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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fassen, es war einfach zu ungeheuerlich. Mir schoß plötzlich durch den Kopf, daß dieser junge Mann zu einem Teil des Hauses geworden war, wie auch immer.
    Hatte nicht Kelly davon gesprochen, daß das Haus in der Lage war, Menschen zu fressen, sie zu verschlucken oder wie auch immer?
    Es war jetzt egal. Wir mußten zusehen, daß wir Roy Walker freibekamen. Er war selbst hilflos, und mit genau dem Ausdruck in den Augen starrte er uns an. Dieser junge Mann war zu einem Bündel Mensch geworden, das von Panik geschüttelt wurde. »Das… das… Haus«, gurgelte er aus seinem Mund hervor. »Das Haus ist verflucht. Es frißt die Menschen. Es läßt sie nicht frei. Es lebt, es atmet. Die Wände, die Decke, der Boden, überall ist das Böse.«
    »Okay, Roy, okay. Versuche, ruhig zu bleiben. Wir werden dir helfen, bestimmt.«
    »Nein. Das geht nicht!«
    Suko war um ihn herum gegangen. Er schob seine Arme unter die Achselhöhlen des Mannes und schaute mich über seinen Kopf hinweg an. Dann sammelte er seine Kräfte. Wer Suko kannte, der wußte auch, daß er nicht eben schwach war. Vor Roys Brust hatte er seine Hände zusammengelegt, um mit diesem Klammergriff Roy Walker aus der Erde zu ziehen.
    Er kämpfte, er bemühte sich, er strengte sich an. Ich hörte ihn keuchen und sah auch, wie sich sein Gesicht verzerrte. Ganz im Gegensatz zu dem des Veränderten, denn Walkers Gesicht war erstarrt.
    »Jetzt!« rief Suko.
    Ich drückte ihm die Daumen, ich wünschte ihm, daß er es schaffte, aber die andere Kraft war zu mächtig.
    Sie hielt dagegen, und sie hielt ihr Opfer fest. Suko konnte sich bemühen wie er wollte, Roy Walker blieb im Erdboden, und Suko blieb nichts anderes übrig, als seinen Griff zu lösen.
    Keuchend trat er zurück und schüttelte den Kopf. Seine Wut und auch die Verzweiflung sah ich ihm an. »John, ich schaffe es nicht. Es ist unmöglich.«
    Ja, das hatte ich auch gesehen. Die andere Macht war einfach zu stark. Plötzlich kam auch ich mir so hilflos vor. Ich wußte nicht, was wir noch unternehmen konnten. Mit einer Gegengewalt erreichten wir gar nichts.
    Roy warf seinen Kopf hin und her. Er schlug mit den flachen Händen gegen den kalten Erdboden. Aus seinen Augen rannen Tränen, und er fing wieder an, von dem Haus zu sprechen. »Es kann sich auflösen. Das Böse hat überlebt, alle haben überlebt, die gefressen wurden. Sie sind noch da, man kann sie spüren.«
    »Was ist genau passiert?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.«
    »Und was ist mit den anderen beiden?«
    »Ich weiß es nicht. Im Haus ist es dunkel. Ich habe sie nicht gesehen, es ist anders. So tot, und trotzdem…«
    »Roy! Roy!« Kellys Rufe hörten sich erstickt an. »Roy, mein Gott, was ist denn?«
    Sie hatte es am Rover nicht mehr ausgehalten. Mit langen, unsicheren Schritten rannte sie auf uns zu und blieb neben uns stehen, die Augen voller Panik. Tief Luft holend blieb sie stehen, starrte uns an, dann Roy Walker und kam nicht damit zurecht, daß wir standen und er nicht. »So holt ihn doch hoch!« schrie sie.
    »Das geht nicht!« erwiderte Suko.
    »Warum denn nicht?« brüllte Kelly ihn an.
    »Er ist ein Teil der Erde«, sagte ich mit möglichst ruhiger Stimme.
    Kelly bewegte sich nicht. Auf einmal war sie zu einer Statue geworden. Sie starrte ins Leere und schüttelte dann sehr, sehr langsam den Kopf. »Nein, John, das glaube ich nicht. Das kann ich nicht glauben. Das will ich nicht glauben.«
    »Es ist leider so wie Suko es gesagt hat, Kelly. Tut mir leid, besonders für Roy.«
    Allmählich begriff Kelly, daß wir mit dem Entsetzen keinen Scherz getrieben hatten. Sie senkte den Kopf und konzentrierte sich auf Roy Walker. »Stimmt das, Roy? Stimmt das?«
    Er weinte.
    Kelly trat zurück. Dann schlug sie ihre Hände gegen das Gesicht und drehte sich weg. Es sah so aus, als würde sie durchdrehen, ich ging sicherheitshalber zu ihr, doch sie blieb ganz ruhig. Auch ihre Arme waren wieder nach unten gesunken. »Ich glaube euch alles, John«, sagte sie leise. »Warum solltet ihr auch lügen? Aber Roy war nicht allein, verstehen Sie? Bernie Salsa war bei ihm. Auch Simon Fowler, mein Freund. Verdammt noch mal, was ist mit ihnen?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Dann fragen Sie ihn doch!«
    »Das haben wir, Kelly. Er kennt die Antwort nicht, und wir müssen es ihm glauben. Das Haus ist im Innern stockfinster. Man kann seine eigene Hand nicht vor Augen sehen. Schwarz wie das All. Er weiß nicht, was mit

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