Willige Opfer - Sex amp Crime 1
hätte sie es drauf anlegen können. Die Rossmann war schließlich nicht Gott, auch wenn sie sich manchmal so aufspielte. Aber sich mit ihr anzulegen, würde sicher kein Kinderspiel werden. Sie konnte einem das Leben und Arbeiten hier zur Hölle machen. Also besser kooperieren. Oder gab es eine Alternative?
„Es ist…“, sagte Esther Streit zögerlich und missmutig, „ein Bekannter von mir.“
„Ein Bekannter also?“
„Ja … ein Freund, der für mich gewisse Dinge recherchiert.“
„Was heißt das?“
„Immer wenn wir mit polizeilichen Ermittlungsmethoden nicht weiterkommen.“
„Er arbeitet also offiziell für Sie?“
„Ja … also…“
„Ist Ihr Vorgesetzter über Ihre zweifelhaften … Methoden informiert?“
„Ja, ich meine … nein…“
„Sie müssen sich schon entscheiden!“
„Also nein.“
„Und der Name Ihres Bekannten?“
„Der spielt doch keine Rolle.“
„Diese Entscheidung sollten Sie mir überlassen, also?“ Das Gespräch lief in eine sehr ungünstige Richtung, doch Esther hatte keine Ahnung, wie sie die Kurve kriegen konnte. Sie zögerte wieder. „Dann werde ich jetzt Ihren Vorgesetzten aufsuchen. Ich denke, er wird sehr interessiert sein an Ihren Ermittlungsmethoden.“
„Rock“, platzte Esther Streit heraus, „Jörg Rock. Er ist freier Journalist.“ Die Rossmann würde sowieso herausbekommen, was er machte. Es brachte nichts, noch mehr verbergen zu wollen.
„Sehen Sie, es geht doch. Wie geht es jetzt in dem Fall weiter?“
„Gottlob gibt es bislang keine weitere Leiche“, antwortete Esther Streit. „Es könnte also sein, dass der von gestern Nacht gar nicht unser Mann ist und wir anderweitig recherchieren müssen.“
„Gibt es überhaupt eine verwertbare Spur? Von Indizien will ich gar nicht reden.“
„Also, ja, äh nein … leider nicht. Aber in zwei Stunden ist ein Meeting angesetzt. Mit allen Kollegen der Mordkommission. Dann werden wir eine neue Strategie festzurren.“
Frau Rossmann blickte sie aus Drachenaugen an, die Häme versprühten. „Ich wünsche Ihnen dabei ein gutes Händchen, Frau Streit. Das werden Sie brauchen. Wenn wir diesen Typen nicht bald haben, wird uns die Presse vernichten. Ich hoffe, Sie sind sich dessen bewusst.“ Beim letzten Satz war sich Esther unschlüssig, ob er als Frage gemeint war. Aber, dachte sie, das würde auch deinen schönen Kopf kosten, und grinste in sich hinein.
Laut sagte sie: „Sicher. Wir kriegen ihn bald.“
„Auf Wiedersehen, Frau Streit.“ Angelika Rossmann verließ hoch erhobenen Hauptes das Büro und Esther hatte sofort das Gefühl, wieder mehr Luft zum Atmen zu bekommen. Und wiedersehen wollte sie die Dame keinesfalls.
Fieberhaft überlegte Esther, wie es weitergehen sollte. Rock. Sie musste mit ihm reden. Knapp zwei Stunden blieben ihr bis zum Meeting. Nichts wie hin.
11
Der Reinfall der Nacht beschäftigte ihn bis zum Morgengrauen. Er hatte kaum ein Auge zugemacht. Immer wieder verfolgten ihn Bilder vom Kotzen der Tussi. Und dieser Typ im Wagen. Es wollte ihm nicht in den Kopf, dass sie ihm auf die Schliche gekommen waren.
Was ihn beruhigte war, dass sie weder seinen Namen noch seine Adresse kannten. Er lachte in sich hinein.
Sein erster Gang morgens führte ihn in die Garage. Er schraubte beide nachgemachten Kennzeichen von seinem SLK ab und befestigte die Original-Kennzeichen. Wie gut, dass er Eddie kannte, seinen Kumpel, der in der KFZ-Meldestelle arbeitete und Zugang zu der Schildermaschine hatte. Ein fester Bestandteil seines Planes.
Weiß der Teufel wem das andere Kennzeichen gehörte, interessierte ihn auch nicht. Seine Ersatzkennzeichen waren seine Versicherung gegen unliebsame Verfolger bei den nächtlichen Einsätzen.
In der Küche gönnte er sich einen starken Kaffee, um wach zu werden. Während er trank, fühlte er eine Unruhe, die er lange nicht gespürte hatte. Er hatte in gewisser Weise versagt. Das erste Mal. Und das passte ihm überhaupt nicht. Er hatte seine Befriedigung nicht bekommen. Seine Schmerzlinderung, seine Medizin.
Er legte Musik auf.
Tosca
. Und bald erklang der starke Bariton.
E Lucevan le Stelle. Es leuchten die Sterne
.
Er zitterte, weil die Stimme so tief ging und in ihn eindrang. Fast hätte er geweint. Sie verletzte ihn, aber sie gab ihm auch Kraft. Der Sänger besang seine große Liebe. Liebe. Was war das? Seine war verloren. Verschwendet an eine Frau. Wo früher Liebe war, spürte er heute Schmerzen.
Und Hass.
Er ging zu seinem
Weitere Kostenlose Bücher