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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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und ihn einfach auf den Parkplatz warf, bevor er seine Tür zuknallte. Ja. Er war es. Er war es eindeutig.
    So wie eine Million Regentropfen vom Himmel fielen, stand die Chance eins zu einer Million, dass John am richtigen Tag zur richtigen Zeit am Postamt sein würde.
    Eine Million zu eins, aber er hatte es geschafft.
    Er hatte den anderen John Shelley gefunden.

Kapitel 12
    An seine Verhaftung konnte John sich nicht erinnern – nicht weil er in dem Augenblick so schockiert gewesen wäre, sondern weil er nur halb bei Bewusstsein war. Woody war an diesem Morgen vorbeigekommen, um zu sehen, wie es ihm ging, und hatte ihn mit Valium versorgt. John hatte genug genommen, um ein Pferd zu betäuben.
    Offensichtlich hatten die Bullen mit einem Haftbefehl vor der Tür gestanden. Sein Vater hatte sie zu Johns Zimmer im ersten Stock geführt, wo sie ihn bewusstlos vorfanden. John erinnerte sich ans Aufwachen, daran, dass sein Gesicht brannte, weil sein Vater ihn geschlagen hatte. Die Handschellen scheuerten an seinen Handgelenken, als die Bullen ihn aus dem Haus zerrten. Auf dem Rasen wurde er erneut ohnmächtig.
    Dann wachte er im Krankenhaus wieder auf, den inzwischen vertrauten Holzkohlegeschmack im Mund. Nur als er diesmal versuchte, die Hand zu bewegen, um sich übers Gesicht zu wischen, klapperte etwas am Bettgestell. Als er zu seinen Handgelenken hinuntersah, begriff er, dass er mit Handschellen ans Bett gefesselt war.
    Ein Bulle saß neben der Tür und las eine Zeitung. Er schaute John mürrisch an. »Endlich aufgewacht?« »Ja.« John schlief wieder ein.
    Als er das nächste Mal erwachte, befand sich seine Mutter im Zimmer. Er fragte sich, wie lange er geschlafen hatte, weil Emily aussah, als wären zwanzig Jahre vergangen, seit er die Treppe zu seinem Zimmer hinaufgeschlichen war, an der Stereoanlage Heart leise eingestellt und eine Handvoll von Woodys Pillen geschluckt hatte.
    »Baby«, sagte sie und streichelte ihm den Arm. »Bist du okay?«
    Seine Zunge klebte am Gaumen. Seine Brust schmerzte, als hätte er einen Schlag mit einem Vorschlaghammer abbekommen. Wie hatte er die ganze Zeit nur atmen können?
    »Das kommt schon wieder in Ordnung«, sagte sie. »Das ist alles ein Missverständnis.«
    Das war es allerdings nicht - zumindest was die Polizei anging. Ungefähr eine Stunde später kam der Bezirksstaatsanwalt. Paul Finney stand hinter dem Mann und starrte John an, als wollte er ihm gleich an die Gurgel gehen. Der Polizist schien das auch bemerkt zu haben, denn er blieb dicht bei Mr. Finney und achtete darauf, dass nichts aus dem Ruder lief.
    Der Bezirksstaatsanwalt stellte sich und den Polizisten vor. »Ich bin Lyle Anders. Das ist Chief Harold Waller.« Der Polizist neben Mr. Finney hatte ein Blatt Papier in der Hand. Er räusperte sich und sah auf das Blatt, als würde er seinen Text ablesen.
    John schaute seine Mutter an. Sie sagte: »Ist schon gut, Baby.«
    »Jonathan Winston Shelley«, begann Waller. »Ich verhafte Sie wegen Vergewaltigung und Mord, begangen an Mary Alice Finney.«
    Johns Gehör war wieder mal in dem Zustand, dass er sich vorkam wie unter Wasser. Wallers Lippen bewegten sich, er sagte eindeutig etwas, aber John verstand ihn nicht.
    Schließlich streckte Lyle Anders die Hand aus und schnippte vor Johns Gesicht mit dem Finger. »Verstehst du, was passiert, Sohn.«
    »Nein, sagte John. »Ich hab nichts...«
    »Sag jetzt gar nichts«, riet ihm seine Mutter und hielt sich den Zeigefinger an die Lippen. Emily Shelley, Geldbeschafferin des Elternbeirats, fürsorgliche Mutter, Kuchenbäckerin und Meisterin der Halloween-Kostüme, straffte den Rücken und sagte dann, zu den drei Männern im Zimmer gewandt: »Wenn das dann alles ist?«
    Beinahe drohend ragten die drei vor seiner kleinen Mutter auf, vor allem Paul Finney. Er war sowieso schon ein großer Mann, aber seine Wut ließ ihn noch größer erscheinen.
    Anders sagte: »Er muss eine Aussage machen.«
    »Nein«, sagte sie, diese Frau, die seine Mutter war. »Das muss er nicht.«
    »Es wäre in seinem Interesse.«
    »Mein Sohn hat Schreckliches durchgemacht«, entgegnete Emily. »Er braucht erst einmal Ruhe.«
    Anders versuchte nun, mit John direkt zu sprechen, und auch als Emily ihm den Weg versperrte, gab er nicht auf. »Sohn, du solltest jetzt reinen Tisch machen und uns sagen, was passiert ist. Ich bin sicher, es gibt einen Grund, warum du...«
    »Er hat Ihnen rein gar nichts zu sagen«, unterbrach Emily ihn entschieden. John hatte sie nur

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