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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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sich Mechthild zusammen und suchte die Telephonzelle an der Ecke zum Dobben auf. Sie wählte die angegebene Handynummer, und es meldete sich ein ihr unbekannter Mann. Als sie nach Paul fragte, wurde der Hörer weitergegeben. Mechthild vermied es, irgendetwas über ihre Beziehung in Hiltrup zu sagen. Sie wollte keine alten Kamellen aufwärmen. Paul schien das nur recht zu sein. Er kam sofort zum Thema.
    „Hör zu, Mechthild. Bei deinen Ermittlungen läuft etwas nicht sauber ab. Das BKA und der Verfassungsschutz haben da ihre Finger drin und manipulieren dich. Mehr kann ich dir nicht sagen.“
    Mit dem Hinweis, dass Mechthild gut auf sich aufpassen sollte, und nachdem Paul verdeutlicht hatte, dass dieses Gespräch selbstverständlich nicht stattgefunden habe, verabschiedete er sich kurz.
    Was sollte das? fragte sich Mechthild. Pauls Hinweise verunsicherten sie. Aber sie war sich sicher, dass er sie nicht hinters Licht führen würde. Sie hatten eine schöne Zeit miteinander gehabt und waren in Freundschaft wieder auseinandergegangen. Sie hatten zwar die letzten Jahre keinen Kontakt mehr gehabt, aber das musste zwangsläufig so sein. Grübelnd machte sich Mechthild wieder auf den Weg nach Hause. Den Mann, der sich im Schatten eines Hauses in der Besselstraße verborgen hielt und sie beobachtete, bemerkte sie nicht.
    Am nächsten Tag holte Mechthild ihre Freundin Ayse zu sich ins Büro. Sie erklärte ihr, dass sie auf etwas gestoßen sei, dem vielleicht keine Bedeutung zukäme, das aber dennoch einer Recherche bedurfte. Mechthild drückte sich sehr umständlich aus. Ihre Gedanken waren durcheinander.
    „Sag mal, was willste denn nun von mir?“ Ayse konnte mit diesem unkonkreten Vorgeplänkel nichts anfangen.
    „Ich weiß auch nicht so genau“, antwortete sie und spürte, dass sie hin- und hergerissen war zwischen ihren bisherigen Ermittlungsergebnissen und diesen obskuren Andeutungen. „Du musst mir einfach einen Gefallen tun und den anderen nichts davon erzählen. Geht das?“
    „Darüber brauchst du dir doch keine Gedanken zu machen. Ich bin deine Freundin, und das steht für mich an oberster Stelle. Also, was willst du? Vielleicht etwas über Fritz Behrmanns Vergangenheit herausfinden?“ Ayse lächelte verschwörerisch. Und Mechthild lief rot an.
    „Fritz? Wie kommst du jetzt darauf?“
    „Das sieht doch jeder, dass zwischen euch was läuft! Seid ihr verliebt?“
    Mechthild holte tief Luft. „Mensch, Ayse! Ja, das sind wir, und ich genieße es. Aber es geht um etwas anderes.“
    Ayse war zufrieden. Es freute sie, dass Mechthild ihr gegenüber kein Geheimnis aus der Liaison mit Behrmann machte. Sie war schließlich ihre beste Freundin und meinte ein Recht darauf zu haben, über diese Angelegenheiten informiert zu werden.
    Mechthild rückte näher an ihre Freundin heran. „Ich möchte, dass du die Flüge zwischen Riga und Bremen um die Zeit der Ermordung Dunkers, hin und zurück, überprüfst und die Passagierlisten checkst. Lass die Leute durch unseren Computer laufen. Und dann erzähl mir, was du herausgefunden hast. Aber sag niemandem etwas davon. Vielleicht ist nichts dran. Dann bleibt das einfach unter uns. Okay?“
    Ayse stimmte zu. Sie hatte kein Problem damit, exklusiv etwas für ihre Chefin und Freundin zu tun. „Eine Woche vor und eine nach dem Auffinden. Reicht dir das?“
    Mechthild nickte.
    Zwei Stunden später saßen die Ermittler der Mordkommission gemeinsam im Besprechungszimmer. Leider war es auch weiterhin so gewesen, dass die Befragungen von Personen aus Christian Dunkers Umfeld auf große Zurückhaltung gestoßen waren. Behrmann hatte mit seinen Leuten haufenweise genetische Spuren klassifiziert und durch die Systeme laufen lassen. Aber ein Treffer war nicht dabei. Mechthild wies Fritz an, mit Kurt Roder Kontakt aufzunehmen und abzuklären, ob genetische Spuren von Personen aus der Neonazi-Szene irgendwo gesondert gespeichert wurden. Vorstellbar war das für sie. Immerhin waren mit der Ausforschung dieser Szene die Inlandsgeheimdienste beschäftigt. Und wer wusste schon, was die alles sammeln würden.
    In dem Moment, in dem Mechthild die Runde für beendet erklärte, wurde die Tür zum Besprechungszimmer geöffnet. In der Tür stand Heiner Heller. Geschmückt mit einer riesigen Sonnenbrille, die aber das Ausmaß der Blutergüsse in seinem Gesicht nicht vollständig verdecken konnte.
    „Hallo, da bin ich wieder!“ begrüßte er seine Kollegen mit auffällig nasalem Tonfall, und alle

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