Willige Opfer - Sex amp Crime 1
überall herum. Die Aschenbecher quollen über. Zeitungen und Krimskrams, wohin das Auge schaute. Die Regale staubten vor sich hin. Ein Großputz hätte Wunder wirken können.
Seit Jörg Rock als freier Journalist arbeitete, war ihm das Geld für eine Putzfrau abhanden gekommen. Er hatte kein Talent zum Putzen und Aufräumen und im Grunde war es ihm auch egal, wie seine Wohnung aussah. Er fühlte sich wohl. Hatte alles selbst verursacht. Und die Meinung anderer scherte ihn einen Scheißdreck.
Rock saß im Schneidersitz auf dem Boden, inmitten des Chaos´, trank einen Sauergespritzten und starrte die Wand an. Er war aber nicht geistesabwesend, sondern – im Gegenteil – ganz bei sich. Konzentriert, hellwach.
Seine Gedanken kreisten permanent um drei Personen: Esther, die Rossmann und den Täter, den er aus jener Nacht noch verschwommen vor sich sah.
Von der Rossmann war er angetan, da brauchte er sich nichts vormachen. Und Esther tat ihm leid. Es war kein leichtes Unterfangen, die neue Oberstaatsanwältin als Gegenspielerin zu haben und es machte das Ganze zu einer brenzligen Gemengelage. Denn der Fall, um den es ging, war an Brisanz kaum zu überbieten. Einen Serienmörder mitten in Frankfurt hatte es lange nicht gegeben.
Und überhaupt: der Täter. Rock ärgerte sich, dass er die Sache mit dem Kennzeichen vermasselt hatte. Aber mittlerweile war er sich sicher, dass es der Typ aus dem
Roxy
war. Und er war der Einzige, der ihn gesehen hatte. Nur schemenhaft aus einiger Distanz, aber immerhin. Seine Gesichtszüge und Konturen waren abgespeichert. Seine Bewegungen. Eine Frage blieb: Wie konnten sie ihm auf die Spur kommen?
Gegen 19 Uhr klingelte es. Rock erhob sich und als er die Tür öffnete, fiel eine aufgelöste Esther in seine Arme. Ihre Lippen suchten seine, fanden sie. Sie schmeckten salzig. Er erkannte sofort die tränenverschmierten Augen, die rosaroten Wangen. Sie wirkte hektisch, wütend und aufgebracht.
Wie sie ihn umklammerte, hatte etwas Verkrampftes, Verzweifeltes. Sie brauchte jemanden, der ihr Halt gab.
Und dazu kam sie ausgerechnet zu ihm.
Im Wohnzimmer bot er ihr etwas zu trinken an. Sie bat um einen Schluck Whisky. „Brauch ich jetzt“, stöhnte sie.
Spätestens nach diesem Satz wusste er, dass etwas vorgefallen war. Er schenkte ihr einen herrlichen Single Malt ein, überreichte ihr das Glas und wartete ab. Sie würde ihm sowieso alles erzählen.
„Die Rossmann hat mich versetzen lassen … zum KDD, also die Mail kam zwar vom Polizeipräsidenten, aber sie steckt dahinter. Das weiß ich.“ Esther Streit trank einen großen Schluck und verzog kurz danach das Gesicht. „Bis auf weiteres. Dass ich nicht lache. Die Schlampe will mich fertig machen. Eindeutig. Und ich weiß nicht, wie ich gegen sie ankomme.“
Rock trat auf sie zu und blieb einen Schritt vor ihr stehen. „Bist du dir ganz sicher?“
„Kann nicht anders sein.“ Sie nahm einen weiteren Schluck, stellte das Glas auf dem Tisch ab, legte ihren Kopf auf Rocks Brust und umklammerte seine Hüfte mit beiden Händen. „Ich brauch dich.“
Rock streichelte ihr halblanges dunkelbraunes glattes Haar. Es fühlte sich samtig an und glänzte. Er spürte eine Innigkeit, wie er sie nie zuvor mit Esther gefühlt hatte. Bislang war ihre Beziehung rein geschäftlich gewesen. Sex für Informationen. Und das war auch gut so. Und nun? Bahnte sich mehr an? Wollte er das überhaupt?
In den tiefen Kammern seines Herzens gab es verborgene Gefühle. Das wusste er. Sie sprachen zu ihm:
Esther braucht dich. Nimm dich ihrer an. Sie tut zwar immer stark und unabhängig und betont ihre Freiheit, aber eigentlich ist sie verletzlich und sehnt sich nach einem Mann zum Anlehnen, der ihr Stütze und Sexpartner zugleich sein kann
.
Jetzt kam es auf ihn an. Und da begannen auch schon die Probleme, denn er selbst konnte keine gerade Linie erkennen. Er war nicht geschaffen für eine Beziehung. Für eine einzige Frau. Und er würde Esther weh tun. Früher oder später.
„Was kann ich für dich tun?“, brachte er mit einem Hauch Zärtlichkeit über die Lippen.
Sie schaute ihn aus großen Augen an, erstaunt über sein Angebot. Ihre Stimme zitterte, aber in ihr lag auch eine Menge Hoffnung. „Ich glaube … du könntest mir helfen, den Irren zu schnappen. Wir müssen ihr den Täter auf dem Servierteller präsentieren, nur dann kann ich sie umstimmen und meinen Job retten.“
„Und wie soll das funktionieren?“
„Ich dachte an Carlo, ein guter Freund
Weitere Kostenlose Bücher