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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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stehen würde. Vielmehr ging es ihm einerseits um die Darstellung der Schönheit der Natur und andererseits darum mittels Abstraktionen das globale menschliche Elend zu kritisieren.
    Mechthild war ziemlich erstaunt, welche Beweggründe in einem Zuhälter noch zu Hause sein konnten. Aber trotz seines schwärmerischen Tons war Hans nicht von Sinnen. Für ihn war das Auftauchen der Leiterin der Mordkommission kein Zufall.
    „Ihr neuer Fall ist ziemlich schwierig, oder?“ lenkte er von seinen Bildern ab.
    „Mein neuer Fall?“ Mechthild gab sich irritiert. „Ja, wir haben so gut wie keine Spur“, gestand sie.
    „Sie forschen auch an der falschen Stelle.“
    Mechthild wollte wissen, wie er das meinte, und Fritz Behrmann verzog sich vor ein anderes Bild. Er sah Mechthilds Gesichtsausdruck an, dass sie nun doch wieder dienstlich werden würde. Er vermutete sogar, zwar zu Unrecht, dass sie aus dem einzigen Grund mit ihm auf diese Ausstellung gegangen war, um ihre Ermittlungen fortzusetzen.
    Der Schöne Hans zog Mechthild in einen Erker des Ausstellungsraumes. „Sie denken doch da an Ihre Neonazis, nicht?“ Hans wartete nicht, bis Mechthild etwas antworten konnte. „Sie müssen mal ganz woanders gucken!“
    Mechthild wurde hellhörig. Ihr Gefühl, dass die Hinweise von Roder zu einspurig waren, verschaffte sich wieder Zugang zu ihrem Bewusstsein. Aufmerksam richtete sie ihren Blick auf den Schönen Hans. Und dann begann der über die Probleme zu klagen, die er als ehrlicher deutscher Prostitutionskaufmann so hatte, seit die Russen versuchten, das Geschäft zu dominieren. Mechthild glaubte, im falschen Film zu sein, ließ ihn aber weiter lamentieren in der Hoffnung, dass dabei noch etwas für sie herauskommen könnte. Und nachdem er eindringlich versichert hatte, dass seine Frauen alle freiwillig für ihn arbeiten würden und er sie höchstens einmal im Jahr, und nur weil es zu seinem beruflichen Ethos gehörte, schlagen würde, ließ er endlich die Katze aus dem Sack.
    „Sie sollten sich mal das Restaurant Moskau genauer ansehen. Und besonders die Flüge von Riga nach Bremen und zurück studieren. Zum Beispiel so um die Zeit, als Ihr Typ da ums Leben kam. Dann kommen Sie auf jeden Fall weiter!“
    Mechthild war erstaunt. Und skeptisch. Diese Hinweise passten ja überhaupt nicht in ihre bisherige Ermittlungsrichtung. Sie fragte sich, ob der Schöne Hans ihr wirklich einen Tipp geben, oder nur einen Schlag gegen die ungeliebte Konkurrenz provozieren wollte. Sie konnte diese Frage nicht klären. Sie blieb misstrauisch. Trotz der ganzen Malerei war Hans immerhin ein Krimineller. Verunsichert wechselte sie das Thema.
    „Verkaufen Sie eigentlich auch mal ein Bild?“
    Dem schönen Hans schien der Themenwechsel recht zu sein. Er strahlte sie an. „Bringt jetzt schon fast mehr ein, als das, was ich sonst noch mache. Vor allem im Ausland verkaufe ich gut.“ Dann ließ er Mechthild einfach stehen und stolzierte zu einem älteren Herrn, der sehr interessiert am Erwerb eines der Bilder zu sein schien.
    Fritz Behrmann gesellte sich zu ihr zurück. „Was wollte der?“ fragte er, und Mechthild glaubte, eine Spur von Eifersucht bei ihrem Geliebten zu erkennen.
    „Ach, ich weiß nicht. Wahrscheinlich nur Gerede.“
    Mechthild wollte Behrmann nicht einweihen. Sie hatte Sorge, dass ihre ganze Untersuchung damit durcheinandergebracht werden würde. Und sie war jetzt auch zu müde, um klug nachdenken zu können.
    Als Fritz Behrmann sie an ihrer Haustür absetzte, sah sie etwas Weißes durch das Guckloch in ihrem Briefkasten scheinen. Ein Brief ohne Absender. Im Wohnzimmer riss sie den Umschlag auf und fand darin eine getippte Nachricht:
    „Ruf mich unter der angegebenen Handynummer an. Mach das von einer Telephonzelle. Nicht von zu Hause, nicht vom Büro.
    Paul
    PS: Wir waren zusammen auf der Führungsakademie in Hiltrup.“

Mechthild war verwundert. Natürlich wusste sie, wer Paul war. Immerhin hatte sie mit ihm während ihrer Zeit an der Polizeiführungsakademie ein Verhältnis gehabt, das sie aber beendeten, als es darum ging, mehr daraus zu machen. Paul hätte seine Frau und die beiden Kinder verlassen müssen. Das wollte Mechthild nicht. Vielleicht fühlte sie sich damals aber auch nicht in der Lage, wieder eine feste Beziehung einzugehen. Sie wusste, dass Paul mittlerweile eine hohe Position im Bundeskriminalamt innehatte. Aber warum er so geheimnisvoll tat, konnte sie sich nicht erklären. Trotz ihrer Erschöpfung riss

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