Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
und frei von jeglichen Spannungen.
Das war zuletzt immer seltener geworden, da kleine unbedeutende Meinungsverschiedenheiten immer wieder zu heftigen Wortgefechten zwischen Tanner und Anny geführt hatten.
Möglicherweise war diese Trennungsphase ja doch nicht so schlecht für die beiden. Eventuell brauchten sie Distanz um sich ihrer Gefühle klar zu werden, und um das Wesentliche vom Überflüssigen trennen zu können.
Ich war fest davon überzeugt, dass wir alle zusammen gehörten. Jetzt hatte ich wieder einen Funken Hoffnung.
Ein weiterer Funken kam hinzu, als die Kinder nach dem Kaffee wieder draußen verschwanden. Tanner räumte den Tisch ab und Anny begann mit dem Abwasch. Da spürte ich, dass es zwischen den beiden erheblich knisterte.
Tatsächlich nahm Tanner sie plötzlich in den Arm, und sie schauten sich lange an. Ja, ja, küss sie, überrede sie wieder hier einzuziehen, mach schon alter Junge! Lass die Gelegenheit nicht verstreichen! In Gedanken feuerte ich meinen Kumpel an.
Er beugte sich sanft über sie, seine Hand streichelte ihr Gesicht und dann... dann läutete die Türglocke!
Verdammte Katzenkacke! Nicht jetzt. Nicht gerade jetzt, dachte ich. Aber es war bereits zu spät.
Der Zauber des Augenblicks war hinüber. Die Chance vertan. Ich steckte meinen Kopf zwischen die Pfoten.
Tanner stand da wie ein Krieger, dem man gesagt hatte, dass die Schlacht ausfällt. Anny räusperte sich verlegen und ging dann hinaus in den Flur, um die Tür zu öffnen.
Ich hörte eine mir unbekannte Frauenstimme, die sich vor Freude fast überschlug.
Ich bellte laut auf, das wurde ja schließlich von mir erwartet!
Nach vielen herzlichen Bekundungen zwischen der fremden Person und Anny kamen die beiden Frauen endlich ins Wohnzimmer.
Ein Blick genügte, ich erkannte sie sofort wieder.
Es war die Kripobeamtin, die gestern am Tatort mit meinem Boss gesprochen hatte.
„So eine Überraschung! Michael, darf ich dir eine gute Freundin vorstellen, ... das ist Paula. Wir haben gemeinsam die Schulbank gedrückt, uns dann aber einige Jahre aus den Augen verloren!“
„Paula, das ist Michael, mein Mann!“ Die beiden reichten sich die Hand, und Tanner brummelte so etwas wie „ ... kennen uns schon“.
„Komm setz dich, ich koch dir erst mal eine Tasse Kaffee. Ein Stückchen Kuchen?“ Anny verschwand ohne eine Antwort abzuwarten in der Küche.
„Natürlich, sehr gerne, da bin ja gerade richtig gekommen, Kaffee und Kuchen sind eines meiner Hobbys!“
Paula setzte sich und lachte. Sie wirkte sehr sympathisch mit ihren kurzen blonden Haaren und der kleinen Stupsnase.
Nachdem Anny eine Tasse duftenden Kaffee vor ihr abgestellt hatte, plauderten die beiden munter drauf los. Über die guten alten Zeiten, über gemeinsame Bekannte und alte Freunde, die noch immer hier irgendwo in der Gegend lebten. Für mich nicht so interessant, aber ich hielt die Ohren offen, weil ich unbedingt mehr über die Leiche erfahren wollte. Irgendwann mussten sie dieses Thema ja anschneiden, deshalb war Kripo-Paula ja schließlich hier.
Tanner verzog sich zum Qualmen auf die Terrasse, und spielte anschließend mit Mimi im Sandkasten.
Auch ein seltenes Bild, das sich mir durch die Glastüre bot, aber verständlich. Nichts war ihm so lästig, wie Belanglosigkeiten auszutauschen. Lieber spielte er im Sandkasten mit kleinen Plastikförmchen und backte Sandkuchen.
„Paula, jetzt will ich aber mal wissen, weshalb du überhaupt hier bist! Du hast doch gar nicht gewusst, dass ich hier wohne, oder besser gesagt, zur Zeit eben nicht mehr hier wohne. Aber das ist eine andere Geschichte.“
Anny hob verschwörerisch die Augenbrauen.
„In der Tat!“, antwortete Paula. „Ich bin, wie ich dir eben schon erzählt habe, seit einiger Zeit bei der Kripo in Idar-Oberstein, und gestern wurde hier im Dorf eine Leiche gefunden.“
Anny hielt die Luft an.
„Was? Eine Leiche? Hier bei uns in Buhlenberg?“ Sie war völlig aus der Fassung. „Davon habe ich noch gar nichts gehört!“
„Ja, gestern. Dein Mann war zugegen als die Leiche in einer Baggergrube entdeckt wurde. Zudem kommt es uns sehr gelegen, dass er etwas von Archäologie versteht, denn bei der Leiche wurde eine Maske aus Bronze gefunden, die wohl aus längst vergangenen Tagen stammt. So wurde es mir zumindest erklärt. Nun möchte ich deinen Mann bitten, sich das Artefakt etwas genauer anzusehen, und uns einige Informationen darüber zu geben.“
Tanner war mittlerweile wieder an den Tisch
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