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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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besuchen wollte, die nur ein paar Häuser von ihrem entfernt wohnt.« Trent gab Michael die Akte. »Vergewaltigt, verprügelt, die gleiche Vorgehensweise.«
    Michael blätterte in der Akte, bis er das Foto gefunden hatte. Linders Haare waren dunkel, die Prellungen im Bereich ihrer Augen noch dunkler. Er nahm das Foto des Mädchens zur Hand und betrachtete es eingehend. Der Mund sah ziemlich übel zugerichtet aus, die Lippen waren aufgeplatzt, eine Blutspur lief zum Kinn. Sie hatte irgendein Glitzerzeug auf dem Gesicht, das im Blitzlicht der Kamera leuchtete.
    »Man fand sie am nächsten Tag im Stone Mountain Park, wo sie sich in einem Graben versteckt hatte.«
    »Okay«, sagte Michael, der auf die Verbindung zu ihrem Fall wartete.
    »Beide Mädchen geben an, von einem Mann überfallen worden zu sein, der eine schwarze Skimaske trug. Trent legte ihm nun einen orangefarbenen Aktendeckel vor, in dem das Foto mit einer Büroklammer an die oberste Seite geheftet war. »Dawn Simmons aus Buford.«
    Michael musste zweimal hinschauen, denn das Mädchen konnte kaum älter als zehn Jahre sein. »Sie ist jünger als die anderen«, sagte er, angewidert von dem Gedanken, dass irgendein kranker Perverser dieses Kind angefasst hatte. Sie war nicht viel älter als Tim.
    »Sie wurde vor sechs Monaten überfallen«, berichtete Trent. »Sie gibt an, dass ihr Angreifer eine schwarze Skimaske trug.«
    Michael schüttelte den Kopf. Buford war eine Stunde entfernt, und das Mädchen war zu jung. »Zufall.«
    »Das glaube ich auch«, entgegnete Trent. »Solche Kerle bewegen sich nicht außerhalb ihres Betätigungsfelds.«
    Michael hatte sich an den Tisch gesetzt, ohne es zu merken. Er legte das Foto der Zehnjährigen auf den Tisch und schob es Trent wieder zu, weil er das Gefühl hatte, kotzen zu müssen, wenn er es noch länger ansah. O Gott, die armen Eltern. Wie konnte man so etwas nur durchstehen?
    »Was soll das heißen? Betätigungsfeld?«, fragte Michael.
    Trent verlegte sich wieder auf seine Professorenstimme. »Kindervergewaltiger sind auf eine spezielle Altersgruppe fixiert. Ein Mann, der sich von Zehnjährigen angezogen fühlt, betrachtet Fünfzehn- oder Sechzehnjährige meistens schon als zu alt. Dasselbe gilt für einen Mann, der sich für Teenager interessiert. Er ist wahrscheinlich ebenso angewidert wie Sie von dem Gedanken, dass jemand ein so junges Mädchen belästigt.«
    Michaels Magen zog sich zusammen. Trent sprach so sachlich darüber, als würde er übers Wetter reden. Er musste ihn einfach fragen: »Haben Sie Kinder?«
    »Nein«, gab Trent zu, ohne Michael die gleiche Frage zu stellen. Vielleicht wusste er die Antwort bereits, wahrscheinlich von Greer. Michael überlegte, was dieser Mistkerl über Tim gesagt hatte.
    Trent fuhr fort: »Ich habe die Eltern in all diesen Fällen angerufen, um herauszufinden, ob wir mit den Mädchen reden und von ihnen jetzt, da seit den Überfällen schon einige Zeit vergangen ist, neue Informationen bekommen können. Meiner Erfahrung nach erinnern sich die Opfer solcher Verbrechen an mehr, wenn sie bereits eine gewisse Distanz zu den Überfällen haben.« Dann fügte er hinzu: »Kann sein, dass es Zeitverschwendung ist, kann aber auch sein, dass wir etwas erfahren, woran sie sich bei den ersten Befragungen nicht erinnern konnten.«
    »Stimmt«, sagte Michael und bemühte sich, nicht verärgert zu klingen. Er hatte selber genügend Vergewaltigungen bearbeitet und brauchte keine Lektionen mehr.
    »Ich glaube, der Täter ist ein gebildeter Mann«, erklärte Trent. »Wahrscheinlich Mitte bis Ende dreißig. Unglücklich mit seinem Job, unglücklich mit seiner persönlichen Situation.«
    Michael hielt den Mund. Seiner Meinung nach waren Täterprofile völliger Blödsinn. Von der Sache mit der Bildung abgesehen, könnte Trent über so ziemlich alle Männer in der Truppe reden. Nähme man das Vögeln der Nachbarin als Charakterisierung mit dazu, hätte er eben Michael beschrieben.
    »Die Akten weisen ein klares Eskalationsmuster auf«, fuhr Trent fort. »Cooper, das erste Opfer, wurde vor einem Kino überfallen; sehr schnell und effizient. Die ganze Sache dauerte vielleicht zehn Minuten, und alles passierte außerhalb der Reichweite der Closed-Circuit-Videoüberwachung des Kinos. Die zweite, Anna Linder, wurde direkt von der Straße weg entführt. Er brachte sie in einem Auto irgendwohin - sie weiß allerdings nicht, wohin. Dann legte er sie direkt vor den Toren des Stone Mountain Park ab. Die

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