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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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wieder. „Selbstverständlich, Frau Kayser. Sie haben meine volle Unterstützung. Wenn Sie mal wieder meine Hilfe brauchen ...“ Mit diesen Worten erhob er sich und signalisierte Mechthild das Ende dieses Gespräches. Während Lange mit der linken Hand seine Bürotür öffnete, reichte er Mechthild zum Abschied die rechte. In dem Moment, in dem sie hörte, wie die Tür geschlossen wurde, machte Mechthild auf dem Absatz kehrt und wandte sich noch einmal an die Sekretärin Langes. Erwartungsvoll wurde Mechthild über die Lesebrille angestarrt.
    „Sagen Sie mal, wer ist das eigentlich da hinter Ihnen auf dem Photo?“ Die Sekretärin drehte sich kurz um, und mit einem arroganten Lächeln wandte sie sich an Mechthild zurück.
    „Das ist Konrad Adenauer. Seinem Geiste fühlen wir uns politisch verbunden.“ Dann verschwand ihr Lächeln sofort wieder.
    Mechthild hatte die Gelegenheit genutzt und sich den Terminkalender vom Schreibtisch der Sekretärin gezogen.
    „Es geht mir nur um einen bestimmten Tag.“ Sie blätterte zurück, bis die Seite mit dem Datum des Anrufs an Christian Dunker erschien. Dann schritt sie selbstsicher an den Kopierer neben dem Schreibtisch und kopierte sich diese Seite des Kalenders.
    „Was fällt Ihnen ein?“ keifte die Sekretärin und kam wie eine Furie hinter ihrem Schreibtisch hervor. Mechthild klappte den Terminkalender wieder zu und reichte ihn zurück. Mit der anderen Hand schnappte sie sich ihre Photokopie.
    „Ich mache hier eine Mordermittlung, liebe Frau ...“ Mechthild suchte auf dem Schreibtisch nach einem Namensschild, fand aber keines. „Und diese Kopie gehört dazu.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verließ das Büro der konservativen Partei. Gerne hätte sie mitgehört, welche Telephonate Bernhard Lange jetzt führte. Zurück auf der Straße wusste sie: Das gibt noch Ärger.
    Und so war es auch. Mechthild Kayser wurde nach ihrer Rückkehr ins Präsidium gleich zu ihrem Polizeipräsidenten zitiert und ermahnt, nicht über die Stränge zu schlagen. Sie verteidigte sich damit, dass diese Spur wie jede andere behandelt werden würde und Bestandteil der Ermittlungen sei. Selbst wenn nichts dran sei. Ernst Logemann erinnerte sie noch einmal daran, dass sie nicht vergessen sollte, in die richtige Richtung, nämlich gegen die Neonazis, zu ermitteln. Sauer verließ sie den PP.
    Sie empfand es immer als eine Anmaßung, wenn jemand von oben versuchte, die Objektivität einer Untersuchung zu beeinflussen. Und genau so hatte sie das Auftreten Ernst Logemanns empfunden. Auch wenn sie nicht glaubte, dass Logemann das ernsthaft aus eigenen Stücken versuchen würde, aber er hatte bestimmt gleich nach ihrem Besuch bei Bernhard Lange Druck bekommen. Und die Regierenden sahen es nun mal nicht gerne, wenn sie mit einem Verbrechen in Verbindung gebracht wurden. Aber Mechthild ließ sich nicht beirren. An ihrem Schreibtisch studierte sie die Photokopie aus Langes Terminkalender. Zum Zeitpunkt des Anrufes bei Christian Dunker war er anwesend gewesen. „CH im Büro“ stand als Kürzel zum besagten Zeitpunkt in der Spalte des Kalenders. Die Bedeutung dieser Abkürzung sagte Mechthild nichts. Nachzufragen brauchte sie bei Lange aber auch nicht mehr. Das war klar.
    Als Mechthild an diesem Abend mit dem Fahrrad nach Hause fuhr, war sie sehr erschöpft. Den ganzen Tag über hatten sie und ihre Ermittler Personendaten durch ihre Computer gejagt, Bekannte und Freunde von Christian Dunker angerufen und waren dabei kein Stück weitergekommen. Es schien, als wenn die Szene um Dunker die ganze Sache selbst in die Hand nehmen wollte. Aber was konnten sie denn tun? fragte sich Mechthild. Auch einen Racheakt organisieren? Das hielt sie für abwegig.
    Sie hoffte sehr, dass Fritz Behrmann und von Sülzen bis zum nächsten Morgen endlich neue Ermittlungsansätze erarbeiten würden. Aber jetzt wollte sie nicht mehr daran denken. Leichter Nieselregen hatte eingesetzt, und jetzt musste sie ihre ganze Aufmerksamkeit dem rutschigen Straßenpflaster und den gefährlichen Straßenbahnschienen des Ostertorsteinwegs widmen.
    Als sie zu Hause war, stellte sie im Spiegel auf dem Flur fest, dass der Regen ihre Frisur arg in Mitleidenschaft gezogen hatte. Sie entschied zu duschen und sich dann umzuziehen. Sie wollte heute Abend gut aussehen, denn sie hatte sich mit Fritz verabredet, und sie wollte ihm nach dem Essen vorschlagen, eine Ausstellungseröffnung in einer Galerie zu besuchen.
    Mechthild war

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