Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
Rotfüchse auf der Gallows-Ranch, mit denen ich aufgewachsen war. Dieses Pferd hielt den Kopf tief gesenkt. Es sah niedergeschlagen aus, und in seinen Augen war keinerlei Leben mehr, genauso wenig wie in denen der Bergwerkstrolle. Sein schwarz-silbriges Fell sah ungesund aus. Wahrscheinlich falsche Ernährung , dachte ich. Es zog einen schweren Wagen voller Erz hinter sich her, der viel zu voll war für ein einziges Zugtier.
Am Schluss kamen zwei Trolle mit einer Trage aus der Mine gestolpert. Darauf lag ein lebloser Troll flach auf dem Rücken. Sein Mund stand weit offen, und die Augen waren aus den Höhlen getreten. Völlig erstarrt lag er da. Es war ein grauenvoller Anblick, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Den hat ein Minendämon erwischt, Ax«, sagten sie zu dem Troll mit der Peitsche.
»Zu schade. War ein guter Arbeiter.«
Nachdem die Arbeiter in der Düsternis verschwunden waren, verriegelten die stämmigen Trolle das Tor und stellten sich als Wachposten davor. Über ihren Schultern hingen riesige Gewehre.
Moonshine schnaubte und fragte dann: »Was sagst du dazu?«
»Dass wir heute Abend nicht mal mehr in die Nähe diese Bergwerks kommen werden.«
»Hat Jez nicht gesagt, dass sie unten in der Mine arbeitet?«
»Daran hab ich auch schon gedacht«, erwiderte ich. »Obwohl sie noch nie etwas von Noose gehört hat. Aber trotzdem, es könnte einen Versuch wert sein. Vielleicht kann sie uns ja reinbringen.«
»Dann nichts wie los.«
»Draußen ist es jetzt auch schon zu dunkel zum Fliegen. Und Grandma sagt, dass es Drachen gibt, die nachts beim unteren westlichen Arm auf die Jagd gehen. Wir machen uns gleich morgen früh auf den Weg.«
Mein Kopf pochte immer noch heftig nach dem Schlag, den ich abbekommen hatte. Behutsam nahm ich Moonshine am Zügel und drehte sie in die entgegengesetzte Richtung. Zum ersten Mal fühlte ich mich richtig mutlos. Was konnte ich denn jetzt noch machen? Wie sollte ich jemals auch nur in die Nähe dieser Mine kommen? Und – falls ich es doch irgendwie ins Innere schaffte – wie sollte ich jemals wieder herauskommen? Eines war jedenfalls sicher: Für heute war die Jagd beendet. Der diebische Troll hatte recht. Das Bergwerk war eine Festung, und die beiden Wachen sahen so aus, als würden sie mit dem größten Vergnügen von ihren Waffen Gebrauch machen.
Eine plötzliche Müdigkeit überfiel mich. Der Tag war lang gewesen. Langsam ritt ich die Strecke in die Stadt zurück, um mir eine sichere Unterkunft zu suchen – falls es so etwas in Deadrock überhaupt gab. Moonshine war nach der langen Reise bestimmt genauso erschöpft wie ich, auch wenn sie es niemals zugegeben hätte. Dazu war sie viel zu dickköpfig.
Als wir am Güterbahnhof vorbeikamen, sah ich ein sanftes Licht in dem kleinen Fenster. Und dann war meine Neugier doch stärker als die Müdigkeit, und ich ritt auf dem kürzesten Weg zum Bahnsteig. Ich kam von hinten an das Haus, stieg neben einem Trog mit frischem Wasser ab und stellte mich, während Moonshine trank, auf ein Fass, um durch das Fenster zu spähen. Es war, ehrlich gesagt, ein ziemlich merkwürdiger Anblick. Da saßen ein paar bärtige Gespenstergestalten mit Cowboyhüten, allesamt genauso blass und durchsichtig wie Henk, um einen Tisch herum und spielten Karten. Die Karten waren echt, aber die Finger, die sie hielten, nicht. Darum sah es manchmal so aus, als würden die Karten ganz von selbst in der Luft schweben. In der Tischmitte lag, zusammengerollt wie ein schimmerndes Seil, eine seltene, magische Felsenschlange.
Zu Hause in Phoenix Creek hatte ich den Himmelscowboys und Ranchhelfern manchmal beim Schlangenpoker zugesehen und wusste, dass die Schlange während des Spiels in eine Art mystische Trance verfiel. Sie sah die einzelnen Spieler am Tisch mit großen Augen an und suchte in ihren Gedanken nach winzigen Andeutungen einer Schwäche. Wenn die Schlange einen Bluffer entdeckte, dann schlug sie zu und nahm den Betreffenden aus dem Spiel.
Jetzt schien sie mich zu bemerken. Sie drehte den dünnen Hals und richtete ihre bedrohlichen, gelb glühenden Augen genau in meine Richtung.
»Wo glotzt die denn hin?«, hörte ich eines der Gespenster sagen. Das Gespenst, das ihm gegenübersaß, stand auf und kam zum Fenster. Ich sprang schnell vom Fass herunter und ging dahinter in Deckung. Im selben Augenblick schob sich ein Kopf durch die Hauswand und blickte sich nach allen Seiten um.
»Ich seh nichts«, sagte das Gespenst und verschwand
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