Willige Opfer - Sex amp Crime 1
besorgen. Ihr demütiger Augenaufschlag, wenn er ihr sagte, sie solle ihm einen blasen.
Gigantisches Gefühl.
Er genoss ihre Gesichtszüge, wenn er in sie eindrang und fest zustieß. Ihre Mimik changierte zwischen Lust und Schmerz, zwischen Verlangen und Abwehr. Und im Laufe der Zeit spielte er mit ihr, konnte mit ihr machen, was er wollte, denn er spürte, dass sie ihn mehr und mehr brauchte.
Leider war diese Konstellation ein schmaler Grat, der schnell ins Wanken zu geraten drohte. Beide Seiten hatten ihre Erwartungen, die erfüllt werden mussten. Verbanden mit den morgendlichen Tête-à-têtes Sehnsüchte und Hoffnungen, die nicht immer erfüllt werden konnten. Immerhin mussten der laufende Betrieb und die Tagesjobs in der Staatsanwaltschaft aufrecht erhalten werden. Hinzu kam, dass niemand etwas von dem Verhältnis mitbekommen durfte, was die Sache nicht gerade einfacher machte.
Dementsprechend hielt die Verbindung nicht lange den Anforderungen stand. Wulf Thiele merkte nach relativ kurzer Zeit, dass Frau Rossmann zwar von Beförderung sprach, dass aber nichts passierte, so oft er das Thema anschnitt.
Gleichzeitig beschwerte sich die Rossmann in zunehmendem Maße, dass Thieles Aufmerksamkeit, seine Standfestigkeit und Zuwendung nachließen, immer wenn das Thema auf den Tisch kam.
Der Deal brach in dem Moment, als eine Nebenbuhlerin auftauchte. Jeanine Berg aus dem Personalbüro. Sie war jung, schlank und ihre blonden Haare verschlugen Thiele die Sprache. Während einer internen Geburtstagsfeier eines Kollegen roch er zum ersten Mal an ihrer Mähne. Er war sofort geliefert. Unglücklicherweise stieß die Rossmann gerade in jenem Moment dazu, als Thiele seine Hand um Frau Bergs Hüften legte und ihr ein unzweideutiges Lächeln schenkte.
Das war’s.
Am nächsten Morgen war Frau Rossmann zum Eisblock mutiert. Thiele bot all seine Künste auf, ließ seinen Charme spielen, redete die Szene herunter und versuchte es auch auf die dominante Tour. Ohne Chance. Die Rossmann war in ihrer Eitelkeit gekränkt. Das Schlimmste, was passieren konnte.
Er probierte noch, ihr verständlich zu machen, dass er nichts von einem alleinigen Besitzrecht nach dem Motto „Dein Schwanz gehört nur mir“ gewusst habe, aber die Rossmann blieb stur.
Und so wendete auch er sich von ihr ab. Frau Berg war ihm sowieso lieber und seine Karriere würde er auch ohne die Rossmann weiter vorantreiben können.
Bei einem Annäherungsversuch eine Woche später ließ Thiele die Rossmann harsch abblitzen. Das war das letzte Mal, dass er ihr in die Augen gesehen hatte.
Nur einen Tag nach dem Ereignis kam eine Order von ganz oben. Thiele müsse mit sofortiger Wirkung das Praktikum beenden und durfte die Staatsanwaltschaft nicht mehr betreten.
Soweit die Geschichte. Carstens vom KDD hatte noch betont, dass Thiele ihm alle Details anvertraut habe, es aber keine Beweise dafür gäbe.
Esther Streit tippte gerade das Wort ‚Ende‘ unter die Geschichte, als Jörg Rock ihr Büro betrat. Sie speicherte das Geschriebene auf ihrer Festplatte unter dem Namen „Deal“, stand auf und lief auf Rock zu.
„Drück‘ mich mal!“, sagte sie und schaute ihn aus unglücklichen Kulleraugen an. Rock nahm sie liebevoll in den Arm.
„Was ist denn los mit dir? So kenne ich dich gar nicht.“
„Ach, die Rossmann.“
„Was ist denn mit ihr? Scheint doch ganz nett zu sein.“
„Sag mal spinnst du? Hat sie dich etwa auch schon um den Finger gewickelt, nur weil sie blond ist?“
„Quatsch. Mir gegenüber war sie … freundlich. Eben ganz normal.“
„Klar. Männer, die ihr gefallen, haben bei ihr beste Karten.“
„Jetzt mach mal halblang. Esther, ich glaube echt, du interpretierst da was rein, was völlig aus der Luft gegriffen ist. Wir haben zehn Minuten miteinander geredet und eigentlich auch nur über den Fall.“
„Eigentlich! In Wirklichkeit ging es ihr darum, dich zu checken.“
„Du siehst Gespenster.“
„Glaub mir! Sie ist hintertrieben. Und vor allem macht sie nichts ohne Kalkül. Alles nur Strategie und Taktik.“
Er drückte sie fester. „Jetzt übertreib mal nicht. Ich mache mir langsam Sorgen um dich.“
Esther legte ihren Kopf auf seine Schulter und eine Träne löste sich aus ihrem rechten Auge. Ihr ging es tatsächlich beschissen, weil sie nicht weiterkamen. Weil sie sich gelähmt fühlte, seit dem Gespräch mit der Oberstaatsanwältin. Und auch weil sie ein schlechtes Gewissen hatte wegen der Zusammenarbeit mit Rock. Das
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