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Willkommen in der Wirklichkeit

Willkommen in der Wirklichkeit

Titel: Willkommen in der Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Natürlich habe ich ihr das gesagt. Zum Teufel, wenn ich vorgehabt hätte, mit anderen Frauen zu schlafen, hätte ich doch nicht geheiratet!« Er beugte sich nach vorn. »Ich verstehe immer noch nicht, was das mit diesen perversen Handlungen zu tun hat, zu denen ich sie angeblich gezwungen habe!«
    »Monogamie«, sagte Saul Schomon mit Grabesstimme, »gilt nach deutschem Recht als Perversion. Ihre Frau behauptet, daß Sie sie durch Ihre wiederholten Treuebekundungen moralisch unter Druck gesetzt und dadurch zu einer unnatürlichen monogamen Lebensweise gezwungen haben. Ihre Frau behauptet weiterhin, daß sie durch diese, hm, perverse eheliche Beziehung seelischen Schaden erlitten hat. Und Ihre Frau behauptet letztendlich, daß Sie bewußt und in voller Kenntnis der unterschiedlichen Moralvorstellungen gehandelt haben. Was sagen Sie dazu?«
    Valentin öffnete den Mund, aber er brachte keinen Laut hervor. Er konnte Schomon nur anstarren. Es war verrückt. Christina mußte verrückt sein. Das war die einzige Erklärung für diese … diese Farce.
    »Außerdem liegt eine beglaubigte Zeugenaussage des Autonomen Homöostatischen Apartments L.A. 33-5421-71 vor«, sagte Schomon. »Das Apartment bestätigt Ihre wiederholten, hm, perversen Treuebekundungen und den in einer Abschrift beigefügten Inhalt eines Vidfongesprächs, das Sie vor einer Woche, also nach der Trennung, mit Ihrer Frau geführt haben. Sie wollten Ihre Frau zur Rückkehr bewegen, stimmt das?«
    »Ich wollte mich mit Christina versöhnen.« Er nickte. »Ich … ich war betrunken. Ich kann mich nicht genau an das erinnern, was ich gesagt habe, aber … Ja, ich habe sie gebeten, zu mir zurückzukehren. Aber das ist doch kein Verbrechen, oder?«
    »Unter normalen Umständen nicht, doch wenn das Gericht Sie der Erzwingung perverser monogamer Handlungen für schuldig befindet – und nach deutschem Recht bleibt ihm keine andere Wahl – könnte man dieses Vidfongespräch als zusätzlichen Akt seelischer Grausamkeit auslegen.« Der Justitiar des Instituts für Reinkarnautik lehnte sich zurück. »Es tut mir leid, Valentin, aber die Rechtslage ist nicht günstig für Sie.«
    Valentin schüttelte benommen den Kopf. »Ich glaube es nicht. Ich kann es nicht glauben.« Aber er wußte, daß er in der Falle saß, einer Falle, die er sich mit seiner Unterschrift unter dem Ehevertrag selbst gestellt hatte. Die Christina mir gestellt hat, verbesserte er sich in Gedanken. Absichtlich. Vorsätzlich. Aber warum? Um zehn Millionen Neue Dollar aus ihm herauszupressen? Geld, das er nicht hatte und niemals haben würde? Wie Christina sehr wohl wußte?
    »Was kann ich tun?« fragte er heiser. »Es muß doch irgend etwas geben, das ich tun kann!«
    Schomon nagte an seiner Unterlippe. »Sind Sie sicher, daß Sie während Ihrer Ehe mit keiner anderen Frau geschlafen haben?« Valentin wollte aufbrausen, aber Schomon hob beschwichtigend die Hände. »Ich frage, weil ein einziger beglaubigter Ehebruch Ihre rechtliche Position verbessern würde. Natürlich bliebe dann immer noch die Tatsache bestehen, daß Sie Ihrer Frau gegenüber behauptet haben, monogam zu leben, aber …«
    »Nein«, sagte Valentin. »Es gab keine andere Frau.«
    »Nun ja, aber Sie könnten zumindest …« Schomon räusperte sich. »Ich meine, vielleicht könnten Sie mit Stella reden. Jeder hier im Institut weiß doch, daß Stella bis über beide Ohren in Sie …«
    »Nein!« unterbrach ihn Valentin schroff. »Ich will Stella nicht in diese Sache hineinziehen.« Doch er wußte, daß dies nicht der wahre Grund war. Er konnte es nicht tun, weil er damit vor Gericht – vor Christina – zugeben würde, seine Frau betrogen zu haben. Und das war etwas, das gegen seine Moralvorstellungen verstieß. So pervers sie nach deutschem Recht auch sein mochten.
    Saul Schomon rang sich ein optimistisches Lächeln ab. »Nun, wir werden schon einen Ausweg finden, Valentin.«
    »In ein paar Minuten bin ich im Institut. Ich komme direkt zu Ihnen.«
    »Ich erwarte Sie in meinem Büro.« Schomon nickte und unterbrach die Verbindung.
    Valentin lehnte sich zurück und schloß die Augen. Christina, dachte er. Ich liebe sie, und sie will mich ruinieren. Vernichten. Es ist unbegreiflich.
    »Mr. Valentin?« sagte der Autopilot des Schwebewagens.
    Valentin öffnete die Augen. In der Ferne, jenseits eines ausgedehnten Ruinengürtels, sah er die weißen, im maurischen Stil gehaltenen Gebäude des Instituts für Reinkarnautik. Der Schwebewagen

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