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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Kontakt mit ihm aufzunehmen?«
    »Nein.«
    Sie beugte sich vor und sagte eindringlich: »Das solltest du auch nicht. Er war damals schon ein schlechter Umgang, und ich bin mir sicher, dass er sich nicht geändert hat.«
    »Das werde ich nicht«, sagte er.
    »Du landest sonst wieder im Gefängnis.«
    Würde es ihr etwas ausmachen?, fragte er sich. Wäre es besser für sie, wenn er wieder im Coastal säße anstatt direkt vor ihrer Nase? Außer Joyce gab es niemanden auf der ganzen Welt, der John noch so kannte, wie er früher war. Sie war wie ein Schatz kästchen, in dem all seine Kindheitserinnerungen aufbewahrt lagen, nur hatte sie den Schlüssel weggeworfen in dem Augenblick, als die Polizei ihn abführte.
    Joyce lehnte sich zurück. Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Ich sollte jetzt wirklich los.«
    »Ja«, sagte er. »Deine Freunde warten sicher schon.«
    Nun schaute sie ihm zum ersten Mal seit ihrem Eintreten in die Augen. Sie sah, er wusste, dass sie log.
    Ihre Zungenspitze schnellte vor, und sie leckte sich die Lippen. »Ich war letztes Wochenende bei Mom.«
    John blinzelte plötzliche Tränen weg. Er stellte sich den Friedhof vor, wie Joyce am Grab seiner Mutter stand. »Sie hätte gewollt, dass wir uns treffen.« Sie zuckte die Achseln. »Weihnachten eben.«
    Er biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen.
    »Sie hat immer an dich geglaubt. Hat kein einziges Mal gedacht, dass du schuldig bist.«
    Die Brust schmerzte ihm vor Anstrengung, seine Gefühle im Zaum zu halten.
    »Du hast alles kaputt gemacht«, sagte Joyce, beinahe ungläubig. »Du hast unser aller Leben zerstört, aber sie hat immer zu dir gehalten.«
    Die Leute schauten bereits, aber John war es egal. Jahrelang hatte er sich bei ihr entschuldigt - in Briefen und auch persönlich. Aber Joyce bedeutete das gar nichts.
    »Ich kann's dir nicht verdenken, dass du mich hasst«, sagte er und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Du hast jedes Recht dazu.«
    »Wenn ich dich nur hassen könnte«, flüsterte sie. »Wenn es nur so einfach wäre.«
    »Ich würde dich hassen, wenn du getan hättest...«
    »Was getan?« Sie beugte sich wieder über den Tisch, ihre Stimme klang beinahe verzweifelt. »Was getan, John? Ich habe gelesen, was du vor dem Begnadigungsausschuss gesagt hast.
    Ich weiß, was du ihnen gesagt hast. Sag es mir.« Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Sag mir, was passiert ist.«
    Er zog eine Papierserviette aus dem Spender auf dem Tisch und schnäuzte sich.
    Sie ließ nicht locker. »Jedes Mal, wenn du vor dem Ausschuss warst, jedes Mal, wenn du mit ihnen gesprochen hast, hast du ihnen gesagt, dass du unschuldig bist, dass du nicht sagen wirst, dass du es getan hast, nur damit sie dich rauslassen.«
    Er nahm sich noch eine Serviette, damit seine Händen beschäftigt waren.
    »Was hat sich geändert, John? War es wegen Mom? Wolltest du sie nicht enttäuschen. Ging es darum, John? Dass du nach Moms Tod endlich die Wahrheit sagen konntest?«
    »Sie war noch nicht tot, als ich es sagte.«
    »Sie lag im Sterben«, zischte Joyce. »Sie lag in diesem Krankenhausbett und wurde immer weniger und konnte an nichts anderes denken als an dich. >Kümmere dich um Johnnys sagte sie immer wieder. >Lass ihn da drinnen nicht allein. Wir sind alles, was er hat.«<
    John hörte sich selbst schluchzen, ein Bellen wie von einem Seehund, das durchs Cafe hallte.
    »Sag's mir, John. Sag mir einfach die Wahrheit.« Ihre Stimme klang ruhig. Wie ihr Vater zeigte auch sie ihre Gefühle nicht gern. Je mehr sie sich aufregte, desto leiser und ruhiger sprach sie.
    »Joyce...«
    Sie legte ihre Hand auf seine. Noch nie hatte sie ihn zuvor berührt, und er spürte, wie ihre Verzweiflung durch ihre Fingerspitzen in seine Haut drang. »Es ist mir inzwischen egal«, fuhr sie fort, und es klang fast wie ein Flehen. »Es ist mir egal, ob du es getan hast, Johnny. Es ist mir wirklich egal. Ich will es nur wissen, für mich selbst, für mein Seelenheil. Bitte - sag mir die Wahrheit
    Ihre Hände waren wunderschön, so zart, mit so langen Fingern. Wie die Emilys.
    »John, bitte.«
    »Ich liebe dich, Joyce.« Er griff in seine hintere Hosentasche und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. »Es wird etwas passieren«, sagte er. »Etwas Schlimmes, das ich aber, glaube ich, nicht verhindern kann.
    Sie zog ihr Hand weg und lehnte sich wieder zurück.« Wovon redest du, John? In was bist du verwickelt?«
    »Nimm das«, sagte er und legte die

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