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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Kreditauskunft auf die Weihnachtskarte. »Nimm das einfach, und denk daran, egal, was passiert, ich liebe dich.«
    John hatte den Fairlane nicht dabei, aber er wollte auch nicht, dass sie ihn an der Bushaltestelle vor dem Eingang zum Einkaufszentrum stehen sah, deshalb ging er die Straße entlang zur Haltestelle Virginia-Highland und stieg dort in den MARTA-Bus. Er wollte nicht nach Hause, wollte seine kakerlakenverseuchte Bude oder seine Vergewaltigerkollegen nicht sehen, deshalb ging er zum Inman Park und stieg in den Fairlane.
    Normalerweise folgte er Woody nur an. den Wochenendabenden. Die ersten beiden Wochen von Johns Überwachung hatten gezeigt, dass der Kerl fast immer im Haus blieb, außer seine Frau brachte ihn dazu, den Abfall hinauszutragen. John vermutete jedoch, dass Woody vielleicht cleverer war, als es den Anschein hatte. Vielleicht besaß er irgendwo noch ein anderes Auto. Wenn man an das Postfach und die Kreditkarten dachte, war das nicht allzu weit hergeholt. Möglicherweise hatte sich John Shelley in den letzten sechs Jahren ein Auto gekauft.
    So kurz vor Weihnachten war Woodys Viertel mit farbenfrohen Lämpchen und Weihnachtsschmuck dekoriert. Aus alten Milchkrügen gebastelte
    Laternen säumten die Straße. Erst in der Woche davor hatte John eine ältere Dame mit ihrem Hund herumgehen und jede einzelne anzünden sehen.
    Es war ein nettes Viertel.
    John stellte sein Auto zwischen einem Geländewagen und einem Kombi auf dem Kirchenparkplatz ab und warf einen Blick auf das Schild neben dem Portal, um herauszufinden, wann der Gottesdienst zu Ende war. Woodys Frau ging jeden Sonntag mit dem Jungen in die Kirche und verbrachte dann die übrige Zeit mit einer Frau, wahrscheinlich ihre Mutter.
    Von der Kirche aus schlenderte John eine Seitenstraße entlang, die parallel zu Woodys Haus verlief, und pfiff dabei, als wäre er nur ein Spaziergänger. Er schätzte die Entfernung ab und ging dann quer über eine Wiese, bis er entdeckte, was die Rückseite von Woodys Haus sein musste. Es gab kaum Bäume, die ihm Deckung boten, und John kam sich vor wie auf dem Präsentierteller. Jeder, der aus seiner Hintertür trat, konnte ihn sehen. Er wollte eben umkehren, als genau das passierte. Eine Frau kam aus ihrem Haus und blieb in der offenen Tür stehen. John erstarrte, weil er genau in ihrem Blickfeld stand, aber sie blickte nicht zu ihm herüber. Sie drehte sich zu Woodys Haus nebenan um und hob zum Gruß eine Hand, während sie mit der anderen ihre Augen gegen die Sonne abschirmte.
    John legte sich flach auf den Bauch. Der Hinterhof des Mädchens war von Unkraut überwuchert, aber jeder, der in seine Richtung schaute, hätte ihn dort liegen sehen können. Zum Glück folgte ihr Blick etwas Interessanterem. John sah Woody durch seinen Garten laufen und über einen Maschendrahtzaun hüpfen, den ein Baum niedergedrückt hatte. Er ging direkt auf das Mädchen zu, warf nicht einmal einen Blick in Johns Richtung, sondern hob die Kleine hoch und begann sie zu küssen.
    John beobachtete, wie sie mit ihren dünnen Beinen seine Taille umklammerte. Die Lippen der beiden waren miteinander verschmolzen, als Woody sie in ihr Haus trug und die Tür hinter sich zuschlug.

Kapitel 18
    15. Juni 1985
    Den ganzen Abend wartete John, dass Mary Alice auf der Party auftauchte, und rauchte dabei so viel Gras, dass ihn die Lunge schmerzte. Woody schaute immer wieder zu ihm herüber und zeigte ihm den hochgereckten Daumen, als wollte er ihn anfeuern. John hätte sich selber in den Arsch treten können, weil er seinem Cousin erzählt hatte, dass er ein Mädchen zu dieser Party
    eingeladen hatte. Es war schlimm genug, dass Mary Alice nicht hier war, aber vor Woody wie ein Idiot dazustehen, war noch um einiges schlimmer.
    John hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, als sie gegen Mitternacht auftauchte. Als Erstes fiel ihm auf, wie deplatziert sie in ihrer frisch gebügelten Jordache-Jeans und der blütenweißen Bluse mit hohem Kragen wirkte. Sie sah wunderschön aus, aber alle anderen trugen diverse Abstufungen von Schwarz: dreckige Jeans, fleckige Heavy-Metal-T-Shirts, fettige Haare.
    Sie wollte schon wieder kehrtmachen und das Haus verlassen, als er sie am Arm fasste.
    »Hey!« Sie klang zugleich überrascht, albern und argwöhnisch.
    »Du siehst toll aus«, schrie er ihr durch den Krach von Poison aus der Stereoanlage zu.
    »Ich sollte wieder gehen«, sagte sie, machte aber keine Anstalten dazu.
    »Komm, nimm dir doch erst mal einen

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