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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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Toppler neigte und sich dann überrascht zurücklehnte. Und in einem dieser Heureka-Momente, die systematisch zu erklären sich der echte Dr. Wilfred, wie sie wusste, so abgemüht hatte, begriff sie, warum Oliver Fox so staunte und warum Mrs. Toppler jetzt so gespannt auf seine Antwort wartete.
    Das war nicht möglich! Nein, nein, nein! Nicht möglich!
    Aber es war möglich. Alles war möglich. Während der letzten vierundzwanzig Stunden hatte es dieser schreckliche Hochstapler mit dem stets leicht überraschten Gesichtsausdruck wieder und wieder bewiesen.
    Und das war ihre plötzliche Erkenntnis: Mrs. Toppler hatte Mr. Oliver Fox gerade angeboten, der nächste Direktor der Fred-Toppler-Stiftung zu werden.
    Auf ihre erste plötzliche Erkenntnis folgte eine zweite, geboren aus der Wut. Auf Oliver Fox, auf Mrs. Toppler, auf sich selbst. Aber endlich wusste sie, wie sie es Mrs. Toppler beibringen konnte.
    Der Pass. Sie würde Mrs. Toppler einfach den Pass zeigen. Der Pass würde ihr alles erklären, genau wie er ihr selbst alles erklärt hatte.

43
    »Koffer«, sagte Annuka Vos in ihr Telefon, sehr laut und sehr deutlich. Sie stand im angestrahlten Garten der Villa, damit ihre Worte mit einem Minimum an Störgeräuschen übertragen wurden. »Wurde. Gestohlen. Koffer. Meiner. Ja …? Oh, Herrgott noch mal! Es muss bei der griechischen Polizei doch irgend jemand geben, der besser Englisch spricht!
    Ja, aber das ist das fünfte Mal, dass ich anrufe …! Fünfte! Fünf! Anrufen. Fünfmal … Ach, egal …
    Beschäftigt – ja – ich weiß, dass Sie zu tun haben … ein Event – ja – ich weiß …! Ich weiß, ich weiß …! Ein großer Event! Ich weiß ! Das haben Sie mir schon gesagt! Aber ich war den ganzen Tag unterwegs, und ich habe keine sauberen Kleider zum Umziehen … Saubere Kleider! Keine …! Keine Zahnbürste! Bürste für die Zähne – nein, keine! Kein Nachthemd …! Hemd für die Nacht! Habe ich nicht …!
    Gestohlen – ja! Und zum fünftenmal, der Name der Person, die ihn gestohlen hat, ist Evers, E-V-E-R-S. Georgina Francesca Evers … Ja, weil es in ihrem Pass steht … Ihr Pass war in ihrer Handtasche …! Nicht in meiner Handtasche – in ihrer Handtasche …! Nicht gestohlen, nein, nicht die Handtasche ! Hat sie zurückgelassen, als sie geflohen ist …! Geflohen …! G-E-F-L-O-H-E-N! Weggerannt! Weg! Verschwunden …! Ach, lassen wir das, ist egal …
    Ja, weil ich sie unter der Sonnenliege gefunden habe … Der Sonnenliege … Vergessen Sie’s … Und in ihrer Tasche waren ihr Geld und ihre Kreditkarten, sie kann also nicht weit gekommen sein. Es kann nicht sehr schwierig sein, sie zu finden … Und sie ist leicht zu erkennen, weil sie ein Moskitonetz anhat … Moskito … M-O-S-K… Hallo? Haben Sie etwa aufgelegt …?«
    Doch obwohl sie von Kopf bis Fuß in ein Moskitonetz gehüllt war, war Georgie gar nicht so leicht zu finden, denn sie versteckte sich hinter Ginstersträuchern. Es stimmte jedoch, dass sie nicht weit gekommen war. Sie war ein Stück den Weg hinuntergegangen, doch barfuß war es, als würde sie über Glasscherben gehen, und es lag auf der Hand, dass sie dauerhaft gelähmt wäre, lange bevor sie irgendwo Hilfe gefunden hätte. Zudem hatte sie Angst, dass sie Oliver verpasste, wenn er denn endlich einträfe. Allerdings verspürte sie jetzt, seit sie wusste, dass er von ihr erwartete, die Woche gemeinsam mit der Putzfrau zu verbringen, kein großes Verlangen, ihn je wiederzusehen, außer vielleicht wenn sie wieder Schuhe hätte, um ihn in die Eier zu treten. Doch Oliver und das Fahrzeug, mit dem er schließlich käme, waren ihre einzige Hoffnung, dem schrecklichen Haus und seiner schrecklichen Bewohnerin zu entfliehen. Und so war sie mit schmerzenden Füßen zurück zum Haus gegangen und hatte sich auf den trockenen steinigen Boden hinter dem Ginster gesetzt, um zu warten. Sie war sogar so nahe am Haus, dass sie die Frau im Garten stehen sah und hörte, wie sie ins Telefon schrie. Sie verstand sogar ein paar Worte. »Koffer … gestohlen … fünf … Pass … Handtasche …«
    Ihr Pass, ja, und ihre Handtasche. Sie waren ein weiterer Grund, um zu bleiben, bis Oliver kam.
    Die Frau ging ins Haus zurück und schlug die Tür zu. Die Gartenbeleuchtung erlosch, und die ersten vereinzelten Sterne tauchten am Himmel auf. Der Boden, auf dem Georgie saß, wurde härter und härter. Die Leere ihres Magens machte sich zunehmend schmerzhaft bemerkbar. Ameisen verkrochen sich überall in

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