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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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weiß, wie man wirklich aussieht, oder? Weil, immer wenn man in den Spiegel schaut, weiß man ja, dass man das tut, deshalb kann man gar nicht anders, als sich in Pose zu werfen. Darum kann man das nie wissen. Aber auf dem Foto da – so siehst du wirklich aus.«
    Jane streicht mit zwei Fingern über das Gesicht auf ihrem Ausweis, den ich auf meinem Oberschenkel abgelegt habe, deshalb streichen ihre Finger nun über meinen Oberschenkel, wenn man den Ausweis nicht mitzählt, und ich sehe die beiden Finger einen Augenblick lang an und dann blicke ich hoch in ihr Gesicht, und sie sagt: »Paulie ist zwar ein Krimineller, aber auch ein echt guter Fotograf.«
    Und genau in dem Augenblick kommt Paulie zurück und wedelt mit einer führscheinähnlichen Plastikkarte. »Mr Biafra, hier ist Ihr Ausweis.«
    Er überreicht ihn mir. Auf die Knöchel seiner anderen Hand sind die Buchstaben L-E-S-S tätowiert.
    Alles ist einfach perfekt. Die ganzen Hologramme eines echten Führerscheins aus Illinois, genau dieselben Farben, genau dasselbe dicke Plastik, in das der Ausweis laminiert ist, genau dieselbe Organspenderinfo. Ich sehe auf dem Foto sogar halbwegs okay aus. »Der Wahnsinn«, sage ich. »Der ist echt der Hammer. Die Mona Lisa unter den Ausweisen.«
    »Gern geschehen«, sagt Paulie. »Okay, Kinder, das war’s. Ich hab jetzt was Besseres zu tun, dringende Geschäfte.« Er grinst und hält einen Joint hoch. Es ist mir ein vollständiges Rätsel, wie jemand, der so zugekifft ist, trotzdem ein solches Genie in Sachen gefälschte Ausweise sein kann. »Man sieht sich, Jane. Sag Phil, dass er mich anrufen soll.«
    »Aye, aye, Käpt’n«, sagt Jane, und dann gehen wir die Treppe runter und ich kann in meiner vorderen Hosentasche meinen neuen gefälschten Ausweis spüren, ganz nah an meiner Hüfte, und es fühlt sich so an, als hätte ich damit die Eintrittskarte für die gottverdammte gesamte Welt.
    Wir kommen raus auf die Straße, dieselbe kühle Überraschung wie immer. Jane rennt ganz plötzlich los, und ich weiß nicht, ob ich ihr folgen soll oder nicht, aber dann dreht sie sich zu mir um und fängt an, rückwärts zu hüpfen. Der Wind weht ihr ins Gesicht, und ich kann kaum hören, was sie mir zuruft, aber es klingt wie: »Komm schon, Will! Hüpf mit! Spring! Schließlich bist du jetzt ein Mann!«
    Und verdammt noch mal, da renne ich ihr nach und hüpfe mit.

vier
    ich räume gerade metamusil ins regal ein, als maura reinkommt. sie weiß, dass ich einen anschiss von meinem boss kriege, wenn ich mich während der arbeit mit leuten unterhalte, deshalb tut sie so, als würde sie nach vitaminpräparaten suchen, während sie mit mir redet. sie erzählt mir, dass für sie das wort ›lutschtablette‹ doch irgendwie einen sehr seltsamen beigeschmack habe, und dann schlägt es punkt 17:12 uhr und maura hat wohl das gefühl, dass es an der zeit ist, mir ein paar persönliche fragen zu stellen.
     
    maura: bist du schwul?
    ich: bitte was?
    maura: für mich wär das okay, wenn du es wärst.
    ich: oh, super, denn das hat mir nämlich am meisten sorgen gemacht, ob du vielleicht ein problem damit hättest.
    maura: ich mein ja nur.
    ich: ist angekommen. und jetzt halt die klappe und lass mich weiterarbeiten, okay? oder willst du, dass ich meinen angestelltenrabatt nutze, damit du dir ein mittel gegen dünnschiss besorgen kannst?
     
    ich finde, es sollte dringend ein gesetz geben, das es verbietet, die sexuelle orientierung eines jungen in frage zu stellen, während er arbeitet. und überhaupt hab ich keine lust, mit maura darüber zu reden, und zwar ganz egal, wo. denn die sache ist einfach die – so eng befreundet sind wir nicht. maura ist für mich die richtige person, um uns gegenseitig unsere
weltuntergangsszenarien zu erzählen. aber sie ist nicht die person, wegen der ich mir wünschen würde, der weltuntergang fände nie statt. in dem einen jahr oder so, seit wir miteinander befreundet sind, war das schon immer das problem. ich bin mir sicher, wenn ich ihr erzählen würde, dass ich jungs mag, würde sie wahrscheinlich aufhören, mit mir zusammen sein zu wollen, was ein riesengroßer vorteil wäre. aber ich bin mir genauso sicher, dass ich dann sofort zu ihrem schwulen schoßhündchen würde, und darauf habe ich wirklich überhaupt keine lust. so schwul bin ich auch wieder nicht. madonna zum beispiel hasse ich.
     
    ich: es sollte für leute mit verstopfung frühstücksflocken
    geben, die metamüslix heißen.
    maura: ich meine es

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