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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kribbeln auf meiner Haut und blickte über Sukos Schulter hinweg in die pechschwarze Finsternis des Hauses. Ja, es war finster!
    Ungewöhnlich finster. Dunkler als draußen. Auch durch die Fenster sickerte kein Schattenlicht. Sie malten sich nicht einmal ab. Wieder kam mir der Gedanke, daß sie von innen mit dunkler Farbe angestrichen sein mußten.
    Suko war so weit vorgegangen, damit ich genügend Platz hatte, um die Tür zu schließen. Ich ließ mir Zeit dabei und lauschte den knarrenden Geräuschen. Zudem schleifte sie noch mit dem unteren Ende über die Bohlen hinweg, und allmählich verschwand auch der letzte Rest an einem sichtbaren Grauschwarz.
    Dann war die Tür zu.
    Jetzt stand auch ich in der Finsternis, als hätte mich eine luftdichte Kiste umschlossen.
    Suko und ich redeten nicht miteinander. Jeder ging seinen eigenen Gefühlen und Ahnungen nach. Im Haus war es kalt. Keine winterliche Kälte, sie kam mir anders vor. Sie war auch nicht trocken. Dafür leicht angefeuchtet. Man konnte als Gast den Eindruck haben, daß irgend etwas durch die Luft schwebte und sich um die Personen drehte, die das Haus betreten hatten. Sie klebte an mir, und sie brachte zudem einen Geruch mit, der mir überhaupt nicht gefiel, obwohl wir ihn schon so oft gerochen hatten. Es war der Gestank nach Moder, nach Verfaultem, nach Vergangenheit und Vergänglichkeit.
    Oder der Gestank als Erbe dessen, was hier an Schrecklichem geschehen war.
    Ich saugte diesen Geruch durch die Nase ein und hörte, daß Suko ebenso reagierte. Auch er >trank< ihn, und als er sich auf der Stelle bewegte, hatte er sich mir zugedreht, denn seine Stimme erreichte mich von vorn.
    »Ein Totenhaus, John. Leichengeruch…«
    »Stimmt.«
    »Wo sind die Toten?«
    »Graystone Hall hat sie geschluckt.«
    »Sagt man.«
    »Wir werden sie finden.«
    »Okay, du hast nichts dagegen, daß ich Licht mache?«
    »Nein, warum?«
    Mein Freund hatte die Stableuchte dabei. Sie brachte mehr als unsere kleinen Lampen. Ein großer, heller Kreis und ein Kegel, der durch den Eingangsbereich wanderte.
    Suko ließ sich dabei Zeit. Er schwenkte seine Arme von rechts nach links. Das Licht glitt über den Boden hinweg, und wir waren beinahe enttauscht, als wir sahen, daß der Untergrund aus normalem Holz bestand.
    »Keine Knochen«, sagte ich.
    »Hast du das erwartet?«
    »Ich rechne mit allem.«
    Der bleiche Arm wanderte weiter. Nichts störte ihn. Keine dunkle Wolke trieb durch ihn. Kein schwarzer Nebel, der diesen Geruch abgestrahlt hätte.
    Er erreichte die Wände.
    Auch da wurden wir enttäuscht, denn Schlamm sahen wir nicht. Außen wie innen bestanden sie aus Holzbohlen. Fest zusammengedrückt. Es gab keine Lücke, durch die am Tage hätte Licht fallen können. Auch von den beiden anderen jungen Männern entdeckten wir keine Spur.
    Das Haus war tot – und doch lebte es!
    Es war etwas hier, das im Verborgenen lauerte. Gut versteckt und nur dann sichtbar, wenn es selbst dazu bereit war.
    Die andere Seite konnte sich in mannigfaltigen Erscheinungen zeigen, das hatten wir oft genug erlebt. Aber es konnte sich auch als Geistwesen zurückhalten und dann zuschlagen, wenn es wichtig war.
    Sukos Lampenschein erfaßte den Beginn einer Treppe und verharrte dort. Normale Holzstufen führten in das Dunkel der oberen Etage und zu den anderen Zimmern.
    Noch hatten wir keines besichtigt, und es gab hier unten auch keine. Die Türen führten nicht in Räume, sondern einfach nur auf die breiten Balkone hinaus.
    Wären Zimmer vorhanden gewesen, hätten sich ihre Vorbauten in den Bereich des Eingangs hineinschieben müssen, was nicht der Fall war. Der Schein bewegte sich die Treppe hoch und sah dort auf den Stufen aus wie ein bleicher, geknickter Teppich oder wie ein Band, das irgendwann in der Dunkelheit verschwand.
    Suko zog seine Lampe wieder zurück. Er schaltete sie nicht aus und leuchtet vor seine Füße. »Jetzt bist du an der Reihe, John.«
    Er brauchte keine Erklärungen abzugeben, ich wußte auch so, was er meinte. Mein Kreuz hatte ich in die Tasche gesteckt und holte es nun hervor. Wieder dachte ich an das Kreuz des Küsters. Dieser Gedanke war rasch verschwunden, als ich die Wirkung meines Kreuzes mitbekam. Die Finger hatten es kaum berührt, da war schon die Wärme zu spüren, die durch das Metall glitt und sich auch auf meiner Haut verteilte.
    »Es reagiert, nicht?«
    Ich nickte nur.
    Beide waren wir gespannt. Ich hob die Hand langsam an. Das Kreuz stellte ich dabei senkrecht, damit der

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