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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Medizinstudium in Emory im zweiten Jahr abgebrochen und zu Jura gewechselt. Sie machte den ganzen Tag Immobilienabschlüsse und bekam ein Pauschalhonorar dafür, dass sie Leute dazu brachte, auf der gepunkteten Linie zu unterschreiben. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man den ganzen Tag etwas so Langweiliges tun konnte, aber wahrscheinlich lachte sie sich auch einen Ast darüber, dass er den ganzen Tag Seifenlauge von Autos wischte.
    »Was ist los?«, flüsterte seine Schwester ohne Begrüßung.
    »Ich muss dich was fragen.«
    »Ich bin mitten in einem Vertragsabschluss.«
    »Es dauert nicht lange«, sagte er und redete dann weiter, weil er wusste, dass sie ihm das Wort abschneiden würde, wenn er nicht sofort mit dem Problem herausrückte. »Was ist Kreditwürdigkeit?«
    Sie sprach jetzt mit normaler Stimme. »Bist du ein Idiot?«
    »Ja, Joyce. Du weißt doch, dass ich einer bin.«
    Sie seufzte tief, und es klang noch gepresster als sonst. Er fragte sich, ob sie sich erkältet oder wieder zu rauchen angefangen hatte. »Alle Kreditkartenfirmen, die Bank, jeder, der dich etwas auf Kredit kaufen lässt, meldet Kreditagenturen, wie gut du deine Rechnungen bezahlst, ob du es pünktlich machst, ob du dir damit Zeit lässt, ob du nur die Minimalzahlung leistest oder jeden Monat alles bezahlst und so weiter. Diese Agenturen verschaffen sich so einen Überblick über dein Zahlungsverhalten und berechnen daraus einen Quotienten, der anderen Firmen Auskunft darüber gibt, was für ein Kreditrisiko du darstellst.«
    »Ist siebenhundertundzehn eine gute Kreditwürdigkeit?«
    »John«, sagte sie. »Ich habe wirklich keine Zeit für so was. Was für eine Gaunerei hast du denn jetzt wieder vor?«
    »Keine«, sagte er. »Ich mache keine Gaunereien, Joyce. Deswegen hat man mich nicht ins Gefängnis gesteckt.«
    Sie schwieg, und er wusste, dass er zu weit gegangen war. »Ich habe nicht vergessen, warum man dich ins Gefängnis gesteckt hat«, sagte sie, und die Schärfe in ihrer Stimme verriet ihm, dass sie sich sehr zusammennehmen musste.
    »Was, wenn sich irgendjemand meine Informationen beschafft und dazu benutzt hat, Kreditkarten und solche Sachen zu bekommen?«
    »Das würde dann deine Kreditwürdigkeit ruinieren.«
    »Nein«, korrigierte er sie. »Was, wenn derjenige die Karten und alles jeden Monat brav bezahlt?«
    Sie zögerte einen Augenblick. »Warum sollte das jemand tun?«
    »Ich weiß es nicht, Joyce. Deshalb frage ich dich ja.«
    »Meinst du das ernst?«, fragte sie barsch. »Was soll das, John? Frag mich einfach, was du wissen willst. Ich habe zu arbeiten.«
    »Genau das frage ich dich ja«, erwiderte er. »Es ist einfach so, dass jemand...« Er brach ab. Würde dies Joyce mit hineinziehen in das, was da ablief? Konnte sie irgendwie in Schwierigkeiten geraten, weil sie von der Sache wusste? Er hatte keine Ahnung, wie das Recht funktionierte. Mann, letzte Woche hatte er noch nicht einmal gewusst, dass so etwas wie Kreditwürdigkeit überhaupt existierte.
    Und er wusste auch nicht, ob Ms. Lam das Telefon angezapft hatte.
    Schließlich sagte er: »Es ist diese Masche, die einige Jungs im Gefängnis laufen hatten.«
    »O Gott.« Jetzt flüsterte sie wieder. »Du solltest dich da nicht mit hineinziehen lassen.«
    »Nein«, sagte er. »Ich bleibe sauber.«
    »Das solltest du auch besser, John. Die stecken dich so schnell wieder in den Knast, dass du nicht mal Zeit hast nachzudenken.«
    »Du klingst wie Dad.«
    »Ist das deine Art, mich zu fragen, wie's ihm geht?« John fiel auf, dass er den Atem anhielt. »Nein.« »Gut, weil er sowieso nicht wollte, dass ich es dir sage.« »Ich weiß.«
    »Mein Gott, John.« Sie seufzte wieder. Er regte sie auf. Warum hatte er sie angerufen? Warum musste er sie damit belästigen?
    Er spürte Tränen in den Augen, erinnerte sich, wie es war, als sie noch klein waren, wie sie immer mit ihm spielte, ihm Richards Kleidung anzog und so tat, als wäre sie seine Mutter. Sie veranstalteten Teepartys und backten Napfkuchen in ihrem Easy-Bake-Ofen.
    Er fragte sie: »Weißt du noch, wie wir Moms Geschenk eingeschmolzen haben?« John war sechs, Joyce neun gewesen. Sie hatten ihr Taschengeld gespart und ihrer Mutter zum Geburtstag ein Armband gekauft. Joyce schlug vor, es in einen Kuchen einzubacken, um sie zu überraschen, weil sie das in einem Buch gelesen hatte. Sie wussten nicht, dass das Armband nur Modeschmuck war, und als sie es in den kleinen Ofen stellten und ihn einschalteten, um den Kuchen

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