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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Robin hatte mit ihrem eigenen Leben schon genug zu tun, ohne dass er ihr auch noch seine Last aufbürdete. Und was noch hinzukam, er teilte Joyces Optimismus nicht, war nicht so überzeugt wie sie, dass Tante Lydia das Richtige tun würde. Michael war noch immer ihr Sohn, auch wenn er ein sadistischer Mörder war. Man wusste nicht, wozu er fähig war. John würde es sich nie verzeihen, wenn Robin seinetwegen etwas zustieße.
    So sagte er nur: »Ich will nicht, dass du da mit hineingezogen wirst.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Oberschenkel. »Aber was ist, wenn ich es will?« John stockte der Atem, als ihre Hand nach oben wanderte. »Ich weiß, dass du ein guter Kerl bist.«
    Er musste den Mund aufmachen, damit er wieder Luft bekam. »Vielleicht solltest du nicht...«
    »Ich weiß, dass du niemanden hast, mit dem du reden kannst«, sagte sie, und ihre Hand blieb auf seinem Bein. »Ich will, dass du weißt, dass du mit mir reden kannst.«
    Er schüttelte den Kopf und flüsterte: »Robin...«
    Sie bewegte die Hand hin und her. »Schon lange her, was?«
    Noch nie, dachte John. Es war noch nie geschehen.
    »Willst du irgendwohin gehen und reden?«
    »Ich...« Er konnte nicht mehr vernünftig denken. »Ich hab kein Geld, um...«
    Sie rückte dichter an ihn heran. »Ich hab's dir doch gesagt. Ich habe Feierabend.«
    Wenn ihre Hand noch höher wanderte, würde er die Kellnerin um ein Tuch bitten müssen. Er kniff die Augen zusammen, versuchte, sich abzulenken.
    Er legte seine Hand über ihre. »Ich kann nicht.«
    »Willst du mich nicht?«
    »Es gibt keinen lebendigen Mann, der dich nicht will«, antwortete er und dachte, dass kein wahreres Wort je ausgesprochen worden war. »Ich mag dich sehr gern, Robin. Ich weiß, das ist dumm. Ich kenne dich nicht mal. Aber ich will nicht, dass du in meine Probleme mithineingezogen wirst, okay? Es ist bereits zu vielen Leuten etwas passiert. Wenn auch dir was zustoßen würde, wenn man dir was antun würde...« Er schüttelte den Kopf. Er wollte gar nicht darüber nachdenken. »Wenn das alles vorbei ist«, sagte er. »Wenn das alles vorbei ist, dann werde ich dich finden.«
    Robin hatte die Hand weggenommen. Sie hielt ihre Tasse an den Mund und wiederholte die Frage: »Wer erpresst dich, John?«
    Ihr Tonfall hatte sich verändert. Er konnte es nicht genau erklären, aber er erinnerte ihn an die Wärter im Gefängnis, an die Art, wie sie eine Frage stellten und dabei genau wussten, dass man sie beantworten musste, weil sie einen sonst ins Loch steckten.
    Er sagte: »Das wird alles bald vorüber sein.« »Wie das?«
    »Ich kümmere mich darum«, antwortete er. »Aber im Augenblick will ich nicht darüber reden.« »Du willst mir also nichts sagen?« »Nein«, erwiderte er. »Bist du sicher, John?«
    Sie klang so ernst. Er warf ihr ein fragendes Lächeln zu und meinte: »Lass uns über was anderes reden.«
    »Es wäre aber wichtig, dass du mit mir redest«, sagte sie. »Ich muss wissen, was los ist.«
    »Wovon redest du denn?«
    »Es geht um dein Leben, John. Kannst du nicht offen zu mir sein?«
    Seine Nackenhaare sträubten sich. »Die Richtung, die das jetzt nimmt, gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Robin stellte ihre Tasse ab. Sie stand auf, und ihr Gesichtsausdruck wurde hart. »Ich habe versucht, dir zu helfen. Vergiss das nicht.«
    »Also komm«, sagte er, weil er nicht wusste, was er falsch gemacht hatte. »Robin...«
    Er spürte eine Hand auf der Schulter, und als er den Kopf hob, sah er den Mann in dem dreiteiligen Anzug hinter sich stehen.
    John fragte: »Was ist denn los?«
    Der Mann schaute zu Robin, weshalb John es auch tat.
    »Tut mir leid, John«, sagte sie, und sie schien es ernst zu meinen, aber er wusste nicht, warum. Sie griff in ihre Handtasche und zog ihre Brieftasche heraus. Er glaubte, sie wolle die Rechnung bezahlen. Er öffnete den Mund, um ihr zu sagen, sie brauche sich nicht darum zu kümmern, doch als sie die Brieftasche aufklappte, sah er etwa Goldenes funkeln.
    Als könnte er das nicht selber sehen, sagte sie: »Ich bin Polizistin.«
    »Robin...«
    »Eigentlich heiße ich Angie.« Der Mann hinter ihm packte seine Schultern fester. »Lass uns nach draußen gehen.«
    »Nein...« John spürte, wie sein Körper zu zittern begann, wie seine Muskeln weich wurden.
    »Nach draußen«, befahl sie, schob eine Hand unter seinen Arm und zog ihn in die Höhe.
    Er ging wie ein Invalide, stützte sich auf sie, während der Mann die Tür öffnete. Die Beamten von Decatur

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