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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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glücklich, dass sie schon wieder Zeit für sich und Fritz Behrmann gefunden hatte. Natürlich wusste sie, dass dies darin begründet lag, dass sie in ihren Ermittlungen einfach nicht vorankamen. Aber dieser Umstand konnte ihr Glück, mit ihm zusammenzusein, nicht trüben. Leise summte sie unter der Dusche die Melodie von „Immer wieder Sonntags“ vor sich hin.
    Fritz Behrmann hatte vorgeschlagen, noch einmal ins Kleine Lokal zu gehen; dorthin, wo sie sich zum ersten Mal nähergekommen waren. Aber Mechthild war dagegen. Zum einen war für sie noch nicht der Zeitpunkt erreicht, wo man seine Beziehung auffrischen musste und dazu den Ort aufsuchte, an dem man sich entschlossen hatte, es miteinander zu versuchen. Zum anderen war ihr dieser romantische Ort auf Dauer zu teuer. Ein Italiener mit guter Pasta und einem bekömmlichen, roten Landwein reichte ihr völlig. Also hatten sie verabredet, sich im Sorrento an der Bismarckstraße zu treffen. Als Mechthild im Lokal ankam, war Fritz Behrmann schon da und beim zweiten Bier. Er hatte es zu Hause nicht länger aushalten können und war deswegen viel zu früh im Restaurant angekommen. So schlug er dort die Zeit, bis Mechthild erschien, mit dem Trinken von kleinen Bieren tot.
    Als Fritz Behrmann sich erhoben hatte, küsste Mechthild ihn sehr zärtlich auf die Wange. „Kein Wort über die Arbeit, einverstanden?“
    Behrmann lächelte und nickte.
    Nachdem ihre Bestellung auf dem Tisch stand, prosteten sie sich mit dem süffigen Hauswein zu und sprachen lange kein Wort. Nur ab und zu trafen sich ihre Blicke, und dann lächelten sie sich liebevoll an. Sie brauchten nicht unbedingt Konversation zu betreiben. Allein die Anwesenheit des anderen reichte beiden. Beim Espresso angekommen, präsentierte Mechthild ihren Vorschlag für den weiteren Verlauf des Abends.
    „Wann warst du eigentlich das letzte Mal in einer Galerie? Ich würde mit dir gerne eine besuchen. Eine besondere natürlich.“
    Fritz Behrmann ließ sich für alles begeistern, was er mit seiner Geliebten zusammen unternehmen konnte.
    „Kennst du den Schönen Hans?“
    Behrmann überlegte. Er schüttelte den Kopf.
    „Na, der Zuhälter! Der malt nämlich nebenbei und hat jetzt nach einer Ausstellung in Johannesburg eine hier in einer Galerie am Ende der Contrescarpe.“
    „Und da willst du hin? Okay, ich komme mit. Ich gehe sowieso überall da hin, wo du hingehst.“
    Sie bezahlten und nahmen sich ein Taxi zur Contrescarpe. Die Galerie befand sich in einer Villa aus der Gründerzeit. Schon von der Straße aus konnte man sehen, dass die großen Räume im Hochparterre hell erleuchtet waren. Mechthild und Fritz kamen etwas zu spät. Die Einführungsrede war gerade ausgeklungen, und sie betraten den Ausstellungsraum während eines langanhaltenden Beifalls. Nach einer kurzen Orientierung entdeckte Mechthild den sogenannten Schönen Hans. Er war ein etwas kleinerer, sehr gepflegter Mann mit trainiertem Körper ohne die hässlichen Auswucherungen eines Bodybuilders, mit blondgefärbten, in einen modischen Schnitt gebrachten Haaren. Er trug zu einer hellbraunen Hose ein dunkelbraunes Jackett, das seine gebräunte Haut noch dunkler wirken ließ. Mechthild schritt auf ihn zu.
    „Ah, Frau Oberrätin. Welche Ehre“, begrüßte sie der Schöne Hans. Er wusste genau, wer sie war. Behrmann dackelte ein wenig unsicher hinter Mechthild her.
    „Darf ich Ihnen meinen Freund vorstellen?“ Mechthild zog Fritz Behrmann am Arm näher. Folgsam reichte er dem Schönen Hans die Hand und stellte sich vor.
    Mechthild war übertrieben freundlich. „Ich würde gerne unsere persönliche Bekanntschaft dazu nutzen, dass Sie uns ein wenig über ihre Werke erzählen.“
    Der Schöne Hans wurde zwar argwöhnisch, konnte aber weder einen Hinterhalt noch eine beabsichtigte Abwertung in Mechthilds Augen ausmachen. Es war ihm gar nicht lieb, wenn Vertreter der Polizei seine Ausstellungen besuchten. In seiner Malerei war er ein anderer Mensch. Die hatte nichts mit seinem sonstigen anrüchigen Broterwerb zu tun. Er ging nicht davon aus, dass Polizisten in der Lage waren, eine solche Differenzierung zustande zu bringen. Alle seine Erfahrungen mit ihnen ließen den Schluss zu, dass sie ausschließlich selektiv denken konnten. Aber dennoch stimmte er zu. Er nahm Mechthild und Fritz mit auf eine Reise in seine Gedankenwelt. Kein Wort von ihm deutete darauf hin, dass auch nur eines seiner Bilder in irgendeinem Zusammenhang mit seiner Arbeit als Zuhälter

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