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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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abgespeichert und das ist gut so und ich will, dass das so bleibt. Tut mir leid, dass ich auch so ein katastrophaler bester Freund bin wie du, aber ich liebe dich.«
    Da hält er es nicht mehr aus. »Grayson, bist du gerade
dabei, dich vor mir zu outen? Weil nämlich, also ich meine, nimm das bitte nicht persönlich, aber da würde ich lieber hetero werden als mit dir schwul.«
    »NEIN. Nein nein nein. Ich will dich nicht ficken . Ich liebe dich nur. Wann wurde das eigentlich alles darauf reduziert, mit jemandem Sex haben zu wollen? Seit wann ist derjenige, mit dem man ins Bett will, der einzige Mensch, den man wirklich lieben darf? Wie bescheuert ist das denn, Tiny? Ich meine, wen kümmert schon Sex?! Die Leute tun immer so, als ob es das Wichtigste auf der Welt wäre. Aber wie kann sich denn unser ganzes Leben als fühlende, denkende Wesen um etwas drehen, das auch Nacktschnecken miteinander treiben? Natürlich sind das alles unglaublich wichtige Fragen, mit wem man gern Sex haben möchte und ob es dann auch tatsächlich dazu kommt und so, vermut ich jedenfalls mal. Aber ist das wirklich sooo wichtig? Weißt du, was wirklich wichtig ist? Ohne wen man nicht leben kann! Von wem man sich um Viertel vor sechs aufwecken lässt, ohne zu wissen, warum er einen braucht! Und bei wem hab ich denn in der Nase rumgebohrt, als er total betrunken war?«
    Ich brülle, gestikuliere wild mit den Armen, und erst als mir keine zündenden Argumente mehr einfallen, sehe ich, dass Tiny weint. Und dann sagt er weich und leise, mit einer Stimme, die ich bei ihm noch nie gehört habe, so weich und leise ist sie: »Wenn du ein Stück über jemand schreiben würdest …«, und dann verstummt er.
    Ich setze mich neben ihn und lege meinen Arm um ihn. »Alles in Ordnung?«
    Irgendwie schafft es Tiny Cooper dann, seinen Körper so hinzudrehen, dass sein massiger Kopf auf meiner schmalen
Schulter zu weinen kommt. Nach einer Weile sagt er: »War etwas viel. Die Woche. Der Monat. Das Leben.«
    Er erholt sich schnell wieder, wischt sich die Tränen mit dem Kragen seines Polohemds ab, der aus seinem gestreiften Sweatshirt herausragt. »Wenn man mit jemandem zusammen ist, gibt es für jede Etappe einen Orientierungspunkt: der erste Kuss, das Geständnis, die drei kleinen Worte und irgendwann dann die Schaukel und das Ende. Das kann man wie auf einer Kurve einzeichnen und vorher berechnen. Und die ganze Zeit checkt man bei sich und dem anderen: Wie weit sind wir? Darf ich das jetzt tun? Wenn ich das und das sage, kommt dann auch von ihm das und das zurück? Aber bei Freundschaft gibt es so etwas nicht. Eine Beziehung sucht man sich aus. Freunde sind einfach da.«
    Ungefähr eine Minute lang starre ich stumm aufs Spielfeld. Tiny schnieft. »Auch wenn man sich seine Freunde nicht aussuchen kann«, sage ich, »dich würd ich aussuchen. Hey, verdammt, ich such dich aus. Ich möchte, dass du in zwanzig Jahren abends bei mir vorbeikommst, mit deinem Lebensgefährten und deinen adoptierten Kindern, und ich möchte, dass unsere Kinder miteinander vor der Glotze sitzen oder was auch immer, und dann trinken wir ein Glas Wein miteinander und diskutieren über die Friedenspolitik im Nahen Osten oder was wir dann eben so machen, wenn wir alt sind. Wir sind schon viel zu lang miteinander befreundet, da kann ich mich jetzt ja gar nicht mehr für dich entscheiden, aber wenn ich es könnte, dann würd ich’s tun, immer wieder neu.«
    »Ja, ja, schon gut. Du wirst ein bisschen arg gefühlvoll, Grayson«, sagt er. »Das ist mir jetzt zu viel.«
    »Okay.«
    »Und sag bitte nie mehr, dass du mich liebst.«
    »Aber ich liebe dich. Und das ist mir überhaupt nicht peinlich.«
    »Ganz im Ernst, Grayson, hör auf damit. Ich spür schon so einen Kloß im Hals, als würde es mich gleich würgen.«
    Ich lache. »Kann ich dir bei dem Stück noch irgendwas helfen?«
    Tiny langt in die Hosentasche, zieht ein sauber gefaltetes Blatt Papier hervor, das er aus einem Heft gerissen hat, und gibt es mir. »Ich hab befürchtest, du würdest nie fragen«, meint er grinsend.
     
    Lieber Will (und auch Jane),
     
    vielen Dank für die Nachfrage, ob du mir bei der Aufführung von Hold Me Closer – In Liebe, Euer T. vielleicht mit irgendwas behilflich sein kannst. Tatsächlich wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr bei der Premiere hinter der Bühne beim Kostümwechsel helfen und ganz allgemein die Sänger und Schauspieler (na ja, um es konkret zu sagen: mich) etwas beruhigen könntet. Ihr

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