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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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»Oder?«
    Trents Handy klingelte. Er schaute auf den Monitor, entschuldigte sich und verließ den Raum.
    Pete seufzte tief, deckte die Leiche wieder zu und steckte das Laken unter dem Kopf fest. »Heikle Situation.«
    »Ja«, sagte Michael. Er beobachtete Trent durch die Glastür und fragte sich, was mit diesem Kerl eigentlich los war.
    »Scheint ziemlich auf Draht zu sein«, sagte Pete und meinte Trent. »Also, ich muss sagen, ist schon mal 'ne Abwechslung, einen von deinen Landsleuten so elegant gekleidet zu sehen.«
    »Was?«, fragte Michael. Er hatte Trent beobachtet und versucht, von dem Anruf etwas mitzubekommen.
    »Der Anzug«, erläuterte Pete. »Macht Eindruck.«
    »Wie ein Leichenbestatter«, erwiderte Michael und dachte, dass Pete auch nicht gerade aussah wie ein Model für GQ. Seine Labormäntel waren immer gestärkt und sauber, aber nur deshalb, weil die Stadt sich um die Reinigung kümmerte. Darunter trug Pete meist Jeans und ein zerknittertes Button-down-Hemd mit weit offenem Kragen, der seine graue Brustbehaarung sehen ließ, und ein Goldmedaillon, das sich nicht einmal die Bee Gees ungeniert umhängen würden.
    »Ziemlich dürftige Verbindung«, sagte Pete. »Zwischen den drei Fällen.«
    »Erzähl mir nichts.«
    »Aber nachdenklich macht einen das schon, dass allen die Zunge abgebissen wurde. Nicht gerade eine häufige Masche.« Er griff nach der Beweismitteltüte mit der Zunge und hielt sie in die Höhe, als hätte Michael letzte Nacht nicht
    schon genug davon gesehen. »Ich muss sagen, in all den Jahren, die ich das hier schon mache, ist mir so was noch nie untergekommen. Bissspuren ja. Ich sage immer, wenn man einen wissenschaftlichen Beweis will, dass wir von Tieren abstammen, dann muss man sich nur ein durchschnittliches Vergewaltigungsopfer anschauen.« Pete legte die Zunge neben Monroes Arm. »Bissspuren waren überall auf ihren Brüsten und ihren Schultern. Ich habe mindestens zweiundzwanzig gezählt. Ich glaube, es ist ein ganz animalischer Instinkt, bei einem gewalttätigen Angriff zuzubeißen. Hunde und Katzen in freier Wildbahn tun es.« Er kicherte. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie viele abgebissene Brustwarzen ich schon gesehen habe. Fünf oder sechs Fälle von abgerissener Klitoris. Ein Finger...« Er lächelte Michael an. »Wenn diese Monster nur Hörner hätten, dann wäre es viel einfacher, sie zu finden.«
    Michael gefiel nicht, wie der Pathologe ihn ansah, und auf keinen Fall wollte er dessen Meinung über Sexualstraftäter hören. So sagte er: »Wenn Trent sich ausgequasselt hat, dann sag ihm, ich bin unten.«
    Er verließ den Raum durch den Notausgang und lief die Treppen hinunter. Am liebsten wäre er in sein Auto gestiegen und hätte Trent Trent sein lassen, aber er hatte nicht vor, es sich mit dem Kerl zu verscherzen. Auch wenn Greer ihn nicht angefordert hatte, war Michael nicht so blöd, sich ein gut gekleidetes Arschloch vom GBl zum Feind zu machen.
    »Wo brennt's denn?«, fragte Leo. Er stand am Fuß der Treppe und rauchte eine Zigarette.
    »Gib mir eine«, sagte Michael.
    »Dachte, du hast aufgehört.«
    »Bist du meine Mutter?« Michael griff in Leos Hemdtasche und zog das Päckchen heraus.
    Leo gab ihm Feuer, und Michael nahm einen tiefen Zug. Sie standen im Garagengeschoss des Gebäudes. Der Gestank nach Auspuffgasen und Gummi war überwältigend, aber der Zigarettenrauch, der in Michaels Nase brannte, überdeckte ihn ein wenig.
    »Und«, setzte Leo an, »wo ist der Wichser?«
    Michael blies Rauch aus und spürte, wie das Nikotin ihn beruhigte. »Oben bei Pete.«
    Leo machte ein finsteres Gesicht. Pete hatte ihn nach einem wie üblich unpassenden Witz aus der Leichenhalle verbannt. »Ich war im Archiv.«
    Michael blinzelte am Rauch vorbei. »Und?«
    »Will Trents Akte ist versiegelt.«
    »Versiegelt?«
    Leo nickte.
    »Wie kriegt man seine Akte versiegelt?« »Keine Ahnung.«
    Beide rauchten eine Weile schweigend und in Gedanken versunken. Michael starrte auf den mit Zigarettenkippen übersäten Boden. Im ganzen Gebäude herrschte striktes Rauchverbot, aber einem Haufen Polizisten das Rauchen zu verbieten war so, als würde man einem Affen verbieten, mit Scheiße zu werfen.
    Michael fragte: »Warum hat Greer ihn angefordert? Ihn persönlich. Dieses SCAT-Team, was für ein Drecksladen das auch sein mag.«
    »Greer hat ihn nicht angefordert.« Leo hob die Augenbrauen, als würde ihm die Heimlichtuerei Spaß machen. »Als Greer zur Arbeit kam, saß Trent bereits in

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