Willi von Bellden (German Edition)
mit einem kurzen Beller an. Kaum hatten wir das Tor mit gemeinsamer Kraftanstrengung zur Seite geschoben, sahen wir in die vielen funkelnden Augenpaare oben im Heuschober.
»Hey ... die Urlauber sind zurück!«, begrüßte Churchill uns und sauste mit einem geschickten Sprung auf den Heuballen, dann auf das Futterfass, bevor er sanft auf dem Boden landete.
Freundschaftlich legte ich ihm meine Pfote auf sein Fell; ich hatte ihn und die Kleinen, die jetzt mit lautem Miauen auf sich aufmerksam machten, doch sehr ins Herz geschlossen, wie mir augenblicklich bewusst wurde.
Die Sache mit Sammy allerdings mussten wir erklären, denn der Kater schielte misstrauisch zu ihm rüber, wusste er doch darum, wie verhasst er mir zuvor gewesen war. Ich wollte die ganze Geschichte sofort aufklären und erzählte meinem Katzenfreund den Vorfall von Gerolds Verschwinden und der Rettung durch Sammy.
»... und natürlich durch Willi. Ohne ihn hätte ich noch nicht mal mitbekommen, dass Gerold überhaupt verschwunden ist!«, warf Sammy ein und blickte freundlich zu Churchill hinüber, der etwas zynisch lächelte, aber Sammy mit seinem aufgestellten Schwanz einen Klaps gegen die Brust gab, als Beweis der Freundschaft.
Wir mussten jedoch wieder zurück ins Haus, sonst würden Anny oder Tanner noch nach uns suchen, versprachen aber, direkt am Morgen wiederzukommen.
Die nächsten Tage verliefen ruhig. Nachdem die Kinder in der darauffolgenden Woche wieder die Schule besuchen mussten, wurde es still im Haus. Natascha war wieder zurück, Basko wieder daheim und in Anbetracht der Tatsache, dass es draußen peu à peu kälter wurde, lagen zwischen unseren Treffen meistens einige Tage. In dieser Woche sollte Toni entlassen werden; Selma rief jeden Tag an und berichtete von seiner Genesung. Leider konnte er sich noch immer an kein Detail seiner Entführung erinnern, obwohl sogar ein Psychologe ihm helfen wollte, dieses Erlebnis zutage zu fördern. Doch vergebens. Schließlich hatten sie sich entschlossen, einige Wochen zu warten, bis sie wieder einen Versuch starten wollten. Das war gut so, denn Toni war physisch noch zu schwach, und psychisch war er gerade erst dabei, seinen Aufenthalt in diesem Erdloch zu verarbeiten. Außerdem mussten die zwei auch die Geschichte mit Chloe durchstehen und unter sich ausmachen, da Toni sich Selma anvertraut und den Seitensprung mit Chloe zugegeben hatte. Gleichfalls bat er sie um Verzeihung. Selma reagierte unverhofft friedfertig, verzieh ihm und beteuerte, dass es für sie nur wichtig sei, dass er am Leben sei. Oft plagten Toni schwere Albträume, so war es nur gut, dass Selma bei ihm war, auch wenn diese ihre Tochter Anna Maria sehr vermisste. Sie war bei Tonis Eltern, die sich auch sehr um ihren Sohn sorgten.
An einem Abend, an dem es draußen stürmte und die ersten zaghaften Schneeflocken durch die Luft gewirbelt wurden, saßen Anny und Tanner bei Kerzenschein am Tisch, während ich mit Sammy und Oskar in unseren Körbchen direkt daneben lagen. Wie so oft kamen sie auf den Mord an Chloe zu sprechen.
»Ich kann immer noch nicht fassen, dass Julie ihre Schwester nicht ermordet haben soll. Alle Indizien sprechen gegen sie, doch sie hat dieses Alibi von einem Wirt in einer heruntergekommenen Spelunke, der besagt, dass sie den gesamten Abend und die Nacht bei ihm verbracht hat, als Chloe ermordet wurde!«, regte Anny sich wieder einmal auf. »Die Erpressung von Mathis, Norbert und Toni hat sie zugegeben, auch den Mord an Mathis und Norbert, als die sich weigerten weiterzuzahlen und sogar damit drohten, zur Polizei zu gehen. Das ist doch Irrsinn! Es liegt doch auf der Hand, dass sie es war. Immerhin hat Chloe Julies große Liebe umgebracht und den Mord ihrem Gatten in die Schuhe geschoben, wie sie der Polizei erzählt hat!«
Tanner nickte gedankenverloren.
»Gut, dass Maxime Martin nun endlich aus dem Gefängnis entlassen werden konnte. Toni bestätigte der Polizei nun endlich, dass Julie und alle anderen nichts mit dem Mord an Nicolas, Julies ehemaligem Freund, zu tun hatten. Es muss zunächst ein Unfall gewesen sein, doch Nicolas lebte noch, bis Chloe ein bisschen nachhalf. Damit es wie ein kaltblütiger Mord aussah und sie es ihrem Mann in die Schuhe schieben konnte, der sturzbetrunken gewesen war. Sogar Drogen soll sie ihm verabreicht haben. Ein Teufelsweib«, sagte er und nippte an seinem Glas Wein.
Anny nickte zustimmend.
»Oh ja! Stell dir vor, was sie alles angezettelt hat, damit ihre Schwester
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