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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Drink.«
    Er sah, dass sie darüber nachdachte, sich wahrscheinlich fragte, was er mit Drink meinte und ob sie ihm trauen konnte.
    »Woody hat in der Küche auch Softdrinks«, erklärte er und dachte, dass er das Wort »Softdrinks« noch nie in seinem Leben benutzt hatte. »Komm.«
    Sie zögerte noch immer, doch als John zur Seite trat, so dass er hinter ihr in die Küche gehen konnte und ihr gleichzeitig den Weg zur Haustür versperrte, gab sie schließlich nach.
    Woody entdeckte er, als sie an der Treppe vorbeikamen. Er lehnte am Geländer, die Pupillen riesengroß, ein träges Grinsen im Gesicht. Eins der Mädchen aus der einzigen schwarzen Familie in der Nachbarschaft hing an ihm wie eine Klette, die Arme um seinen Hals geschlungen, ein Bein wie eine Schlange um seins gewickelt. John sah zu, wie sie sich lange und intensiv küssten. Sie war klasse, mit ihrer cremig dunklen Haut und ihrem exotisch geflochtenen Haar. Wer sonst als Woody würde bei dem bestaussehenden Mädchen der Party landen?
    Er zeigte John wieder den hochgereckten Daumen, aber nun grinste er nicht.
    Die Küche war voller Rauch, und Mary Alice hustete und wedelte mit der Hand vor dem Gesicht. In einer Ecke machte ein Pärchen herum, und John konnte seinen Blick nicht abwenden, weil der Kerl die Hand vorne in die Jeans des Mädchens geschoben hatte.
    »Coole Party«, sagte ein anderer Junge und rempelte John an. Sein Drink spritzte John auf die Hand. Er entschuldigte sich und gab John den halbvollen
    Plastikbecher als Friedensangebot. John hatte an diesem Abend bereits mehr als genug Alkohol intus, aber er nahm trotzdem einen großen Schluck aus dem Becher; die Flüssigkeit brannte in seiner Kehle.
    Als John sich nach Mary Alice umsah, ging sie bereits zur Hintertür hinaus.
    »Hey«, sagte John und lief ihr nach.
    Sie stand neben einer großen Eiche und schaute zu den Sternen empor. Sie wirkte nervös. Vielleicht konnte er ihre Hand halten. Vielleicht konnte er sie küssen.
    Sie lachte ohne Grund. »Ich hab da drin keine Luft bekommen.«
    »Tut mir leid.«
    Sie sah den Becher in seiner Hand. »Gib mir das.« »Ich weiß nicht, was drin ist«, sagte er. »Du solltest lieber nicht.«
    »Du bist nicht mein Vater«, meinte sie und nahm ihm den Becher ab. Sie trank einen kräftigen Schluck und schaute ihm dabei in die Augen. »Schmeckt wie Cola mit was anderem.«
    Er hoffte inständig, dass es sich nicht um was ganz anderes handelte. Woody war neunzehn Jahre alt, und alle seine Kumpel waren noch ein paar Jahre älter. Einige von ihnen nahmen harte Drogen, Zeug, das John ablehnte. Kein Mensch wusste, was hier alles in Umlauf war.
    John sagte: »Tut mir leid, wie's hier zugeht. Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so wild werden würde.«
    Sie nahm noch einen Schluck aus dem Becher und schenkte ihm ein schmachtendes Lächeln. Mann, sie war so hübsch. Er hasste sie schon so lange, dass er ganz vergessen hatte, wie schön sie war.
    Sie hob noch einmal den Becher, aber er hielt sie vom Trinken ab. »Dir wird schlecht werden.« Aber eigentlich dachte er, auch wenn sie kotzen würde, er würde sie trotzdem küssen.
    »Bist du stoned?«
    »Nein«, log er. Er war so nervös, dass er einen Ziegenarsch rauchen würde, wenn er wüsste, dass es ihn beruhigte.
    Sie trank noch einen Schluck, und er versuchte gar nicht, sie davon abzubringen. »Ich will stoned werden.«
    Er wäre weniger schockiert gewesen, wenn sie gesagt hätte, sie wolle zum Mond fliegen. »Also komm, Mary Alice. Immer langsam mit dem Zeug. Du willst doch nicht, dass dir schlecht wird.«
    »Du verträgst es ja auch«, entgegnete sie und trank den Becher aus. Sie drehte ihn um, um ihm zu zeigen, dass er wirklich leer war. »Ich will noch einen.«
    »Lass uns doch einfach eine Weile hier draußen bleiben.«
    »Warum?«, fragte sie. Sie schwankte ein wenig, und er streckte den Arm aus, um sie zu halten. »Ich dachte, du hasst mich.«
    Er roch ihr Parfüm und das Haarspray in ihren Haaren. Ihre Haut fühlte sich heiß unter seiner Hand an. Er könnte sie in den Arm nehmen, sie einfach an sich ziehen und die ganze Nacht so halten. »Ich hasse dich nicht.«
    »Du sagst dauernd gemeine Dinge zu mir.«
    »Tu ich nicht«, sagte er mit so viel Überzeugung, dass er es fast selber glaubte.
    Sie löste sich von ihm. »Meine Eltern denken, ich bin zu Hause.«
    »Meine auch.«
    »Haben sie dich von der Schule geschmissen?« »Nein.«
    »Sie sollten dich rauswerfen«, meinte sie. »Mein Dad hält dich für

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