Willenlos
haben?«
Monika Dahlmann sah ihn perplex an. Während sie überlegte, faltete Joshua einen Zettel auseinander.
»Nein … Nein, das ist mir nicht bekannt.«
»Ich weiß, es ist lange her, aber sehr wichtig. Bekam Ihr Mann am 13. Februar 1991 Besuch, der Ihnen sonderbar vorkam? Jemanden, den Sie nie zuvor gesehen haben?«
»Am 13. Februar 1991?«
»Oder auch unmittelbar davor.«
»Am 14. war mein 30. Geburtstag, ich habe die Feier bestimmt vorbereitet«, murmelte sie nachdenklich. Ein markanter Tag, dachte Joshua. Es war unwahrscheinlich, dass der Täter Klaus Dahlmann die Tat vorher angekündigt hatte. Viel eher wäre er direkt nach der Tat zu Dahlmann gefahren. Dahlmann war wenige Wochen vorher an der spektakulären Aufklärung zweier Kindermorde beteiligt gewesen. Sein Name hatte fast täglich in den Zeitungen gestanden. Es dürfte dem Täter klar gewesen sein, dass Klaus Dahlmann auch diese Ermittlung übernehmen oder zumindest Einfluss ausüben konnte. Die Adresse herauszufinden, war nicht schwer.
»Ja, stimmt. Jetzt fällt es mir wieder ein. Ich hatte mich noch geärgert, weil mein Mann die Getränke einkaufen sollte. Aber daraus wurde nichts, weil ein Kollege von Klaus kam. Er war wohl neu in der Dienststelle, jedenfalls kannte ich ihn nicht. Sie haben sich eine Viertelstunde in der Küche unterhalten, danach mussten beide dringend fort. Und das eine Stunde, bevor die Geschäfte schließen. Klaus kam erst spät in der Nacht zurück und an meinem Geburtstag war er höchstens eine Stunde anwesend. Ein wichtiger Fall, sagte er, glaube ich.«
»Wie sah der Mann aus?«
Monika Dahlmann grübelte wieder, nach zwei Minuten beschrieb sie ihn. Joshua überkam eine Ahnung.
»Haben Sie ein Faxgerät?«
»Ja, im Flur, warum?«
Joshua schrieb die Nummer auf und lief mit dem Handy in der Hand in den Flur. Karin sah ihm stirnrunzelnd hinterher. Zwei Minuten später vernahm er ein vertrautes Geräusch. Er riss das Blatt aus dem Gerät, stürmte ins Wohnzimmer und hielt es Monika Dahlmann entgegen.
»Ist das der Mann?«
Sie zögerte nur wenige Sekunden, war sich danach völlig sicher.
»Ja, diese Nase, ja, das war der Mann. Wer ist das?«
»Leon Bartram.«
Karin durchfuhr ein Schreck. Sie sprang auf und warf einen Blick auf das Bild. Es handelte sich um eine 15 Jahre alte Aufnahme, die im Rahmen der erkennungsdienstlichen Behandlung gemacht worden war.
»Was wird hier eigentlich gespielt?«
Joshua hielt den Zündschlüssel in der Hand, suchte nach einer Erklärung. Karin wirkte konsterniert.
»Haben wir zu früh aufgegeben?«
»Nein. Die Aussage von Florenz List ist einwandfrei, dazu der Fingerabdruck an seiner Wohnungstür …«
»Der aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von Edgar Sandmann stammt«, antwortete Karin. Es bestand zwar die vage Möglichkeit, dass Sandmann vor seiner Inhaftierung, also vor einem halben Jahr, in Bartrams Wohnung gewesen war, aber für die Morde an Dahlmann und Danzer verfügt er definitiv über ein perfektes Alibi.
»Dahlmann hatte also den Abdruck des Mörders mit dem Sandmanns vertauscht und eben dieser Abdruck befindet sich 15 Jahre später an Bartrams Tür.«
»Vielleicht hatte Bartram damals einen Komplizen, der für ihn den Mord begangen hat. Bartram selbst war zu Dahlmann gegangen, um dem Täter den Rücken freizuhalten, ein Teil der Abmachung.«
»Es kam irgendwann zum Streit«, führte Joshua die These der Kollegin fort, »der Mörder kann Bartram nicht umbringen, weil dieser den Mord beweisen kann?«
Karin kannte ihn, wusste um die Zweifel, wenn Joshua nachfragte.
»Ja, warum nicht? Es würde alles erklären.«
Joshua schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Das passt nicht zu Bartram. Der ist intelligent. Sollte er wirklich den Mord an seiner Frau in Auftrag gegeben haben, hätte er dafür gesorgt, dass es dafür nicht den geringsten Beweis gibt. Und welchen Sinn sollte die Bestechung Dahlmanns gehabt haben, wenn es dazu führte, dass Bartram verurteilt würde?«
»Das war nicht geplant. Dahlmann ist zu gründlich gewesen. Er hat alle Spuren, die auf den Mörder deuteten, vernichtet. Dadurch war nur noch Bartram als Tatverdächtiger übrig geblieben. Dahlmann hat sich auf diese Weise den einzigen Menschen vom Leib gehalten, der von der Korruption wusste. Als Bartram die Lage klar wurde, blieb ihm lediglich das Wort eines mutmaßlichen Mörders gegen das eines Polizisten. Er hat es gar nicht erst versucht.«
»Und warum hat er dem
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