Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Fertiggerichte. Zwischendurch sah ich, wie er mit einem Glas Wein ins Wohnzimmer schlurfte und wieder zurück in die Küche ging. Ich hob meinen Kopf und spitzte die Ohren, als er plötzlich auf mich zukam.
Für einen kleinen Spaziergang war es noch zu früh, beziehungsweise zu spät, was also hatte er vor? Noch dazu mit einem Lächeln im Gesicht! Höchst selten, dass er so früh am Morgen, so freundlich dreinschaute, da musste man ja misstrauisch werden!
Liebevoll streichelte er mir über den Kopf. Ich stand auf und streckte mich.
Mit einer Hand schnappte er sich einen Teil meiner Schlafstatt, forderte mich auf ihm zu folgen und ging ins Wohnzimmer. Schwanzwedelnd tappte ich hinter ihm her.
„Willi“, sagte Tanner mit seiner rauen Stimme. „Das ist ab heute dein neuer Platz! Hier im Wohnzimmer, bei mir, dann sind wir beide nicht so alleine!“
Dabei tätschelte meinen Kopf und kraulte er mich hinter den Ohren.
Für mich war dieses Ereignis schöner als Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Jetzt hatte ich es endlich geschafft. Ich war im Wohnzimmer. Dort, wo fast rund um die Uhr die Terrassentür offen stand. Ich konnte kommen und gehen wie es mir beliebte!
Juhu! Ich sprang herum wie ein wildgewordener Affe, für Tanner eine Bestätigung, dass dies eine famose Idee war. So spielten wir drei minutenlang ausgelassen, bis wir erschöpft auf den weichen Teppichboden sanken.
An diesem Abend bekam ich sogar die Reste von Tanners Mahlzeit. Ungesund, wie er meinte, aber lecker. Recht hatte er!
Zu später Stunde, als ich es mir schon längst an meinem neuen Schlafplatz gemütlich gemacht hatte, hörte ich, wie mein Herrchen Anny anrief. Ich war erstaunt, wie liebevoll Tanners Stimme klingen konnte, wenn er sich nur ein bisschen Mühe gab!
Zufrieden nahm ich zur Kenntnis, dass sie sich für den kommenden Nachmittag verabredeten.
Basko stand wie versprochen pünktlich um acht Uhr morgens vor der Tür. Tanner war mit dem Auto gerade um die Ecke gebogen, und ich hatte sturmfreie Bude.
Meine Stimmung hätte nicht besser sein können. Körbchen im Wohnzimmer, offene Türen und den besten Freund an meiner Seite. Was konnte man mehr vom Leben erwarten?
„Hey, du bist umgezogen, das ist ja phänomenal!“
Basko schaute bewundernd auf mein neues Zuhause.
„Wau, altes Haus,“ begrüßte ich meinen Freund.
„Ich kann es selbst kaum fassen. Gestern Abend fiel es Tanner plötzlich wie Schuppen von den Augen, dass mein angestammter Platz doch eigentlich im Wohnzimmer ist. Was meinst du, gehen wir zusammen eine kleine Runde?“
Basko testete gerade die Bequemlichkeit meiner Schlafstatt, was ziemlich lächerlich aussah, da er dreimal so groß war wie ich.
„Sicher“, stimmte er zu. „Gehen wir eine Runde. Am besten hinten rum durch die Wiesen, dann sieht uns niemand.“
Damit hatte mein Kumpelchen natürlich recht, denn als Hund konnte man gar nicht vorsichtig genug sein.
Wir waren umgeben von Nachbarn, die nur darauf warteten uns streunend zu erwischen, um es dann brühwarm unserem Herrchen oder Frauchen zu erzählen. Tanner würde daraufhin selbstverständlich alle erdenklichen Löcher im maroden Zaun reparieren, und zwar gründlich. Das käme einer Katastrophe gleich. Es war also sicherer für uns über die Rinderweiden zu verschwinden.
Basko und ich schlüpften durch das Zaunloch hinter dem dicken Kirschlorbeerstrauch. Der stand auch noch in dieser Jahreszeit in sattem Grün, und verdeckte das Schlupfloch der Freiheit vor den strengen Blicken meines Herrchens.
Schnell hatten wir den kleinen Bach hinter der Pferdekoppel erreicht. Im Vorbeigehen nahm ich noch ein paar Schluck, denn das Wasser stammte aus einer versteckt liegenden Quelle im Wald. E war wunderbar klar und erfrischend.
Seite an Seite liefen wir schnuppernd über die Wiesen, während wir einigen Fährten folgten, die uns interessant erschienen. Hier auf der Hügelkuppe war ein Fuchs entlang gelaufen, seine Spur kreuzte die eines Kaninchens. Da drüben, wo die alten Weiden den Bachlauf begrenzen, folgte ich der Fährte eines Marders, bis ich sie im Dickicht verlor. Ich denke, er hatte es heute nacht auf Ehrhardts Hühner abgesehen. Den Hühnerstall konnte ich von hier aus sehen.
Es war herrlich den Sinnen freien Lauf zu lassen, Eindrücke zu sammeln, und dabei ein kleines Schwätzchen zu halten.
„Basko, hast du diese neue Hündin schon gesehen, die von Ida und Daniel?“, fragte ich bemüht gleichgültig.
„Nein. Aber ich hatte sie schon
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