Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
durchschnittliche Kinder gab. »Können Sie uns sagen, wogegen sie behandelt wurde?«
    »ADHS«, antwortete McFaden. »Kayla hat - Entschuldigung, hatte - große Schwierigkeiten mit der Konzentration auf ihre schulischen Pflichten. Ihr waren soziale Kontakte wichtiger als das Lernen.«
    Als wäre das unter Teenagern dieses Alters so ungewöhnlich, dachte Faith. »Was ist mit Emma?«
    Nun antwortete wieder Park, doch von ihrer vorherigen Schärfe war nichts mehr zu hören. »Emma ist ein wunderbares Mädchen.«
    Wieder nickten die Lehrer, und Faith spürte, wie sich Traurigkeit über die Anwesenden legte. Sie fragte sich, was genau Kayla Alexander getan hatte, um diese Lehrer so gegen sich aufzubringen.
    Die Tür ging auf, und ein Mann in einem zerknitterten Sportsakko und mit einem Stapel Papiere im Arm kam herein. Er schaute die Versammlung an und schien überrascht, dass sie alle da waren.
    »Mr. Bernard«, sagte McFaden, »darf ich Ihnen die Detectives Mitchell und Trent vorstellen.« Dann wandte sie sich Faith und Will zu. »Das ist Evan Bernard, Englischlehrer.«
    Er nickte und blinzelte hinter seiner Drahtbrille. Bernard war ein sympathisch aussehender Mann, vermutlich Mitte vierzig. Faith vermutete, dass er mit seinem struppigen Bart und seiner generell etwas schlampigen Erscheinung durchaus einem Klischee entsprach, aber etwas an der Wachsamkeit in seinen Augen brachte sie auf den Gedanken, dass da vielleicht mehr dahintersteckte.
    Bernard sagte: »Tut mir leid, dass ich zu spät komme. Ich hatte eine Elternbesprechung.« Er zog sich einen Stuhl neben McFaden, setzte sich und legte sich den Papierstapel auf den Schoß. »Gibt es schon irgendetwas Neues?«
    Faith erkannte, dass er der Erste war, der diese Frage gestellt hatte. »Nein«, sagte sie. »Wir folgen allen Ermittlungsspuren. Alles, was Sie uns über die Mädchen sagen können, wird uns weiterhelfen.«
    Unter seinem Bart biss er sich auf die Unterlippe, und sie merkte, dass er ihren Blödsinn ebenso schnell durchschaut hatte wie sie McFadens.
    Genau in diesem Augenblick entschied sich Will, das Wort zu ergreifen. »Wir tun alles, was wir können, um Kaylas Mörder zu finden und Emma unbeschadet nach Hause zu bringen. Ich weiß, das ist kein großer Trost, aber seien Sie versichert, dass dieser Fall die ganze Aufmerksamkeit jedes Mitglieds des Atlanta Police Department und jedes Agenten des Georgia Bureau of Investigation hat.«
    Bernard nickte und umfasste die Papiere auf seinem Schoß. »Wie kann ich helfen?«
    Will antwortete nicht. Faith schloss daraus, dass sie wieder übernehmen sollte. »Wir sprachen gerade über Kayla Alexanders Einfluss auf Emma.«
    »Über Kayla kann ich Ihnen gar nichts sagen. Ich hatte nur Emma, aber nicht in der Klasse. Ich bin der Lesetutor in Westfield.«
    McFaden ergänzte: »Mr. Bernard macht Einzelsitzungen mit unseren leseschwachen Schülern. Emma hat eine leichte Legasthenie.«
    »Das tut mir leid. Können Sie mir sagen ...«
    »Wie das?«, warf Will dazwischen. Er stützte die Ellbogen auf die Knie, beugte sich vor und schaute Bernard an.
    Bernard klang verwirrt. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Frage verstehe.«
    »Ich meine ...« Will schien nicht die richtigen Worte zu finden. »Ich verstehe nicht ganz, was Sie mit leichter Legasthenie meinen.«
    »>Leicht< ist ein Begriff, den ich nicht unbedingt verwenden würde«, entgegnete Bernard. »Allgemein gesprochen ist es eine Lesestörung. Wie Autismus hat auch die Legasthenie ein ganzes Spektrum von Symptomen. Jemanden auf diese Art zu klassifizieren würde bedeuten, dass man ihn auf die höchste Stufe stellt, die Stufe also, die man üblicherweise als hochfunktional bezeichnet. Die meisten Kinder, die ich sehe, befinden sich entweder an diesem oder am anderen Ende. Es gibt diverse symptomatische Bündelungen, aber das Schlüsselidentifikationsmerkmal ist die Unfähigkeit, auf Schulniveau zu lesen, zu schreiben oder zu buchstabieren.«
    Will nickte, und Faith sah ihn die Hand in seine Sakkotasche stecken. Sie hörte ein Klicken und musste sich bemühen, eine neutrale Miene zu wahren. Im Auto hatte sie gesehen, dass er sich den Digitalrekorder in diese Tasche steckte. Im Staat Georgia war es zwar völlig legal für eine Privatperson, eine Unterhaltung aufzunehmen, jedoch höchst illegal für einen Polizisten.
    Will fragte Bernard: »Würden Sie Emma charakterisieren als langsam oder ...« Das nächste Wort kam ihm nur widerstrebend über die Lippen »...

Weitere Kostenlose Bücher