Willige Opfer - Sex amp Crime 1
auch schon an die Tür.
„Moment“, schrie er. „Komme.“ 10 Uhr 33 zeigte der Radiowecker an. Nicht seine Uhrzeit. Die Nacht war unzweifelhaft zu kurz gewesen.
Er erhob sich mühevoll, zog sich einen Jogginganzug über und schlurfte Richtung Wohnungstür. Es klingelte schon wieder.
„Bin ja schon da!“
Durch den Spion erkannte er Esther. Er wunderte sich und öffnete die Tür. Lächelnd begrüßte er Esther und wollte sie mit beiden Armen in Empfang nehmen, doch ihre Miene holte ihn schnell auf den Boden der Tatsachen. Sie stürmte an ihm vorbei in die Wohnung.
„Wegen dir hab ich voll die Scheiße am Hals“, schrie sie. Ein Satz wie ein Monument, das gerade zusammenstürzte und ihm um die Ohren flog. Esther konnte verdammt sexy sein, wenn sie sich aufregte. „Guck nicht so. Du hast das falsche Kennzeichen durchgegeben und der Typ ist uns durch die Lappen gegangen.“
„Äh … ich verstehe nur Bahnhof. Ich bin mir sicher…“
„Vergiss es. Das Kennzeichen gehört einem multimorbiden Greis, der im Krankenhaus liegt.“
„Scheiße!“ Rock wirkte völlig konsterniert.
„Genau“, ergänzte Esther.
„Er kann also nicht unser Mann sein?“
„Exakt!“
„Willst du einen Kaffee?“, erkundigte sich Rock.
„Jetzt nicht.“
„Aber ich brauche einen.“
Sie folgte ihm mit stampfenden Schritten in die Küche. Rock füllte Kaffee und Wasser in die gute alte Maschine und startete sie. Von diesen neumodischen Kaffee- oder Espressoautomaten hielt er nichts. Kam nur Plörre raus.
Er besann sich einen Moment und sagte dann: „Aber ich bin mir absolut sicher, dir das richtige Kennzeichen durchgegeben zu haben.“
„Hattest du getrunken?“
„Keinen Tropfen.“ Rock sah ihren skeptischen Blick. „Ich schwöre.“ Und einen Moment später fragte er: „Und jetzt?“
Er sah Esther unsicher an.
„Keine Ahnung.“
Rock setzte sein verführerischstes Lächeln auf. „Lust zu vögeln?“
„Hör mir nur auf.“
„Sei doch nicht so.“
„Mir steht das Wasser bis zum Hals.“ Esthers Stimme klang zittrig.
„Dann wird’s Zeit für ein bisschen Entspannung.“
Sie wandte sich ihm zu und schaute ihm ernst in die Augen. „Eines musst du noch wissen.“
Er erkannte, dass ihr etwas auf dem Herzen brannte. „Ich höre.“
„Die neue Oberstaatsanwältin hat mir einen Besuch abgestattet. Sie weiß, dass du … mein Informant bist.“
„Was? Scheiße! Wieso hast du ihr…?“
„Ich hatte keine Chance, glaub mir. Sie fegt mit eisernem Besen. Hätte ich ihr den Namen nicht gesagt, wäre ich jetzt schon weg vom Fenster.“
„Und nun?“
„Abwarten. Vielleicht passiert ja gar nichts.“
„Aber mit der Info hat sie dich voll in der Hand.“
„Uns. Sie hat uns in der Hand“, betonte Esther.
Der Kaffee war durch und die Maschine machte die letzten blubbernden Geräusche.
„Klar. Aber mir kann sie nichts anhaben. Dir schon.“ Rock schenkte sich ein. „Wirklich keinen?“
„Nee. Lass mal.“
„Habt ihr sonst was unternommen?“
„Ja. Wir haben einen Fallspezialisten des LKA eingeschaltet.“
„Was ist das denn?“
„So eine Art Profiler. Er nimmt gerade die Arbeit auf. Wir müssen die Hintergründe und Beweggründe des Täters herausfinden. Auch aus psychologischer Sicht. Vielleicht kommen wir ihm so auf die Spur.“
„Na, immerhin ein Ansatz“, meinte Rock, wirkte aber deprimiert.
„Okay, ich muss wieder los.“
Der Abschied fiel, nach Rocks Geschmack, ein wenig dürftig aus. Eine ganz kurze Umarmung gefolgt von einem gehauchten Wangenkuss. Immerhin kannten sie sich jetzt seit über drei Jahren und hatten in dieser Zeit nicht gerade selten Informationen und Bett geteilt. Aber Rock spürte auch, dass es Esther nicht gut ging. Sie machte sich Sorgen wegen des Falles. Und vielleicht auch wegen dieser Staatsanwältin. Sollte er dieser Rossmann mal auf den Zahn fühlen? Mit seinem Charme ließen sich erfahrungsgemäß eine Menge Probleme im Keim ersticken oder sogar beheben.
Als Esther hinausging, schaute er ihr lange und bedächtig nach. Ein flotter Feger, seine Kommissarin. Manchmal bereute er ihre merkwürdige geschäftliche Verbindung. Andererseits: Er war einfach kein Beziehungstyp. Das war schon zu oft gescheitert und hatte meistens im Debakel geendet. Mit den meisten seiner Verflossenen sprach er heute kein Wort mehr. Und genau das empfand er als unschön.
Etwa eine Stunde später leerte Rock seinen Briefkasten und fand einen Brief von der Frankfurter
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