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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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bleibe in mich verstrickt auf der schaukel sitzen, weil ich nicht weiß, wie ich das dickicht in meinem kopf durchdringen soll. wie ich es anstellen soll, auch nur irgendwas von den dingen zustandezubringen, die ich auf die reihe kriegen muss. ich werde immer derselbe bleiben und derselbe und derselbe, bis ich sterbe.
    es müssen erst mehrere minuten vergehen, bis ich mir eingestehen kann, dass ich mir was vormache. ich rede mir zwar ein, dass ich nichts empfinde, aber das ist eine lüge. ich würde mir gern einreden, dass ich reue oder bedauern empfinde. oder mich vielleicht sogar schuldig fühle. aber nichts davon trifft es wirklich. was ich empfinde, ist scham. nackte scham und abscheu vor mir selbst. ich will nicht der mensch sein, der ich bin. ich will nicht der mensch sein, der gerade getan hat, was ich getan habe.
    und tiny ist dabei so ziemlich nebensächlich.
    ich bin grässlich.
    ich bin herzlos.
    entsetzen packt mich – wenn das nun wirklich die endgültige wahrheit über mich ist?
    ich renne nach hause. fange an zu schluchzen. kann überhaupt nichts mehr denken. mein körper zerfällt in stücke. meine hand zittert so stark, dass ich den schlüssel fallen lasse. endlich krieg ich ihn ins schloss. das haus ist leer. ich innerlich auch. ich versuche, etwas zu essen. ich versuche, mich ins bett zu kuscheln. nichts hilft. ich habe wieder diese gefühle. ich fühle das alles wieder. und ich muss jetzt unbedingt spüren, dass ich nicht allein bin. ich ziehe mein handy heraus. ich
denke nichts. ich tippe die nummer ein und höre es klingeln und sobald am anderen ende jemand ist, rufe ich hinein
     
    ich: ICH LIEBE DICH. HÖRST DU? ICH LIEBE DICH!
     
    ich brülle es in den hörer, ich schreie es heraus, und es klingt so zornig und so verängstigt und so erbärmlich und so verzweifelt. am anderen ende fragt meine mutter, was los ist, wo ich bin, was passiert ist, und ich erzähle ihr, dass ich zu hause bin und dass alles in scherben liegt, und sie sagt, dass sie in zehn minuten da ist, ob ich zehn minuten ohne sie noch durchhalte? und ich fang schon an zu sagen, dass es okay ist, weil ich weiß, dass sie das jetzt hören will, aber dann denke ich, vielleicht will sie ja die wahrheit wissen, deshalb sag ich ihr, dass ich wieder diese gefühle habe, ganz stark, und sie sagt mir, aber natürlich hast du diese gefühle, diese gefühle hattest du doch immer schon, deswegen ist das leben für dich manchmal so hart.
    als ich ihre stimme höre, geht es mir gleich schon besser, und ich merke, dass ich ihr wirklich dankbar bin für das, was sie sagt, und für das, was sie tut, und dass ich ihr das unbedingt mitteilen muss. ich tue es aber nicht sofort, weil ich glaube, dass sie sich dann nur noch mehr sorgen machen würde, aber als sie nach hause kommt, sag ich es ihr, und sie sagt, dass sie das weiß.
    ich erzähle ihr von tiny, nur ein bisschen, nicht viel, und sie meint, dass es so klingt, als würden wir uns beide zu sehr unter druck setzen, und dass es nicht sofort liebe sein muss, vielleicht sogar überhaupt nicht. ich möchte sie gern fragen, wie das mit meinem vater war und wann daraus hass wurde
und traurigkeit. aber vielleicht will ich es auch nicht wirklich wissen. nicht jetzt jedenfalls.
     
    mom: bedürftigkeit allein ist nie eine gute basis für eine beziehung. da muss viel mehr vorhanden sein.
     
    es tut gut, mit ihr zu reden, aber es fühlt sich auch seltsam an, weil sie meine mutter ist, und ich möchte nicht einer von diesen jungs sein, die glauben, dass mutti ihre beste freundin ist. als es mir schließlich wieder besser geht, ist die schule schon lang aus, und ich denke mir, ich kann ja mal online gehen und nachgucken, ob gideon auch da ist. dann denk ich mir, ich kann ihm ja eine sms schicken. dann denk ich mir, ich kann ihn ja anrufen. und dann denk ich mir, ich kann ihn ja anrufen und fragen, ob er irgendwas mit mir unternehmen möchte. weil er mein freund ist und dafür sind freunde schließlich da.
    ich ruf ihn an und er ist für mich da. ich brauche ihn und er ist für mich da. ich besuche ihn und erzähle ihm, was passiert ist, und er ist für mich da. es ist nicht wie mit maura, die immer nur auf das düstere in mir gestarrt hat. es ist nicht wie mit tiny, bei dem ich immer den druck gespürt habe, für ihn der beste aller möglichen freunde zu sein. nein. gideon glaubt an das gute und das schlechte in mir. mit anderen worten: er will mich, wie ich bin. er will die wahrheit.
    als wir genug

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