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WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Glucksen, und während sie den Fuß langsam herauszog, sah sie zu ihrem Entsetzen eine schlammfarbene Hand an ihrem Knöchel und einen Arm. Der Arm kam von irgendwo unter der Erde und sie starrte ihn ungläubig an. Plötzlich riss er so heftig an ihr, dass das ganze Bein mit einem Ruck im Schlamm versank. Jetzt schrie sie voller Panik auf. Sie krallte sich verzweifelt an die feuchte Erde, doch die bröckelte unter ihr weg, und Alys spürte, wie sie immer tiefer hinabgezogen wurde, mitsamt den Grasbüscheln unter ihren Fingern. Und dann brach der Boden unter ihr weg und sie stürzte schreiend in das Schlammloch.
    Das Ding hatte ihren Fuß losgelassen, als sie fiel, und jetzt konnte sie es im schillernden Licht von Mond und Nebel genauer betrachten. Es hatte die Gestalt eines sehr hochgewachsenen Mannes und seine langen, grauen Arme und Beine waren mit verfilztem Haar und Schlamm bedeckt. Es verströmte einen schrecklichen Gestank. Seine Füße hatten Krallen wie die eines Vogels, und die knotigen Finger, die sich mit solcher Kraft um ihren Knöchel geschlossen hatten, mündeten in langen, verdrehten Nägeln. Dann fiel das Mondlicht auf das Gesicht des Geschöpfs, und Alys schrie erneut auf, denn es hatte kein Gesicht, nur einen offenen Mund, der wie eine Wunde aufklaffte, mit darunter hängenden Kehllappen.
    Ohne etwas zu sehen oder zu hören, tastete es mit den Händen über den Boden und suchte nach ihr. Alys hatte zu große Angst, um nach ihrem Dolch zu greifen, zu große Angst, um auch nur weiter zu schreien. Geist und Körper waren wie gelähmt; sie lag zwischen zersplitterten Knochen auf dem Grund des Lochs und wartete auf den Tod. Und dann stieß das Wesen seinerseits einen Schrei aus , ein hohes, unirdisches Kreischen, und als Alys zu Boden blickte, sah sie ein blaues und korallenrotes Band, das wieder und wieder gegen die vogelähnlichen Füße schlug. Die Füße krallten wild nach der Schlange. Alys spürte den kühlen Griff des Gannelin-Dolchs unter ihren Fingern, aber vor Entsetzen konnte sie sich einfach nicht rühren. Da geriet die Schlange zwischen die Krallen und die Kreatur schleuderte sie mit einem wilden Hieb durch die Luft. Der kleine Körper knallte wie eine Peitsche, bevor er gegen die Wand prallte.
    » Nein, oh nein«, schluchzte Alys. Am liebsten hätte sie sich zusammengerollt, um auf der Stelle zu sterben. Die Hände mit den verdrehten Nägeln suchten wieder nach ihr und sie wich wimmernd vor ihnen zurück. Als eine Hand sie fand und sich um ihren Arm schloss, zückte sie reflexartig den Gannelin-Dolch. Das Kreischen wurde unerträglich, während Alys jetzt immer hektischer auf die fleischlosen Arme und Beine des Geschöpfes einschlug, bis sie begriff, dass sie es damit nur noch mehr verärgerte, statt es aufzuhalten. Die ganze Zeit über kam es mit ungebrochener Kraft näher und näher.
    Und dann sah Alys, wie es sich hoch über ihr aufbäumte, kreischend und den klaffenden Mund noch weiter geöffnet – sie dachte an die Schlange und sah vor ihrem inneren Auge, wie sie schlaff, vielleicht sogar leblos auf dem Boden lag.
    Geworfen oder geschwungen, er wird nicht leicht sein Ziel verfehlen …
    Alys riss ihren rechten Arm los, veränderte ihren Griff um den Dolch und schleuderte ihn mit aller Kraft direkt in das klaffende Maul. Das Kreischen brach ab, als hätte der Dolch es durchschnitten. Für einen Moment schwankte das Geschöpf, und Alys fiel auf den Rücken, als es sie losließ, um mit den Nägeln an seinem Gesicht zu kratzen. Und dann brach die Kreatur zitternd neben ihr auf dem Boden zusammen.
    Der Dolch löste sich durch den Aufprall aus der sehnigen, stinkenden Masse und fiel herunter. Doch Alys griff nicht danach. Sie lag einfach nur da und weinte. Ihr ganzer Körper schmerzte, und an ihren Armen waren blutige Striemen, wo die langen Nägel sie gekratzt hatten. Als sie sich endlich aufrappelte, wollten ihre Beine sie kaum tragen. Immer noch weinend und schaudernd, wühlte sie mit den Händen im Schlamm, bis sie die Schlange fand. Sie wand sich den schlaffen Leib ums Handgelenk und kroch zurück zu ihrem Dolch. Er war voller dunkler, glitschiger roter Flecken, und sie brachte es kaum über sich, ihn anzurühren. Dann hievte sie sich schluchzend aus dem Schlammloch und stolperte weiter durch den Sumpf.
    Inzwischen hatte sich der Nebel etwas gelichtet, und der Mond schien auf sie herab, aber sie war zu benommen, um darauf zu achten, wohin sie ging. Sie wusste nur, dass sie nicht stehen

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