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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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errett ich euch,
    Aus Sturmes Nöthen muß ein Andrer helfen.
    |14| Doch besser ist’s, ihr fallt in Gottes Hand,
    Als in der Menschen!
    (zu dem Hirten)
    Landsmann, tröstet ihr
    Mein Weib, wenn mir was menschliches begegnet,
    Ich hab’ gethan, was ich nicht lassen konnte.
    (er springt in den Kahn)
     
    KUONI
(zum Hirten [Fischer])
    Ihr seid ein Meister Steuermann. Was sich
    Der Tell getraut, das konntet ihr nicht wagen?
     
    RUODI
    Wohl beßre Männer thuns dem Tell nicht nach,
    Es giebt nicht zwey, wie der ist, im Gebirge.
     
    WERNI
(ist auf den Fels gestiegen)
    Er stößt schon ab. Gott helf dir, braver Schwimmer
    Sieh, wie das Schifflein auf den Wellen schwankt!
     
    KUONI
(am Ufer)
    Die Flut geht drüber weg – Ich seh’s nicht mehr.
    Doch halt, da ist es wieder! Kräftiglich
    Arbeitet sich der Wackre durch die Brandung.
     
    |15| SEPPI
    Des Landvogts Reiter kommen angesprengt.
     
    KUONI
    Weiß Gott, sie sinds! das war Hülf in der Noth[.]
     
    Ein Trupp Landenbergischer Reiter.
     
    ERSTER REITER
    Den Mörder gebt heraus, den ihr verborgen.
     
    ZWEITER
    Des Wegs kam er, umsonst verhehlt ihr ihn.
     
    KUONI UND RUODI
    Wen meint ihr, Reiter?
     
    ERSTER REITER
(entdeckt den Nachen)
    Ha, was seh ich! Teufel!
     
    WERNI
(oben)
    Ist’s der im Nachen, den ihr sucht? – Reit zu!
    Wenn ihr frisch beilegt, hohlt ihr ihn noch ein.
     
    ZWEITER
    Verwünscht! Er ist entwischt.
     
    ERSTER
(zum Hirten und Fischer)
    Ihr habt ihm fortgeholfen,
    |16| Ihr sollt uns büßen – Fallt in ihre Heerde!
    Die Hütte reißet ein, brennt und schlagt nieder!
     
    (eilen fort.)
     
    SEPPI
(stürzt nach)
    O meine Lämmer!
     
    KUONI
(folgt)
    Weh mir! Meine Heerde!
     
    WERNI
    Die Wüthriche!
     
    RUODI
(ringt die Hände)
    Gerechtigkeit des Himmels,
    Wann wird der Retter kommen diesem Lande?
    (folgt ihnen)

ZWEITE SCENE
    Zu Steinen in Schwytz. Eine Linde vor des Stauffachers Hause an der Landstraße, nächst der Brücke.
     
    WERNER STAUFFACHER.   PFEIFFER VON LUZERN
kommen im Gespräch.
     
    PFEIFFER
    Ja, ja Herr Stauffacher, wie ich euch sagte.
    |17| Schwört nicht zu Oestreich, wenn ihrs könnt vermeiden.
    Haltet fest am Reich und wacker wie bisher,
    Gott schirme euch bei eurer alten Freiheit!
    (drückt ihm herzlich die Hand und will gehen)
     
    STAUFFACHER
    Bleibt doch, bis meine Wirthin kommt – Ihr seid
    Mein Gast zu Schwytz, ich in Lucern der Eure.
     
    PFEIFFER
    Viel Dank! Muß heute Gersau noch erreichen.
    – Was ihr auch schweres mögt zu leiden haben
    Von eurer Vögte Geiz und Uebermuth,
    Tragt’s in Geduld! Es kann sich ändern, schnell,
    Ein andrer Kaiser kann an’s Reich gelangen.
    Seid ihr erst Oesterreichs, seid ihrs auf immer.
    (er geht ab. Stauffacher sezt sich kummervoll auf eine Bank unter der Linde. So findet ihn Gertrud, seine Frau, die sich neben
     ihn stellt, und ihn eine Zeitlang schweigend betrachtet)
     
    GERTRUD
    So ernst, mein Freund? Ich kenne dich nicht mehr.
    Schon viele Tage seh’ ich’s schweigend an,
    |18| Wie finstrer Trübsinn deine Stirne furch’t.
    Auf deinem Herzen drückt ein still Gebresten,
    Vertrau es mir, ich bin dein treues Weib,
    Und meine Hälfte fodr’ ich deines Grams.
    (Stauffacher reicht ihr die Hand und schweigt)
    Was kann dein Herz beklemmen, sag es mir.
    Gesegnet ist dein Fleiß, dein Glücksstand blüht,
    Voll sind die Scheunen, und der Rinder Schaaren,
    Der glatten Pferde wohl genährte Zucht
    Ist von den Bergen glücklich heimgebracht
    Zur Winterung in den bequemen Ställen.
    – Da steht dein Haus, reich, wie ein Edelsitz,
    Von schönem Stammholz ist es neu gezimmert
    Und nach dem Richtmaaß ordentlich gefügt,
    Von vielen Fenstern glänzt es wohnlich, hell,
    Mit bunten Wappenschildern ist’s bemahlt,
    Und weisen Sprüchen, die der Wandersmann
    Verweilend liest und ihren Sinn bewundert.
     
    STAUFFACHER
    Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt,
    Doch ach – es wankt der Grund, auf den wir bauten.
     
    |19| GERTRUD
    Mein Werner sage, wie verstehst du das?
     
    STAUFFACHER
    Vor dieser Linde saß ich jüngst wie heut,
    Das schön vollbrachte freudig überdenkend,
    Da kam daher von Küssnacht, seiner Burg,
    Der Vogt mit seinen Reisigen geritten.
    Vor diesem Hause hielt er wundernd an,
    Doch ich erhub mich schnell, und unterwürfig
    Wie sich’s gebührt, trat ich dem Herrn entgegen,
    Der uns des Kaisers richterliche Macht
    Vorstellt im Lande. Wessen ist dieß Haus?
    Fragt’ er bösmeinend, denn er wußt es wohl.
    Doch schnell besonnen ich entgegn’ ihm

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