Willi von Bellden (German Edition)
in sich zusammengesunken dasaß und eine Zigarette rauchte, die sie scheinbar beruhigen sollte.
Obwohl sich alle am nächsten Tag zu einer tollen Kletter- und Wandertour verabredeten, blieb die heimliche Angst bei allen Familienmitgliedern bestehen, ohne dass einer von ihnen die Sache nochmals bereden wollte. Anny äußerte zwar Bedenken, dass keiner die Polizei gerufen hatte, aber niemand hatte es an diesem Abend ernsthaft in Erwägung gezogen. Zwar redeten die Kinder ständig davon, doch die Erwachsenen versuchten, den Vorfall tunlichst herunterzuspielen, ohne selbst an dessen Nichtigkeit zu glauben.
Nachts wechselten wir Hunde uns mit der Wache ab, immer die Ohren gespitzt und auf der Hut vor dem kleinsten unbekannten Geräusch. Wir verbrachten noch zwei schöne und recht warme Tage in der Ardèche, jedoch zwei grauenvolle Nächte. Auch Baskos Nerven lagen blank, und das Einzige, wonach wir uns wirklich sehnten, war die Geborgenheit und Sicherheit unseres Heimes in Buhlenberg. So entschloss sich die gesamte Familie dazu, einen Tag früher als geplant abzureisen. Selma wollte bei ihrem Mann bleiben und hatte sich in einer kleinen Pension in der Nähe des Krankenhauses ein Zimmer genommen. Wie lange Toni dort noch bleiben musste, wussten die Ärzte noch nicht. Der Einzige, der ein wenig mit seinem Schicksal haderte, war Basko. Sammy und mir war klar, es konnte nur die Huskyhündin sein, der er nachtrauerte, weil er alle Chancen verpasst hatte, mit ihr in Kontakt zu treten. Doch ich tröstete ihn. Im nächsten Frühjahr wollten sich Bekannte von Natascha eine Hündin zulegen, welche Rasse wussten sie zwar noch nicht, doch es war immerhin eine potenzielle Gelegenheit für ihn, endlich eine Beziehung einzugehen.
Der Abschied fiel uns schwer; es gab Tränen und Lachen, einen vollgestopften Kofferraum und hektisches Getue, dann endlich bogen wir hupend auf die Straße ab, nach Hause. Hinter uns standen Arlette und Jean-Louis vor dem kleinen Lädchen und winkten, bis sie immer kleiner wurden und schließlich ganz am Horizont verschwanden.
Spät abends kamen wir zu Hause an. Leider hatten wir das schöne Wetter nicht mitgebracht, schon ab Metz hatte es zu regnen begonnen, der aufbrausende Wind tat sein Übriges dazu. Als wir ausstiegen, war es ungemütlich kalt, und die Regentropfen peitschten in unsere Gesichter. Wir waren noch nicht an der Haustür angelangt, als Tanners Handy läutete. Erst drin angekommen, ging er endlich ran, während wir alle an ihm vorbeieilten, um schnell ins Warme zu kommen. Einen Moment lang sah ich in das Gesicht meines Herrchens, und mir wurde klar, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.
Der gute alte Kommissar aus Dijon rief persönlich an. Julie war dringend tatverdächtig, den Mord an ihrer Schwester begangen zu haben; die detaillierte Auswertung der Spuren wurde allerdings erst in einigen Tagen erwartet. Eine Einsatztruppe hatte die Wohnung von Julie gestürmt, sie war jedoch nicht zu Hause gewesen, wie die Polizei schon vorher vermutet hatte.
Auf ihrem Computer und auch in der Wohnung fand die Polizei etliche Erpresserbriefe an Mathis, Norbert sowie auch an Toni. Weder konnten Geldbeträge sichergestellt werden noch nennenswerte Bewegungen auf den Konten von Julie oder Chloe. Doch im Keller, in einer der Kisten, die anscheinend absichtlich gut getarnt zwischen den anderen Kisten steckte, fand die Polizei wertvolle archäologische Artefakte, wahrscheinlich waren auch solche dabei, die Norbert Aschter unterschlagen hatte. Die Sensation kam jedoch erst nach der kompletten Durchsuchung der Wohnung. Kaum waren die Beamten im Begriff, das Haus zu verlassen, als plötzlich Julie auftauchte. Ein Beamter, der an der Straße zur Wache aufgestellt worden war, meldete eine herumirrende Frau, die betrunken schien. Wankenden Schrittes sei sie auf das Haus zugesteuert. Sofort waren von überall Polizisten aufgetaucht, die sie unter heftiger Gegenwehr festnahmen und unter den gegebenen Umständen einsperrten. Aufgrund ihres alkoholisierten Zustandes musste das Verhör auf den nächsten Tag verschoben werden, denn statt klarer Worte kam nur ein unverständliches Lallen aus ihrem Mund.
Bis Tanner sein Telefonat beendet hatte und die Kinder im Bett waren, durften wir Hunde noch raus, um unser abendliches Geschäft zu erledigen. Ohne dass wir es abgesprochen hatten, flitzten wir alle los in Richtung der Scheune. Damit Churchill und die Kleinen nicht erschraken, kündigte ich uns vor der Scheune
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