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Wilhelm Busch

Wilhelm Busch

Titel: Wilhelm Busch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Grosse
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Schwüle
    Naht die sanfte Abendkühle.
    In dem gold’nen Mondenscheine
    Geht Helene froh und heiter,
    Sozusagen, ganz alleine,
    Denn ihr einziger Begleiter,
    Stillverklärt im Mondesglanz,
    Ist der heil’ge Vetter Franz.
    Traulich ziehn sie heim zu zweit
    Als zwei gute Pilgersleut. —
    Doch die Erzgebruderschaft
    Nebst den Jungfern tugendhaft,
    Die sich etwas sehr verspätet,
    Kommen jetzt erst angebetet.
    Oh, wie lieblich tönt der Chor!
    Bruder Jochen betet vor.
    Schau, da kommt von ungefähr
    Eine Droschke noch daher. —

    Er, der diese Droschke fuhr,
    Frech und ruchlos von Natur,
    Heimlich denkend: papperlapp!
    Tuet seinen Hut nicht ab. —
    Weh! Schon schaun ihn grollend an
    Pilgerin und Pilgersmann. —
    Zwar der Kutscher sucht mit Klappen
    Anzuspornen seinen Rappen,
    Aber Jochen schiebt die lange
    Jungfernbundesfahnenstange
    Durch die Hinterräder quer —

    Schrupp! — und’s Fuhrwerk geht nicht mehr.

    Bei den Beinen, bei dem Rocke
    Zieht man ihn von seinem Bocke;

    Jungfer Nanni mit der Krücke
    Stößt ihn häufig ins Genicke.
    Aber Jungfer Adelheid
    Treibt die Sache gar zu weit,

    Denn sie sticht in Kampfeshitze
    Mit des Schirmes scharfer Spitze;
    Und vor Schaden schützt ihn bloß
    Seine warme Lederhos’. —

    Drauf so schaun sich fröhlich an
    Pilgerin und Pilgersmann,
    Fern verklingt der Jungfernchor,
    Bruder Jochen betet vor. —

    Doch der böse Kutscher, dem
    Alles dieses nicht genehm,
    Meldet eilig die Geschichte
    Bei dem hohen Stadtgerichte.
    Dieses ladet baldigst vor
    Jochen und den Jungfernchor.
    Und das Urteil wird gesprochen:
    Bruder Jochen kriegt drei Wochen,
    Aber Jungf- und Bruderschaften
    Sollen für die Kosten haften. —

    Ach! Da schaun sich traurig an
    Pilgerin und Pilgersmann.

D REIZEHNTES K APITEL
Die Zwillinge

    Wo kriegten wir die Kinder her,
    Wenn Meister Klapperstorch nicht wär’?

    Er war’s, der Schmöcks in letzter Nacht
    Ein kleines Zwillingspaar gebracht.

    Der Vetter Franz mit mildem Blick,
    Hub an und sprach: „Oh, welches Glück!
    Welch’ kleine, freundliche Kollegen!
    Das ist fürwahr zwiefacher Segen!
    Drum töne zwiefach preis und Ehr!
    Herr Schmöck, ich gratuliere sehr!“

    Bald drauf um zwölf kommt Schmöck herunter,

    So recht vergnügt und frisch und munter.
    Und emsig setzt er sich zu Tische,
    Denn heute gibt’s Salat und Fische.

    Autsch! — Eine Gräte kommt verquer,
    Und Schmöck wird blau und hustet sehr;

    Und hustet, bis ihm der Salat
    Aus beiden Ohren fliegen tat.

    Bums! Da! Er schließt den Lebenslauf.
    Der Jean fängt schnell die Flasche auf.

    „Oh!“ — sprach der Jean — „es ist ein Graus!
    Wie schnell ist doch das Leben aus!“

V IERZEHNTES K APITEL
Ein treuloser Freund

    O Franz!“ — spricht Lene — und sie weint —
    „O Franz! Du bist mein einz’ger Freund!“
    Ja!“ — schwört der Franz mit mildem Hauch —
    „Ich war’s, ich bin’s und bleib es auch!

    Nun gute Nacht! Schon tönt es zehn!
    Will’s Gott! Auf baldig Wiedersehn!“

    Die Stiegen steigt er sanft hinunter. —
    Schau, schau! Die Kathi ist noch munter.

    Das freut den Franz. — Er hat nun mal
    ’n Hang fürs Küchenpersonal.

    Der Jean, der heimlich näher schlich,
    Bemerkt die Sache zorniglich.

    Von großer Eifersucht erfüllt,
    Hebt er die Flasche rasch und wild.

    Und — Kracks! es dringt der scharfe Schlag
    Bis tief in das Gedankenfach.

    ’s ist aus! — Der Lebensfaden bricht. —
    Helene naht. — Es fällt das Licht. —

F ÜNFZEHNTES K APITEL
Die Reue
    Ach, wie ist der Mensch so sündig! —
    Lene, Lene! Gehe in dich! —
    Und sie eilet tieferschüttert
    Zu dem Schranke schmerzdurchzittert.

    Fort! Ihr falschgesinnten Zöpfe,
    Schminke und Pomadetöpfe!

    Fort! Du Apparat der Lüste,
    Hochgewölbtes Herzgerüste!

    Fort vor allem mit dem Übel
    Dieser Lust- und Sündenstiebel!

    Trödelkram der Eitelkeit,
    Fort, und sei der Glut geweiht!

    O wie lieblich sind die Schuhe
    Demutsvoller Seelenruhe!

    Sieh, da geht Helene hin,
    Eine schlanke Büßerin!

S ECHZEHNTES K APITEL
Versuchung und Ende
    Es ist ein Brauch von alters her:
    Wer Sorgen hat, hat auch Likör!

    „Nein!“ — ruft Helene — „Aber nun
    Will ich’s auch ganz — und ganz —
    und ganz — und ganz gewiß nicht wieder tun!“

    Sie kniet von ferne fromm und frisch.
    Die Flasche stehet auf dem Tisch.

    Es läßt sich knien auch ohne Pult.
    Die Flasche wartet mit Geduld.

    Man liest nicht gerne weit vom Licht.
    Die Flasche glänzt und rührt sich nicht.

    Oft liest

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