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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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ich auf Moonshine, und wir verließen Phoenix Rise. Mein Blick schweifte über das flache Weideland im Westen. Vielleicht ließ sich dort ja einer der Gatlans blicken. Aber es war alles ruhig. Wir folgten dem Flusslauf bis ins Tal und dann weiter, bis schließlich der große Totempfahl in Sicht kam. Rauchzeichen stiegen in die Luft. Ich las sie, und das Herz wurde mir schwer: Es war ein Kriegsruf.

    Unterwegs hatte ich die ganze Zeit mit Shy geredet, damit uns die Zeit nicht zu lang wurde. Shy war das beste Pferd, das man sich als Himmelscowboy nur wünschen konnte. Sie wäre lieber geflogen, aber wir hatten es ja nicht eilig. Und aus der Luft sieht das Land anders aus. Aber ich wollte ein Gefühl für die Landschaft bekommen. Der östliche Arm war mir immer noch ein wenig fremd. Es dauerte nicht lange, bis wir auf die Gatlans zu sprechen kamen.
    »Wegen der Himmelskavallerie brauchst du dir keine grauen Haare wachsen zu lassen«, sagte Shy. »Sie werden das Elfenvolk bestimmt fair behandeln. Sie stehen eindeutig auf der Seite der Gerechtigkeit.«
    »Trotzdem, Shy. Ich finde, sie sollten sich mehr dafür interessieren, was hier unten eigentlich vor sich geht. Ich glaube, die haben gar keine Ahnung, wie brenzlig die Situation mittlerweile geworden ist.«
    »Vielleicht hat es ihnen noch niemand gesagt.«
    »Eigentlich wäre das doch die Pflicht des Sheriffs von Dugtown.«
    »Wäre ja nicht der erste Sheriff, der seine Arbeit vernachlässigt.« Das war eine Anspielung auf Sheriff Slugmarsh aus Oretown, der in Wirklichkeit ein geldgieriger Ganove der übelsten Sorte gewesen war.
    Wir ritten durch das Tal, bis die kegelförmigen Tipis von Gung-Choux Village in Sichtweite kamen.
    Und in diesem Augenblick hörte ich es.
    Bumm! Bumm! Bumm!
    Zuerst dachte ich, es seien Donnerschläge oder, noch schlimmer, ein Donnerdrache, aber dafür war das Geräusch zu gleichmäßig.
    Shy ließ ein nervöses Wiehern hören.
    Mit einem Mal wusste ich, was es war.
    »Kriegstrommeln«, stieß ich atemlos hervor.

    »Was?«
    »Alles in Ordnung, Shy. Das sind Elfenkriegstrommeln. Anscheinend ist das Pow-Wow der Stammesältesten genauso abgelaufen, wie Häuptling Rote Feder es vorausgesagt hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die Kriegstrommeln sind ein Signal für die Stimmung des Stammes. Das bedeutet, dass die Elfen beschlossen haben, die Krieger demnächst zu den Waffen zu rufen und sich zum Kampf bereitzumachen.«
    Je näher wir dem Dorf kamen, desto mehr Anzeichen für den drohenden Konflikt waren zu erkennen. Rund um das Dorf standen in regelmäßigen Abständen Elfenkrieger als Wachposten. Sie waren mit Speeren, Pfeil und Bogen und Keulen ausgerüstet und hatten ihre grünen Gesichter mit leuchtend roten Streifen bemalt – Kriegsbemalung!
    Einer der Krieger richtete seinen Speer auf mich, doch nachdem er mich erkannt hatte, ließ er die Waffe sinken und hob die Hand zum Gruß.
    Die Atmosphäre im Dorf war völlig verändert. Ich stieg ab und führte Shy zwischen den bunten Tipis hindurch. Die Dorfbewohner waren allesamt beschäftigt, aber mir wurde schnell klar, dass das nicht die normalen Alltagstätigkeiten waren. Man sah kaum jemanden lächeln, dafür aber viele gerunzelte Augenbrauen. Die beiden Krieger, die ich kürzlich beim Kanubau beobachtet hatte, waren gerade dabei, Truthahnfedern an Pfeilen zu befestigen. Der Schmied, der normalerweise Hufeisen anfertigte, machte jetzt Speerspitzen. Sogar die Kinder bemalten runde Holzschilde mit Donnerdrachen und Säbelzahnwölfen, während ihre Mütter kaputte Schilde reparierten.
    Am Fuß des Totempfahls hinter zwei großen, bemalten Trommeln stand der größte und muskulöseste Elf, den ich je gesehen hatte. Seine nackte Brust war ebenfalls mit Kriegsbemalung verziert, und seine Arme waren so dick wie Baumstämme. In den Händen hielt er zwei riesige hölzerne Trommelstöcke, mit denen er unter lautem Stöhnen die Trommelfelle bearbeitete, fast so, als wollte er sie in Stücke hauen.
    Neben dem Trommler saß mein Onkel mit hocherhobenen Armen im Schneidersitz auf dem Boden. Er trug den Kopfschmuck der Medizinmänner: weiße Federn des feuerspeienden Adlers, im Halbkreis um den Kopf angeordnet, dazu Büffelhörner und ein perlenbesetztes Stirnband. Sein Gesicht war mit leuchtend weißen Streifen bemalt.
    »Was macht er denn da?«, wollte Shy wissen.

    »Er ist in einer Trance.«
    »Was ist denn eine Trance.«
    Ich hatte erst kürzlich ein ganzes Kapitel über spirituelle Trance gelesen, darum

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