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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Federn und Zahnräder, die in einem Stück Kork steckten, die verschiedenen Werkzeuge, die er benutzte, um den Aufzugsmechanismus zu reparieren. Angie hatte es immer schockiert, dass Will in zehn Sekunden herausfand, wie eine Uhr funktionierte, aber eine halbe Stunde brauchte, um eine Textseite zu verstehen.
    Will stellte den Hund auf den Boden. Das Tier trottete in die Küche. Angie hörte es Wasser saufen.
    »Was ist denn los?«, wiederholte Will und drehte die Stereoanlage ab.
    »Du musst mit Aleeshas Zuhälter reden.« »Baby G?«, fragte Will. »Er ist tot.« »Was?«
    »Ist heute Nachmittag gestorben«, berichtete Will. »Seine Cousins hatten keine Lust mehr, sich von ihm herumschubsen zu lassen.«
    »Jetzt mal langsam«, sagte sie, obwohl sie diejenige mit dem wie wild schlagenden Herzen war. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Er kniff die Augen zusammen, erzählte es ihr aber trotzdem. »An dem Tag, als Michael und ich mit Baby G redeten, saßen zwei Jungs auf der Motorhaube seines BMW. G meinte, das seien seine Cousins.«
    Angie setzte sich auf die Couch. »Okay.«
    »Er verjagte sie mit einem Baseballschläger. Ich schätze, das gefiel ihnen nicht besonders. Sie lauerten ihm auf und schössen dreimal auf ihn.«
    »Setz dich.« Sie hasste es, wenn er über ihr stand. »Bist du sicher, dass das so passiert ist? Dass seine Cousins ihn erschossen haben.«
    »So sicher, wie man sein kann, wenn man es mit Gaunern zu tun hat.« Will ließ sich neben ihr nieder. »Ich habe heute Nachmittag mit dem verhaftenden Beamten gesprochen. Den Jungs wird wahrscheinlich nach dem Erwachsenenstrafrecht der Prozess gemacht. Der eine hat bereits dem anderen die Schuld in die Schuhe geschoben. Er ist vorbestraft, einmal wegen Drogen, einmal wegen tätlichen Angriffs. Das wäre seine dritte Verurteilung. Er versucht, mit Reden einem >Lebenslang< zu entgehen.«
    »Bist du sicher, dass sie mit dem Fall nichts zu tun haben?«
    »Die beiden kannten Aleesha nicht mal.«
    Angie nickte, um ihm zu zeigen, dass sie ihn verstanden hatte. Sie war zu schockiert, um etwas zu sagen. Was Baby G über Michael Ormewood auch gewusst haben mochte, er würde es jetzt mit ins Grab nehmen.
    Will sagte: »Du siehst schlimm aus.«
    »Danke.«
    »Ich meine es ernst«, sagte er. »Was ist los mit dir?«
    »Ich habe wirklich einen harten Tag hinter mir«, antwortete sie und spürte plötzlich, wie alles auf sie einstürzte. »Ich musste ins Krankenhaus.«
    Er setzte sich auf und nahm ihre Hand. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Nicht wegen mir.« Sie log, weil sie das einfacher fand, als mit seiner Wut zurechtzukommen, wenn er herauskriegte, dass sie im Piedmont war, um Ormewoods Frau Gottesfurcht zu lehren. »Ich musste eins der Mädchen hinbringen. War aber nichts Schlimmes. Frauensache.«
    Will nickte, und sie wusste, dass er sie nicht weiter bedrängen würde.
    O Gott, was für ein Chaos. Sie musste ihm einiges erzählen, hatte aber keine Ahnung, wo sie anfangen sollte. Was konnte sie sagen? Dass Michael an dem Abend von Kens Party brutal zu ihr gewesen war? Dass Michael nicht der Typ Mann war, bei dem man es sich noch einmal anders überlegen würde? Dass bei ihm, wenn etwas erst mal angefangen hatte, an ein Aufhören nicht mehr zu denken war?
    Sie erinnerte sich noch sehr gut an die Schmerzen, die sie am nächsten Tag gehabt hatte, an die blauen Flecken auf ihren Schenkeln, an das Gefühl, dass etwas tief drinnen in ihr zerrissen worden war. Scheiße, sie war sturzbesoffen gewesen, aber die Spuren auf ihrer Haut sprachen eine deutliche Sprache.
    »Bist du okay?« Will schob ihr die Haare hinter die Ohren. Diese sanfte Geste war etwas Neues. So hatte er sie noch nie berührt, oder vielleicht hatte sie es nicht zugelassen.
    »Es war ziemlich schwierig für mich da drin«, sagte sie, ohne ihm zu erklären, wo »da drin« war. »Ich musste immer an meine Mom denken.«
    Will strich ihr über die Haare, und sie wollte die Augen schließen und den Kopf an seine Schultern legen. Angie hatte ihn ein paarmal mitgenommen, wenn sie ihre Mutter besuchte. Zum Grab ihrer Mutter zu gehen wäre für Angie einfacher, als Deirdre im Krankenhausbett liegen zu sehen und nicht zu wissen, ob hinter diesen geschlossenen Augen jemand um Hilfe rief. Warum liebte Angie ausgerechnet den Menschen, den sie eigentlich am meisten hassen sollte?
    »Komm her«, sagte Will, legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Er lehnte sich auf der Couch zurück und zog sie mit sich. »Jetzt

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