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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Durchführung dieser Bestechung betrifft.«
    Wachmann saß geduckt im Schatten des korpulenten Kollegen. Jack bat ihn darum, aufzustehen. Auch jetzt war er nur wenig besser erkennbar.
    »Nun, ich meine, zunächst trafen die Kollegen der Rufbereitschaft am Tatort ein. Diese wiederum verständigten die Kollegen der Kripo. Als diese wiederum eingetroffen waren, befand sich der Ehemann der Toten allein im Haus. So steht es zumindest in den Akten. Wann hätte der Täter den Kollegen Dahlmann denn korrumpieren sollen? Ich meine so, dass es überhaupt noch Sinn macht.«
    Joshua schlug sich vor die Stirn. Daran hatte niemand gedacht. Der Täter musste Klaus Dahlmann begegnet sein, bevor die Kollegen der Rufbereitschaft eingetroffen waren, wahrscheinlich sogar, bevor der Notruf getätigt worden war. Dies könnte bedeuten, dass der Täter dem Bekanntenkreis Dahlmanns angehörte.
    »Wir werden Frau Dahlmann noch einmal auf den Zahn fühlen. Irgendwas muss die doch mitbekommen haben. Wäre ganz gut, wenn sich jemand in der JVA Hagen umhört. Mit wem hatte er Kontakt, wer kam ihn besuchen und so weiter.«
    Die Duisburger Kollegen Wachmann und Zimmer wollten sich der Sache annehmen. Jack beendete wenig später das Meeting und beraumte das nächste Treffen für den folgenden Tag um 15 Uhr an.
     
     

45
    Professor Dr. Emanuel Bartram bewohnte einen zum Landhaus umgebauten ehemaligen Bauernhof im Kaarster Vorort Linning. Nachdem sie sich an der Sprechanlage vorgestellt hatten, öffnete sich ein mächtiges Stahltor. Über eine mit roten Steinen gepflasterte Auffahrt gelangten sie vor das Eingangsportal. Emanuel Bartram hatte sie nicht in der Klinik sprechen wollen, darum gebeten, ihn um 17.30 Uhr privat aufzusuchen. Er trug eine dunkelgrüne Strickweste, darunter ein weißes Oberhemd und eine Krawatte. Die tief zurückliegenden, stahlblauen Augen musterten die Ermittler. Joshua stellte sie vor. Emanuel Bartram verzichtete auf überflüssige Höflichkeiten, bat die Polizisten mit einsilbigem Gruß hinein.
    »Ich nehme an, Sie sind wegen einem meiner Stiefsöhne hier.«
    »Ja«, antwortete Joshua, »wir ermitteln in drei Mordfällen.«
    »Ich habe davon gehört, auch, dass Sie meinen Sohn Leon verhaftet haben. Diese Vorgehensweise zeugt meines Erachtens nach nicht unbedingt von verantwortungsvoller Ermittlungstätigkeit.«
    »Er hatte die Taten mehrfach angedroht …«
    »Und besitzt ein Motiv«, fiel der Professor Karin ins Wort, »wollten Sie das sagen? Möchten Sie ihn noch einmal unschuldig ins Gefängnis stecken?«
    »Wir haben Ihren Sohn entlassen. Es gibt keinerlei Beweise für seine Schuld.«
    Joshua sprang Karin energisch zur Seite. Eine ältere Dame, mit weißer Schürze bekleidet, betrat das Büro, in das Bartram den Besuch geführt hatte. Nach einem kurzen Blickkontakt mit dem Mediziner verschwand sie wie eine kurzfristige Erscheinung.
    »Dann ist ja alles in bester Ordnung.«
    »Wir würden gerne Ihren Sohn Ulrich sprechen. Laut Melderegister wohnt er hier.«
    Emanuel Bartrams Gesichtszüge verhärteten sich. Wortlos erhob er sich und trat langsam ans Fenster zum Garten.
    »Es war der testamentarisch geäußerte Wunsch meiner Frau, nur deshalb lebt er hier.«
    Bartram deutete mit ausgestrecktem Arm auf ein kleines Häuschen am Ende der parkähnlichen Gartenanlage. Karin kam der Gedanke, dass es sich früher einmal um einen Schweinestall gehandelt haben könnte.
    »Ist er zu Hause?«
    Mit verächtlicher Miene kehrte der Professor hinter den Schreibtisch zurück.
    »Zum Glück habe ich ihn in diesem Jahr noch nicht gesehen. Ich hoffe, das bleibt auch so.«
    Karin und Joshua tauschten einen Blick.
    »Haben Sie ein Foto von Ulrich?«
    »Nein. Ich wüsste nicht, wozu.«
    »Warum hassen Sie Ihren Stiefsohn?«
    »Er ist ein versoffener Taugenichts, hat nichts als Ärger in die Familie gebracht.«
    »Könnten Sie genauer werden?«
    »Ja, und wie ich das könnte. Aber ich wüsste nicht, was die Polizei das angeht. Falls Sie nicht vorhaben, mich auch noch festzunehmen, möchte ich Sie bitten, das Haus zu verlassen. Für weitere Fragen steht Ihnen mein Anwalt zur Verfügung.«
     
    »Komische Familie.«
    Joshua zuckte die Schultern, klingelte zum fünften Mal an der Tür des kleinen Häuschens. Sie hatten das Gelände umfahren müssen, um hierher zu gelangen. Karin lief einmal um das Haus herum. Alle Vorhänge im Erdgeschoss waren zugezogen.
    »Und jetzt?«
    »Es liegt nichts gegen ihn vor.«
    »Natürlich nicht«,

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