Wilhelm Busch
man mehr als wie genug.
Die Flasche ist kein Liederbuch.
Gefährlich ist des Freundes Nähe.
O Lene, Lene! Wehe, wehe!
O sieh! — Im sel’gen Nachtgewande
Erscheint die jüngstverstorb’ne Tante.
Mit geisterhaftem Schmerzgetöne —
„Helene!“ — ruft sie – „Oh, Helene!!!“
Umsonst! — Es fällt die Lampe um,
Gefüllt mit dem Petroleum.
Und hilflos und mit Angstgewimmer
Verkohlt dies fromme Frauenzimmer.
Hier sieht man ihre Trümmer rauchen,
Der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen.
S IEBZEHNTES K APITEL
Triumph des Bösen
Hu! Draußen welch ein schrecklich Grausen!
Blitz, Donner, Nacht und Sturmesbrausen! —
Schon wartet an des Hauses Schlote
Der Unterwelt geschwänzter Bote.
Zwar Lenens guter Genius
Bekämpft den Geist der Finsternus,
Doch dieser kehrt sich um und packt
Ihn mit der Gabel zwiegezackt.
O weh, o weh! Der Gute fällt!
Es siegt der Geist der Unterwelt.
Er faßt die arme Seele schnelle
Und fährt mit ihr zum Schlund der Hölle.
Hinein mit ihr! — Huhu! Haha!
Der heil’ge Franz ist auch schon da.
S CHLUSS
Als Onkel Nolte dies vernommen,
War ihm sein Herze sehr beklommen.
Doch als er nun genug geklagt:
„Oh!“ — sprach er — „Ich hab’s gleich gesagt!
Das Gute — dieser Satz steht fest —
Ist stets das Böse, was man läßt!
Ei, ja! — Da bin ich wirklich froh!
Denn, Gott sei Dank! ich bin nicht so!!“
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
Die Haarbeutel
Silen
Eine milde Geschichte
Der Undankbare
Fritze
Nur leise
Vierhändig
Eine kalte Geschichte
Die ängstliche Nacht
E INLEITUNG
Der Weise, welcher sitzt und denkt
Und tief sich in sich selbst versenkt,
Um in der Seele Dämmerschein
Sich an der Wahrheit zu erfreun,
Der leert bedenklich seine Flasche,
Hebt seine Dose aus der Tasche,
Nimmt eine Prise, macht hapschie!
Und spricht: „Mein Sohn, die Sach ist die!
Eh’ man auf diese Welt gekommen
Und noch so still vorliebgenommen,
Da hat man noch bei nichts was bei;
Man schwebt herum, ist schuldenfrei,
Hat keine Uhr und keine Eile
Und äußerst selten Langeweile.
Allein man nimmt sich nicht in acht,
Und schlupp! ist man zur Welt gebracht.
Zuerst hast du es gut, mein Sohn,
Doch paß mal auf, man kommt dir schon!
Bereits dein braves Elternpaar
Erscheint dir häufig sonderbar.
Es saust der Stab, dann geht es schwapp!
Sieh da, mein Sohn, du kriegst was ab!
Und schon erscheint dir unabwendlich
Der Schmerzensruf: Das ist ja schändlich!
Du wächst heran, du suchst das Weite,
Jedoch die Welt ist voller Leute;
Vorherrschend Juden, Weiber, Christen,
Die dich ganz schrecklich überlisten
Und die, anstatt dir was zu schenken,
Wie du wohl möchtest, nicht dran denken.
Und wieder scheint dir unabweislich
Der Schmerzensruf: Das ist ja scheußlich!
Doch siehe da, im trauten Kreis
Sitzt Jüngling, Mann und Jubelgreis,
Und jeder hebt an seinen Mund
Ein Hohlgefäß, was meistens rund,
Um draus in ziemlich kurzer Zeit
Die drin enthaltne Flüssigkeit
Mit Lust und freudigem Bemühn
Zu saugen und herauszuziehn.
Weil jeder dies mit Eifer tut,
So sieht man wohl, es tut ihm gut.
Man setzt sich auch zu diesem Herrn,
Man tut es häufig, tut es gern,
Und möglichst lange tut man’s auch;
Die Nase schwillt, es wächst der Bauch,
Und bald, mein Sohn, wirst du mit Graun
Im Spiegelglas dein Bildnis schaun,
Und wieder scheint dir unerläßlich
Der Schmerzensruf: Das ist ja gräßlich!!
Mein lieber Sohn, du tust mir leid,
Dir mangelt die Enthaltsamkeit.
Enthaltsamkeit ist das Vergnügen
An Sachen, welche wir nicht kriegen.
Drum lebe mäßig, denke klug.
Wer nichts gebraucht, der hat genug!“
So spricht der Weise, grau von Haar,
Ernst, würdig, sachgemäß und klar,
Wie sich’s gebührt in solchen Dingen;
Läßt sich ein Dutzend Austern bringen,
Ißt sie, entleert die zweite Flasche,
Hebt seine Dose aus der Tasche,
Nimmt eine Prise, macht hapschie!
Schmückt sich mit Hut und Paraplü,
Bewegt sich mit Bedacht nach Haus
Und ruht von seinem Denken aus.
Silen
Siehe, da sitzet Silen bei der wohlgebildeten Nymphe.
Gern entleert er den Krug, was er schon öfters getan. –
Endlich aber jedoch erklimmt er den nützlichen Esel,
Wenn auch dieses nicht ganz ohne Beschwerde geschah.
Fast vergißt er den Thyrsus, woran er sein Lebtag gewöhnt ist;
Käme derselbe ihm weg, wär es ihm schrecklich fatal. –
Also reitet er fort und erhebt auf Kunst keinen
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