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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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auf eine üble Situation eingelassen hatte.
    Die Ormewoods lebten in einem Ranchhaus, das zu den anderen Häusern des Viertels passte. Angie parkte in der leeren Auffahrt. Falls irgendeinem Nachbarn auffiel, dass ihr schwarzer Monte Carlo SS nicht hierhergehörte, kam er deswegen nicht gleich angelaufen. Jeder Quadratzentimeter ihrer Haut kribbelte, als sie ausstieg.
    Sie trug, was sie zum Putzen immer anhatte: eine abgeschnittene Jeans, eins von Wills alten Hemden und pinkfarbene Flip-Flops, in die sie geschlüpft war, als sie das Haus verließ. Die Schuhe machten schmatzende Geräusche an ihren Fußsohlen, als sie zur Garage ging. Der Wind blies, und sie schlang sich gegen die Kühle die Arme um den Körper. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um in die Garage zu spähen.
    Die Fenster waren blickdicht mit schwarzem Lack gestrichen.
    Ein Auto fuhr vorbei, und Angie folgte ihm mit dem Blick und versicherte sich, dass es nicht langsamer wurde, bevor sie zur Haustür ging. Sie klingelte, und während sie wartete, genoss sie den Gedanken an Michaels Überraschung, wenn er die Tür öffnete und sie dort stehen sah. Sie wollte ihm sagen, dass John verhaftet worden sei, und dann wollte sie ihn fragen, woher er John Shelley kannte, warum er sie und die Mädchen vor einem eben entlassenen Mörder gewarnt habe.
    Angie klopfte und drückte dann noch einmal auf die Klingel.
    Nichts.
    Sie drehte am Knauf, aber die Tür war verschlossen. Dann zwang sie sich, nicht über die Schulter zu schauen oder sonst etwas zu tun, das sie aussehen ließ wie einen Dieb, und ging langsam um das Haus herum zur Rückseite, wobei sie immer wieder kurz in die Fenster schaute, als wäre sie nur eine Freundin, die für einen Besuch vorbeigekommen war. Sie wünschte sich, sie hätte ihr Handy mitgenommen, aber es steckte zu Hause in der Ladestation.
    In der Hintertür befand sich eine Hundeklappe. Sie sah alt aus. Wahrscheinlich gehörte sie zur Originalausstattung des Hauses. Michael hasste Hunde. Das wusste sie noch von ihrer ersten gemeinsamen Verhaftung. Eins der Mädchen besaß einen Köter, der nicht aufhörte zu bellen, und Michael zog seine Waffe, als das Tier ihn ansprang. Die Prostituierte lachte, und Angie ebenfalls. Dabei fiel ihr ein, dass es genau diese Prostituierte war, die Angie gesagt hatte, dass Michael Nummern umsonst schiebe.
    Angie ging auf die Knie und machte die Schultern schmal, damit sie durch die Hundeklappe passte. Ihre gebärfreudigen Hüften - danke, Mutter - blieben stecken, aber sie schaffte es, sich trotzdem hindurchzuzwängen. Sie kroch ganz hinein, stand dann auf und lauschte angestrengt, um ganz sicherzugehen, dass wirklich niemand da war. Zum ersten Mal, seit sie ihr Haus verlassen hatte, fragte sie sich jetzt, was, zum Teufel, sie eigentlich tat. Warum sollte sie in Michaels Haus einbrechen? Was glaubte sie, dort zu finden?
    Vielleicht hatte Will recht. Michael war mit Sicherheit ein Arschloch. Er schlug seine Frau und hatte Angie wahrscheinlich vergewaltigt an dem besagten Abend, als sie zu betrunken gewesen war, um es mitzubekommen. Aber das bedeutete noch nicht, dass er mit all diesen Verbrechen etwas zu tun hatte. Also, warum war sie hier?
    »Scheiße«, zischte sie und machte kehrt, um wieder hinauszukriechen. Sie kniete bereits, als sie ein Geräusch hörte. Ein Wimmern? War es das? Hatte Michael jetzt einen Hund?
    Angie erstarrte und lauschte. Das Geräusch wiederholte sich nicht, und sie überlegte, ob sie vielleicht den Verstand verloren habe. Dass sie in ein fremdes Haus eingebrochen war, ließ schon Zweifel an ihrem Geisteszustand aufkommen.
    Trotzdem stand Angie wieder auf. Sie konnte ebenso gut beenden, was sie angefangen hatte. Die Schuhe ließ sie an der Tür. Sie hasste es, barfuß zu gehen, aber sie wollte nicht, dass das Flip-Flop-Geräusch ihr durchs Haus folgte.
    Mitten in der Küche blieb sie stehen, weil sie ein Auto vorbeifahren hörte. Angie lauschte angestrengt. Eine Tür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen, aber es war auf der anderen Straßenseite. Sie hörte jemanden Hallo sagen, die ersten Sätze einer Unterhaltung, und entspannte sich wieder. Dass Michael jetzt auftauchte und sie beim Herumschnüffeln in seinem Haus ertappte, konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen.
    Das Wohnzimmer war so wie erwartet: eine üppig gepolsterte Couch und ein Riesenfernseher. Sie schaute den Gang entlang, aber die Schlafzimmer wollte Angie nicht betreten. Sie wollte nicht sehen, wo Michael seine

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