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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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bekam.
    Er leckte sich die Lippen und fragte: »Wie viel?«
    Angie griff in ihre Handtasche und zog ihre Marke heraus.
    Der Kerl fiel vor Schreck fast vom Stuhl. Er rappelte sich wieder hoch und murmelte: »Ich wollte nur...«
    »Ich bin hier, um Ken Wozniak zu besuchen.«
    »O Gott.« Seine Stimme zitterte, als er den Stuhl wieder aufrichtete. »Ich brauche diesen Job.«
    Sie fragte sich, ob er ihn brauchte, damit er die alten Damen beklauen konnte, wenn sie in ihren Betten schliefen. »Nimm eine Pille, Cletus, ich bin nicht hier, um dich zu verhaften.«
    »Ich...«
    »Wozniak«, wiederholte sie. »Wo ist er?«
    Mit zitternden Händen tippte er etwas in seinen Computer. »Den Gang hinauf und dann links. Zimmer dreizehn. Mein Gott, Lady, das tut mir leid, okay? Ich habe so was noch nie gemacht.«
    »Ja, schon gut. Mir auch.«
    Angies spitze Absätze klapperten über die Fliesen, als sie den Gang entlangging.
    Noch immer sah sie das anzügliche Grinsen vor sich, mit dem dieser Arsch von Rezeptionist sie angestarrt hatte, als sie zur Tür hereinkam. Dieser eindeutige Ausdruck im Gesicht, als wäre sie nur ein Loch, das er gleich ficken würde. Als sie dann vor Zimmer dreizehn stand, war ihr, als wäre sie nur noch einen halben Meter groß.
    »Hallo?«, rief sie und klopfte an die Tür. Durch das Plärren des Fernsehers hörte sie ein freundliches Grunzen, das sie als Einladung interpretierte.
    »Ahm«, sagte Ken, als er sie sah. Er grinste, und sein Mund wurde dabei ganz schief. Er saß in einem Rollstuhl, hatte beinahe sechzig Pfund verloren. Sie fragte sich, wie er es schaffte, jeden Morgen aufzuwachen und zu wissen, dass dies nun sein Leben war.
    »Erinnerst du dich an mich?«, fragte Angie.
    Er stieß ein tiefes, wissendes Lachen aus, als er sagte: »Wie könnte ich!«
    Angie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber. Ken fummelte an der Fernbedienung auf seinem Schoß herum, versuchte, den Fernseher stumm zu stellen. Sie hasste Pflegeheime fast so sehr wie Krankenhäuser, und nun besuchte sie an einem Tag beides. Der chemische Gestank der Desinfektionsmittel, die weißen Laken und die flackernden Lichter erinnerten sie an das erste Mal, als sie ihre Mutter nach der Überdosis besucht hatte. Deirdre hatte in ihrem Bett gelegen, den Körper völlig starr, den Mund offen, als wäre sie überrascht, sich hier wiederzufinden. Irreversibles Koma. Angie war damals noch ein Kind gewesen, aber da sie schon einige Krankenhausserien gesehen hatte, wusste sie genau, was das bedeutete: Baby, du bist im Arsch.
    »Autsch«, sagte Ken. Er hatte es endlich geschafft, den Fernseher stumm zu stellen.
    Angie versuchte, fröhlich zu klingen. »Wie geht's?«
    Eine Schulter kam hoch. Es war ihm mit Sicherheit schon mal besser gegangen.
    »Blöde Frage, was?«
    Ken gestattete sich ein Lächeln auf der einen Gesichtshälfte, die er noch kontrollieren konnte.
    »Du kannst nicht gut reden?«
    »Schleht«, gab er zu.
    »Ich bin wegen Michael Ormewood hier.«
    Ein paar Minuten schaute er zu dem stummen Fernseher. Schließlich atmete er hörbar aus.
    Angie kam gleich zur Sache. »Ich weiß, dass er ein Arschloch ist, du brauchst dir also nicht die Mühe machen, mir das zu sagen.«
    Ken nickte.
    »Hast du gewusst, dass er seine Frau schlägt?« Entsetzen flackerte in seinem Blick auf.
    »Schätze, nicht«, sagte Angie. »Ich habe sie heute Morgen gesehen. Sie schaut aus, als hätte er einen Baseballschläger benutzt.«
    Die Kiefermuskeln auf seiner intakten Seite spannten sich an, und seine gesunde Hand ballte sich im Schoß zur Faust. Noch immer Polizist, obwohl er wahrscheinlich nicht zur Toilette gehen konnte, ohne jemanden dabeizuhaben, der ihm den Arsch abwischte.
    Angie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich weiß, dass du ihn nicht leiden konntest. Warum? Was hatte er an sich, das du nicht gemocht hast?«
    Als Antwort stieß er geräuschvoll die Luft aus.
    Angie schüttelt den Kopf. »Ich kann dir nicht folgen.«
    Er blies wieder Luft aus.
    »Ach«, sagte sie, weil sie es endlich kapiert hatte. »Heiße Luft. Er ist nur heiße Luft.«
    Ken nickte, und ihr war, als würde sie eine schmerzhafte Scharade mit ihm spielen.
    Aber sie konnte jetzt nicht aufhören. »Als Michael noch bei der Sitte arbeitete«, sagte sie, »hat er die Mädchen ausgenutzt.«
    Ken zuckte die Achseln.
    »Heißt das jetzt >Was hast du erwartet?< oder >Das überrascht mich nicht?«
    Er schaute auf die Hand in seinem Schoß, und

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