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Willkommen im sonnigen Tschernobyl

Willkommen im sonnigen Tschernobyl

Titel: Willkommen im sonnigen Tschernobyl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blackwell
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Gebäude links neben dem Hotel.
    »Kulturpalast«, sagte er.
    »Was ist ein Kulturpalast?«
    »Discos.« Ein Zug an der Zigarette. »Kinos.«
    Zu unserer Linken befand sich ein klotziges Gebäude mit einem Schild, auf dem PECTOPAH stand. Mit meinen langsam sich verbessernden Kyrillischkenntnissen entzifferte ich das als RESTAURANT . Ich zeigte auf eine niedrige Galerie an der Seite des Gebäudes.
    »Und was war da?«
    Dennis blickte auf und nahm die Zigarette aus dem Mund.
    »Geschäfte.«
    Der Platz, auf dem wir standen, ergab sich Stück für Stück dem Moos und den Büschen, die weit über ihn hinauswucher ten. Vom tiefer liegenden Teil des Platzes führten ein paar flache, bröckelnde Stufen hinauf, aus deren Rissen lila Wildblumen und ein paar Bäumchen wuchsen.
    »Nicht auf das Moos treten«, befahl Dennis, als wir über die moosigen Stufen vom moosigen unteren auf den moosigen höheren Bereich gingen.
    »Warum nicht?«, wollte ich wissen und hoffte, dass er meine Reaktion – ein linkischer Stepptanz – nicht bemerkt hatte.
    »Das Moos konzentriert die Strahlung«, antwortete er und schnippte seinen Zigarettenstummel auf die Erde. Dasselbe könnte man von den Pilzen sagen, die er, wie er offen zugegeben hatte, in der Zone sammelte, aber ich schwieg.
    Ich blieb stehen, um ein Foto zu machen. Dennis steckte sich eine weitere Zigarette in den Mundwinkel und posierte auf dem Betonweg, im Hintergrund das PECTOPAH . Mit seiner Sonnenbrille sah er aus wie der Bassist einer ukrainischen Rockband. FOOTBALL stand auf seinem ärmellosen schwarzen T-Shirt. SYNTHETIC NATURE . Er hielt den Detektor in die Kamera. Hundertzwanzig. Was bedeuteten 120 Mikroröntgen an einem sonnigen Tag? Mehr als wenig. Weniger als viel. Panik in Kiew.
    Dennis wanderte am Platz entlang, sein Detektor zwitscherte heiter. Ich blieb vor dem ausgeweideten PECTOPAH . Nichts außer einer Hülle rissigen Betons und verbogenen Metalls war davon übrig. Ich versuchte, mir den Platz vor dem Unglück vorzustellen, als Zentrum einer lebendigen Stadt, wo man vielleicht einen Freund nach der Arbeit treffen, irgendwo eine Tasse schlechten Kaffee trinken konnte. Wie ist es, wenn die komplette Heimatstadt innerhalb von drei Stunden evakuiert wird? Nicht nur das eigene Haus oder die Wohnung zu verlieren, sondern auch den Arbeitsplatz, die Freunde, die gesamte Umgebung? Ich versuchte, mir das Entsetzen der Menschen an diesem Tag vorzustellen.
    Aber bei der friedlichen Stimmung, die im heutigen Pripjat herrscht, war das schwierig. Ich schloss die Augen und spürte die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Die Bäume und Gräser raschelten im Wind. Insekten schwirrten vorbei. Ich hörte das unbeschwerte Gezwitscher der Vögel. Und als Dennis auf den Platz hinunterging, verschmolz das Zwitschern seines Dosimeters mit dem der Vögel und wurde Teil dieser Symphonie der Natur.
    Am Ende der Ladenzeile holte ich ihn ein und wir kehrten um, weil wir den Vergnügungspark besuchen wollten. Unterwegs fragte ich Dennis, wie er an diesen Job gekommen war. Ich hielt es für unwahrscheinlich, dass man das Angebot, geführte Touren durch das am stärksten radioaktiv verstrahlte Gebiet der Welt zu machen, in den Kleinanzeigen finden konnte. Und Dennis hatte früh angefangen: Mit 26 arbeitete er bereits drei Jahre für die Tschernobylbehörde. Er wechselte alle zwei Wochen zwischen der Zone und Kiew, um seine Strahlendosis im zulässigen Bereich zu halten. Er habe zuerst nur im Kiewer Büro gearbeitet, bevor er in die Zone versetzt wurde, erzählte er. »Ich habe gefragt. Ich wollte das lieber, als vor dem Computer zu sitzen«, sagte er und trank einen Schluck Wasser. »Die meisten Leute arbeiten überhaupt nicht, wenn der PC Internet hat.« Wow, jemand, der Langeweile für gefährlicher hielt als Strahlung.
    Er habe etwas über einen Arzt gelesen, fuhr Dennis fort, der behauptete, eine konstante, niedrige Dosis Strahlung sei sogar gut für die Gesundheit. »Den Leuten, die nach dem Unglück in der Zone geblieben sind, ging es sogar besser«, sagte er. Er meinte die alten Hausbesetzer, von denen einige Hundert halblegal in ihren Häusern im Sperrgebiet lebten. »Dieser Arzt meinte, sie hätten sich an die Strahlung gewöhnt und würden innerhalb von 15 Jahren sterben, wenn sie plötzlich weggehen würden, könnten aber hundert werden, wenn sie dableiben.«
    Ich hatte schon vorher ähnliche Behauptungen gehört, aber ich glaubte nicht so recht daran. Sicher brachte das Leben in der

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