Willige Opfer - Sex amp Crime 1
Ecke. Sie gehen den Gärtnerweg zurück, biegen dann links in die Leerbachstraße ein. Das vierte Haus rechts. Die Nummer weiß ich nicht.“
„Hey, super. Danke schön.“ Rock drehte sich auf den Hacken herum und eilte los, als er wieder die Stimme hörte.
„Junger Mann, Sie haben ihr Auto vergessen.“ Er stoppte abrupt, kehrte um und stieg ein. Drei Minuten später stand er vor der Leerbachstraße 32. An der Fassade hingen einige Firmenschilder. Die Agentur Tastmann war im 1. Stock.
Am Empfang sprach er eine kleine dralle Frau um die vierzig an. Ihre roten Pausbäckchen wippten und das Businessjackett klemmte vor der Brust.
„Ich möchte zu Claudia Eberts.“
„Na, hier ist ja heute was los.“
„Wieso?“
„Die Polizei war auch schon da.“ Als sie es ausgesprochen hatte, verstummte sie. Scheinbar hatte sie bemerkt, dass diese Information niemanden etwas anging.
„Kann ich sie trotzdem kurz sprechen?“
Die Empfangssekretärin nahm den Hörer von der Telefonanlage. „Wen darf ich melden?“
„Jörg Rock, äh, sagen Sie ihr, ich muss sie wegen Tina Hetterich sprechen.“
Drei Minuten später stand Claudia Eberts vor ihm. „Wer sind Sie und was wollen Sie?“ Sie machte einen äußerst genervten Eindruck, wirkte aber in ihrem schwarzen Businesskostüm sehr elegant. Der Zweiteiler betonte ihre schlanke Figur und die hochhackigen Schuhe rundeten das Gesamtbild positiv ab.
„Hallo, ich bin Jörg Rock, ehemaliger Rundschau Redakteur und jetzt freier Journalist. Ich recherchiere in dem Fall und bin auf Sie gestoßen. Sie kannten Tina Hetterich und waren mit ihr an jenem Abend im
Charleys
.“
Bumm! Das saß. An ihrer Miene erkannte er, dass er sie ziemlich überrumpelt hatte. „Was Sie alles wissen. Mehr als die Polizei jedenfalls. Ich schlage vor, wir gehen kurz ins Konfi.“ Sie ging vor durch eine Glastür und er folgte. Im Konfi setzte sie sich an die Frontseite eines langgezogenen Tisches, der einer langen Tafel glich, und bat ihn, ebenfalls Platz zu nehmen.
„Wofür brauchen Sie die Informationen?“
Während Rock sich setzte, überlegte er sich eine Strategie. „Für ein längeres Dossier. Wir möchten die Bevölkerung aufklären, was tatsächlich los ist in Frankfurt. Ich denke, wir können die Bürger, also vor allem natürlich junge Frauen, schützen, indem wir die Behörden wachrütteln und außerdem haben die Bürger ein Recht darauf, besser informiert zu werden wie bisher.“
Er legte eine Pause ein, weil er sah, dass Frau Eberts seinen Worten Glauben schenkte, denn sie nickte und ihre Gesichtszüge erhellten sich. „Also wenn ich dazu beitragen kann, das Schwein zu kriegen, dann los. Was möchten Sie wissen?“
„An jenem Abend im
Charleys
. Waren Sie zum Schluss allein mit Tina?“
„Ja.“
„Hat sie jemand angesprochen?“
„Nein … also doch. Der Jürgen. Den kennen wir seit Jahren. Also der ist es nicht.“
„Jürgen wer?“
„Krauss.“
„Ist er oft dort?“
„Jede Nacht. Und immer hat er eine Andere.“ Die Worte klangen verächtlich. Rock mutmaßte, dass Frau Eberts eine seiner abgelegten Frauen war. „Er ist ein harmloser Spinner“, fuhr Frau Eberts fort. „Ein bisschen Macho, ein bisschen Romantiker. Und er sieht gut aus. Darauf fährt vor allem das junge Gemüse ab. Ihm schmeichelt das. Deswegen sucht er immer nach Frischfleisch.“
Hoppla, dachte Rock, klingt aber sehr nach unserem Mann. „Und Tina Hetterich? Hatte sie mal was mit…?“
„Sie hat sich oft abschleppen lassen, wenn Sie das meinen. Im
Charleys
hat sie immer jemanden gefunden. Sie brauchte das. Gab ihr einen Kick. Und da waren auch einige zwielichtige Typen dabei.“
„Und Jürgen Krauss?“
„Der sicher auch.“
„Hört sich so an, als ob sie das nicht gutgeheißen haben.“
„Ist nicht so mein Ding. Aber für ne richtige Beziehung hat’s bei ihr eben nicht gereicht. Irgendwann musste es so kommen. Ich hatte immer ein schlechtes Gefühl, dass sie mal an den Falschen gerät.“
„Das heißt, sie haben es vorhergesehen?“
„Nicht direkt. Aber ich hab ihr immer gesagt, sie soll vorsichtig sein und nicht mit jedem x-beliebigen mitgehen. Aber sie hat es ignoriert. Sich sogar über mich amüsiert. Was soll schon passieren, hat sie oft gesagt. Das hat sie nun davon.“
Hilfe, dachte Rock. So redete die Freundin eines Mädchens, das gerade vor ein paar Tagen abgeschlachtet worden ist. Wobei: Claudia Eberts konnte nicht wissen, was er mit Tina angestellt hatte.
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