Willi von Bellden (German Edition)
Apfeltarte servierte.
Mein Herrchen hatte viel zu berichten: von der Suche nach Chloe und Julie, als sie den Wagen von Manny endlich am Waldrand gefunden hatten und schließlich davon, wie die Polizei die Leiche von Chloe gefunden hatte.
»Oje, bestimmt geht es Manny jetzt sehr schlecht«, meinte Anny mitfühlend. »Sie waren doch noch nicht so lange zusammen, und anscheinend hat er sie sehr geliebt.«
Unmerklich nickte Tanner mit dem Kopf.
»Natürlich war er am Boden zerstört. Vollkommen durchgedreht ist er, als man sie gefunden hat. Drei Beamte und ich mussten ihn festhalten, damit er nicht zu ihrer Leiche rennen konnte, womöglich hätte er dort sonst noch Spuren vernichtet«, gab Tanner zur Antwort. Nachdenklich lehnte er sich auf der Eckbank zurück, auf der er saß.
»Und trotzdem stimmt mich einiges nachdenklich ...«
Anny schaute ihn neugierig und zugleich auffordernd an.
»Was denn genau?«, fragte sie gespannt.
»Es ist seine Art zu trauern oder was auch immer mich daran stutzig werden lässt. Gestern Abend haben wir noch eine Flasche Wein zusammen getrunken, dabei haben wir viel miteinander geredet, aber mich verwunderte, dass er öfter während des Gespräches über Dinge gelacht hat. Sogar Scherze hat er gerissen über den einen oder anderen Archäologen auf der Grabung.«
»Aber das ist doch vollkommen normal. Bestimmt hat ihm euer Gespräch sehr gut getan und auch deine Anwesenheit in dieser schweren ersten Nacht ohne Chloe. Ich kann gut verstehen, wenn er über Themen gesprochen hat, die ihn ablenken von dem gewaltsamen Tod seiner Freundin!«
»Vielleicht hast du recht ...«, sagte Tanner. »Es war einfach nur so ein merkwürdiges Gefühl, das mich beschlich, als wir zusammensaßen.«
Während Tanner das Auto auslud, waren die Kinder mit Oma in dem kleinen Lädchen vom Campingplatz zugange, um Fischernetze zu kaufen. Ich ahnte schon, als ich sie um die Ecke kommen sah, dass sie jetzt mein Herrchen bestürmen würden, damit er mit ihnen am Fluss einige Fische fing. Leider hatte Oma nie das schwimmen gelernt, so erübrigte sich diese Begleitung von allein. Und wie immer stöhnte und ächzte mein Gebieter unter der großen kindlichen Last, die ihm auferlegt wurde. Ehrlicherweise fand ich, diese Sache hätte man geschickter regeln können. Ich hätte schon in weiser Voraussicht das ganze Geld versteckt, sodass der Kauf von Fischernetzen hinfällig gewesen wäre. So stellte Tanner einfach nur schnell seine schwarze Reisetasche auf den Tisch der Veranda ab und verschwand zähneknirschend mit den Kindern und Oma, die sich der Gruppe trotzdem vorsichtshalber anschloss. Auf dem Tennisplatz traf in diesem Moment eine Familie ein, die laut miteinander lachten und herumalberten. Kaum hatte Anny einen Blick hinübergeworfen, als sie freudig aufsprang.
»Vera!«, rief sie ihnen zu und eilte hinüber.
Sie war noch nicht um die Ecke, als ich den Klingelton eines Handys hörte, den ich nicht kannte, der jedoch genau von unserem Mobile Home kam. Neugierig trat ich näher. Von drinnen kam er definitiv nicht, auch nicht von den Jacken, die über dem Geländer der Holzveranda hingen. Das Klingelgeräusch musste aus Tanners schwarzer Reisetasche kommen. Behände nahm ich ein klein wenig Anlauf und sprang auf die Sitzbank, die vor dem großen Holztisch stand. Der Reißverschluss der Seitentasche stand ein klein wenig offen. Mit den Zähnen zog ich ihn noch mehr auf und erblickte im gleichen Augenblick ein rotes Handy, von dem der Lack schon ein klein wenig abblätterte und das abgegriffen aussah. Wem gehörte dieses Gerät nur?, fragte ich mich. Noch nie zuvor hatte ich ein solches Telefon bei einem meiner Familienmitglieder gesehen. Sammy und Basko, die neben mir standen, schauten mich fragend an.
»Überzeugt euch selbst, dieses Handy gehört niemandem von uns«, sagte ich und sprang mit einem Satz auf den Boden. Dafür sprangen die beiden hoch und begutachteten meinen Fund. Basko bestätigte mir sofort, auch er habe dieses Handy noch niemals zuvor irgendwo gesehen. Nur Sammy musste zugeben, er habe nie auf solche Details geachtet.
»Lektion eins: Es sind immer die Kleinigkeiten, auf die man als guter Ermittler achten sollte«, meinte Basko wichtigtuerisch und steckte seine Schnauze tief in die Seitentasche hinein. Dabei kam er auf eine Taste, die das Display des Handys aufleuchten ließ. Darauf stand etwas, das jedoch niemand von uns entziffern konnte, da wir Hunde leider noch nicht das Lesen
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