Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
etwas habe ich noch nie gehört. Da muß das Böse so stark sein, daß der Mensch das Vertrauen in das Gute verliert.«
    »Es kann auch wieder zurückgewonnen werden, Kelly«, sagte ich. »Ich weiß nicht…«
    »Doch, Kelly, doch. So muß man einfach denken. Sehen Sie mal, auch die beiden Mädchen hatten so gut wie keine Chance mehr. Godwin hätte sie getötet, aber ich bin gekommen und habe ihn ausschalten können. Was ist das gewesen?«
    »Zufall!« Sie hatte das Wort so ausgesprochen, als wäre sie davon nicht überzeugt.
    »Schicksal.«
    »Von oben gelenkt, John?«
    »Ich meine schon. Nicht unbedingt von oben, aber so kann man es auch sagen.«
    »Es fällt mir schwer, dies alles so optimistisch zu sehen. Noch vor einem Tag war ich ganz anders. Da haben Simon und ich über die Zukunft gesprochen, aber jetzt gibt es für ihn keine Zukunft mehr, und meine sehe ich auch nicht gerade in blühenden Farben.« Sie strich über ihr Gesicht und hob mit einer verloren wirkenden Bewegung die Schultern. Dann schaute sie angestrengt nach draußen und bat mich, langsamer zu fahren, weil wir gleich abbiegen mußten.
    So etwas wie eine Einfahrt gab es nicht. Allerdings einen prägnanten Punkt, denn in der Nähe standen zwei Bäume dicht beisammen, so daß sich ihr Astwerk beinahe berührte.
    Ein Straßengraben war hier nicht vorhanden, so daß ich ohne Schwierigkeiten auf das Feld rollen konnte. Zumindest hatte ich den Eindruck, über ein Feld oder einen Acker zu fahren, denn die normale Glätte des Bodens war verschwunden. Eine mit kleinen Hindernissen bestückte Piste lag vor uns.
    Kelly hatte uns zuvor erzählt, daß wir von der Straße weg direkt auf Graystone Hall zufahren würden.
    Ich strengte meine Augen an, um das Ziel zu sehen. Noch war nichts zu erkennen. Die Finsternis der Nacht und auch der Dunst bildeten ein Gemenge, das mit den Blicken kaum zu durchdringen war.
    »Wir werden gleich Bäume sehen«, flüsterte Kelly. »Für mich sahen sie aus wie Gerippe.«
    »Warum?«
    »Sie hatten ihre Blätter verloren und…«
    »Das ist normal.«
    »Ja, schon.« Sie drückte sich im Gurt nach vorn. »Da, wenn Sie nach links schauen, können Sie die ersten bereits erkennen. Schaurig sehen sie aus, nicht?«
    Ich hatte das Fernlicht eingeschaltet und lenkte den Rover etwas in diese Richtung. Kelly hatte nicht unrecht. Was da wuchs, konnte man mit einiger Phantasie als Gerippe bezeichnen. Ob die Bäume nur deshalb so bleich wirkten, weil sie das Licht der Scheinwerfer erwischte oder ob sie bleich waren, das fand ich nicht heraus. Ihre Blätter hatten sie verloren. Sie lagen auf dem Boden wie ein nasser, bunter Teppich.
    »Da ist das Haus!«
    Suko hatte es gesehen. Vielmehr einen Schatten in der nächtlichen Dunkelheit. Auch erreichten die letzten Reste des Fernlichts das Gemäuer und verteilten sich in der Nähe der Tür, wo sich die Balkone und Veranden abzeichneten.
    »Bitte, John, halten Sie an!«
    »Warum?«
    »Ich habe Angst. Ich will nicht näher. Hier ungefähr haben wir schon einmal gestanden.«
    »Okay, Kelly, wie Sie wollen.«
    »Danke.« Das Wort klang erleichtert.
    Wir rollten noch über eine letzte Bodenwelle, dann stand der Rover. Niemand von uns stieg zunächst aus. Wir blieben sitzen und atmeten tief durch. Das Licht löschte ich noch nicht. Viel mehr bekamen wir nicht zu sehen. Zwischen Rover und Hauswand rollten die Dunstschwaden in Bodenhöhe und machten eine klare Sicht unmöglich.
    »Das ist Graystone Hall!« flüsterte Kelly und schüttelte sich. »Das ist es.«
    »Sieht imposant aus.«
    »Mag sein, aber ich hasse es. Es besteht aus vielen Zimmern. Sie alle besitzen einen Balkon oder eine Veranda. Man kann sie ja sehen. An der Rückseite soll nichts sein. Nicht einmal ein Fenster. Aber genau weiß ich das nicht.«
    Suko klopfte mir leicht auf die Schulter. »Dann laß uns mal aussteigen, Alter.«
    »Das hatte ich vor.« Der Gurt war bereits in die Höhe geglitten, und auch Kelly schnallte sich los.
    »Sie wollen nicht hier im Auto bleiben?« fragte ich.
    »Nein, John, nein. Ich bleibe am Wagen und möchte Sie bitten, mir einen Schlüssel zu geben, wenn möglich.«
    »Ich lasse ihn stecken.«
    Sie sah mein Lächeln und wurde verlegen. »Nicht, daß Sie mich falsch verstehen, ich möchte nicht fliehen, eigentlich nicht…«, sie suchte nach Worten. »Aber falls es sein muß, dann verschwinde ich. Dann kann ich vielleicht mein Leben retten.«
    »Das wäre möglich.«
    »Danke.«
    Suko hatte den Wagen schon

Weitere Kostenlose Bücher