Willige Opfer - Sex amp Crime 1
„Zurück zu dem Abend. Sind sie gemeinsam gegangen?“
„Nein. Sie ist noch geblieben. Ich hab gespürt, dass sie noch was vorhat an dem Abend und da bin ich los. Ich hatte keinen Bock, mir das anzusehen. Ist immer das Gleiche.“
„Wie lief das normal ab?“
„Naja, ein bisschen Vorgeplänkel. Paar coole Sprüche. Paar Drinks. Dann die Frage: Lust auf ne DVD oder so? Dabei war klar, dass es nur ums Ficken ging … oh, Entschuldigung!“ Sie hielt sich, erschrocken über ihre eigene Offenheit, die Hand vor den Mund.
„Schon okay“, meinte Rock. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie wissen also nicht, mit wem sie an dem Abend losgezogen ist?“
„Nein.“
„Haben Sie vielleicht jemanden beobachtet, der sich irgendwie verdächtig oder auffällig verhalten hat?“
„Da sind so viele Typen, die sich auffällig verhalten. Weil sie halt alle nur das Eine wollen. Da achtet man nicht mehr darauf.“
Komisch, sagte sich Rock, hörte sich tatsächlich an, als hätte sie in dem Laden ganz miese Erfahrungen gemacht. Nur: Warum ging sie dann immer noch hin? „Danke Frau Eberts. Sie haben mir sehr geholfen. Können Sie mir vielleicht noch jemanden nennen, der Tina in dieser Nacht gesehen haben könnte?“
Sie überlegte, schüttelte aber kurz darauf den Kopf. „Leider nein.“
„Okay.“ Rock erhob sich. „Ich finde allein raus.“ Als er den Konfi verließ, blieb Claudia Eberts sitzen. Sie wirkte, als realisiere sie erst langsam die Dimension des Ganzen und was mit ihrer Freundin geschehen war. Wenn er sich nicht täuschte, hatte sie Tränen in den Augen. Endlich mal eine Gefühlsregung, dachte er.
Rock hatte den Wagen noch nicht gestartet, da klingelte sein Handy. Esthers Nummer.
„Wo bist du?“
„Wunderschönen guten Morgen nochmal“, sagte Rock, leicht genervt.
„Ja, wünsch ich dir auch. Und?“
„Komme gerade von der Eberts. Merkwürdiges Gespräch. Der Täter hatte wohl leichtes Spiel. Die Hetterich wollte sich abschleppen lassen an dem Abend. Behauptet jedenfalls die Eberts. Sie hat aber niemanden mit ihr gesehen. Also mit anderen Worten: keine konkrete Spur.“
„Mist.“
„Hattest du was anderes erwartet?“
„Nö, aber es ist trotzdem enttäuschend. Die Spurensicherung hat übrigens seine DNA auf den Kippen und seinen Fingerabdruck auf der Birke gefunden. Das Abstruse daran ist, dass wir ihn damit nicht festnageln können, weil wir seine Identität nicht kennen. Er ist in keiner unserer Dateien für sexuelle Straftäter aufgeführt. Müssen wir tatsächlich warten, bis er auf frischer Tat ertappt wird?“
„Heißt das, du gehst davon aus, dass er weitermacht?“
„Sicher. Er hört nicht auf. Solche Täter wollen mehr, wenn sie einmal Blut geleckt haben.“
„Das kann man in dem Fall sogar wörtlich nehmen.“
„Leider.“
„Und wie machen wir weiter?“
„Keine Ahnung. Wir haben alle Hände voll zu tun, die Pressemeute zu füttern und zu beruhigen. Seit gestern stürzen sie sich auf uns wie Schmeißfliegen. Aber wem sag‘ ich das?“
„Hast du denn keinen echten Ansatzpunkt?“
„Nur vage. Du könntest dich nochmals um das Fitnessstudio kümmern. Im
Roxy
hat er ja auch mehrfach gewildert. Warum nicht auch im Fitnessstudio?“
„Stimmt. Wenn er Gefallen dran gefunden hat. Aber wie stellst du dir das vor? Ich kann dort als Mann nicht trainieren.“
„Dann beobachte es.“
„Du meinst so wie im
Roxy
?“
„Ja. Dort hast du den Typen ja gesehen. Vielleicht taucht er irgendwo in der Nähe auf.“
„Wäre ein Versuch wert.“
„Gut. Außerdem bin ich immer noch damit beschäftigt, wer mich begnadigt hat. Ich vermute die Rossmann. Aber was bezweckt sie damit?“
Rock wollte erst nichts darauf erwidern, überlegte es sich dann aber anders. „Du solltest nicht zu viel rumrätseln, sondern dich lieber auf den Fall konzentrieren.“
„Würde ich ja gerne, ist aber nicht so einfach.“
„Freu dich, dass du wieder dort sitzt, wo du sitzen willst. Und jetzt los!“
„Also gut. Ich werde die Rossmann anrufen. Bin gespannt, ob die Dame was zu sagen hat. Bussi!“
Als er aufgelegt hatte, musste Rock an sein Schäferstündchen mit der Staatsanwältin denken.
Verflixt!
Er hatte sich in eine schwierige Lage manövriert und konnte nur hoffen, dass sie stillhalten würde. Aber was wäre, wenn sie mehr wollte? Mannomann. Das konnte heiter werden.
29
Sein Blut kochte. Genau wie sein Sperma. Zumindest hatte er das Gefühl, er würde gleich überlaufen.
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