ihn bei mir gehabt, hätte ich sie durch ein Wort, eine Geste getötet …« Er wandte sich ab und seine Stimme verklang zu einem Flüstern. » Stattdessen habe ich darum gebetet, sterben zu dürfen.«
    » Cadal, ich verstehe …«
    » Du verstehst nichts. Wie könntest du auch, du – Quislais .«
    Sie war nach England zurückgekehrt, ohne noch einmal mit ihm zu

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