Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Anruf galt hätte ich nicht erfahren, wenn der dritte nicht gewesen wäre, denn Tanner sagte kein Wort. Er wählte eine Nummer, und niemand meldete sich.
Als er erneut gewählt hatte, ging jemand ran und er versicherte sich sofort, dass er mit dem Amt für Denkmalpflege in Luxemburg verbunden war. Dort arbeitete George als freier Mitarbeiter, also war klar, wen er zuvor angerufen hatte, meinen speziellen Freund George!
Tanner nannte seinen Namen und fragte nach Herrn Barbieux.
Doch nachdem er diese Frage gestellt und eine Antwort bekommen hatte, wurde er ganz blass im Gesicht. Seine Stimme überschlug sich fast, als er die Auskunft wiederholte.
„Wie bitte, Herr Barbieux arbeitet seit sechs Wochen nicht mehr bei ihnen? Aber das kann doch gar nicht sein! Ich habe erst kürzlich mit ihm darüber gesprochen. Er erzählte mir von einem neuen Projekt in Kooperation mit dem saarländischen Landesdenkmalamt!“
Jetzt redete wieder die Person am anderen Ende der Leitung, woraufhin Tanner sich bedankte und auflegte.
Er ging zu seinem Schreibtisch und kramte in einigen Papieren.
„Das glaube ich nicht!“, wiederholte er immer wieder. „Warum tischt George mir Lügen auf? Irgendwas ist hier faul an der ganzen Geschichte!“
Wie recht er hatte!, dachte ich, und hoffte inständig, dass mein Boss George gegenüber nicht mehr so vertrauensselig sein würde.
Tanner hielt Wort. Ich bekam gleich darauf meine Morgenmahlzeit und inspizierte hinterher den Garten. Als das Telefon klingelte, beeilte ich mich wieder hineinzukommen. Ich musste am Ball bleiben, was vor allem für die Kanaille George galt! Auch wenn er noch nichts davon wusste, mein Herrchen brauchte mich mehr denn je.
Ich sah wie Tanner im Eilschritt zum Telefon raste und sich die eingeblendete Nummer ansah. Seine Miene verfinsterte sich, als er abhob.
„Hallo George.., ich hatte vor einer Stunde versucht dich zu erreichen!“
Dann war lange gar nichts zu hören.
„Was? Essen gehen? Warum denn gerade heute? Du, ... ich weiß nicht, ob das klappt, ich habe noch so viel Arbeit..., ...hmm,... ja, ... werde sehen was sich machen lässt, aber versprechen kann ich nichts. Ich melde mich spätestens am Nachmittag bei dir! Wir müssen ohnehin mal ernsthaft miteinander reden!...Ja, was Unangenehmes... Okay, bis dann.“
Es wird niemanden erstaunen, dass mich in diesem Moment eine unheilvolle Vorahnung beschlich. Die Dinge spitzten sich zu, ich spürte es.
Voller düsterer Gedanken trollte ich mich wieder auf meine Kuscheldecke. Ich wollte erst mal Ruhe haben, um über einiges nachdenken. Doch es dauerte nicht lange und mir fielen die Augen zu. Die letzten Nächte waren kurz gewesen.
Wenn man ohne Störung und fremdes Zutun aus einem Nickerchen erwacht, dann ist das etwas wunderbares. Wird man von irgendwelchen Störgeräuschen aus der Umgebung wach, so ist dies noch zu verkraften. Doch wenn man urplötzlich von donnerndem Getöse aus den Träumen gerissen wird, und ein Knäuel Kinder mit einem heftigen Knall auf einem zarten Hundekörper landen, dann ist das eine Grenzerfahrung, für die mancher Adrenalinjunkie sonst was machen würde!
In diesem Moment wusste ich auch wieder, was mir die ganze Zeit über so entsetzlich gefehlt hat. Anny und die Kinder waren da!
Tanner war herbeigeeilt und begrüßte die Seinen freudestrahlend. Er schloss die Kinder in die Arme, jedes einzelne. Mimi hob er hoch und drückte ihr drei dicke Schmatzer auf die Backe. Sie lies es, zu meiner Überraschung, klaglos über sich ergehen. Was so ein bisschen Rasur doch manchmal ausmachte!
Dann drehte er sich Anny, küsste sie liebevoll und erkundigte sich verwundert, warum sie ihn nicht angerufen hatte, er hätte sie gerne abgeholt.
„Du Schatz, kein Problem, Oma hat bei uns übernachtet, und nachdem der Heizungsinstallateur fertig war, hat sie uns zur Werkstatt gebracht. Das Auto ist fertig, und hier sind wir!“
„Außerdem ...“, fuhr sie fort, „haben wir heute noch so einiges vor!“
„Was habt ihr denn vor?“ fragte Tanner leicht enttäuscht. „Ich hatte gehofft, ihr würdet den Nachmittag über bleiben, wir könnten ein wenig plaudern und die Kinder hätten Spaß mit Willi.“
Annys Lächeln war verschwunden, als sie erwiderte: „Wir sind gerade am packen, auf die Dauer können wir nicht in dem kleinen Häuschen bleiben. Die Heizung ist zwar wieder in Ordnung und es ist bestimmt das idyllischste Fleckchen das ich kenne, aber die Kinder leben einfach zu beengt!. Sie
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